23. Juni 2025
von Thomas Will
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Auf der Autonahn

Tag 26 – Ijmudien – Bischofsheim

Nächte auf Fähren sind meist kurz und manchmal auch etwas lauter. Das Motorengeräusch unseres Schiffes war auf Deck 4 jedenfalls so intensiv zu hören, dass dies das Schnarchen des ein oder anderen Radlers überdeckte. So trafen wir uns (mehr oder weniger) ausgeruht zum Frühstück und konnten uns hier noch mal ausgiebig Zeit lassen, denn aufgrund des großen Andrangs im Hafen konnten wir erst um 10 Uhr anlegen und eine viertel Stunde später das Schiff verlassen. Der Sprühregen in Ijmuiden hatte rechtzeitig aufgehört und so konnten wir ohne Probleme die Räder verpacken. Es war genügend Zeit unsere Bahnfahrer zum Bahnhof zu transferieren und dann starteten wir Richtung Heimat. Die ersten 150 Kilometer liefen außerordentlich gut. Doch dann: Vollsperrung der Autobahn vor der Grenze zu Deutschland. Abfahren. Tanken. Auffahren. Mittagsrast. Fahrerwechsel. Ich setze mich auf den Beifahrersitz und fange an zu arbeiten. So langsam dominiert die Politik wieder über dem Fahrrad. Na ja, so ganz weg war sie auch in den vergangenen drei Wochen nicht. Mal sehen, wer zuerst in Bischofsheim ist – die Bahn- oder die Busfahrer. Wenn man sich auf Google verlassen kann, dann haben wir ganz gute Karten.  Und die haben wir ausgespielt. Nach 26 Tagen in fremden Betten ist es schön auch wieder mal im eigenen Bett zu schlafen (wenn auch nur kurz). Radtouren wie diese – es war die zwanzigste große Tour in den vergangenen dreißig Jahren – werden (gefühlt) immer komplizierter. Durch die moderne Kommunikation finden bis weit in die Tour hinein noch Abstimmungen mit den Hotels, Fährgesellschaften und den „Pausengastgebern“ unterwegs statt. Na ja, ich merke auch, dass (so manche) Etappe(n) keine Spazierfahrten sind und Substanz kosten – je länger die Tour wird. Jetzt gilt es erst einmal die vergangenen Tage und Kilometer zu verarbeiten.

22. Juni 2025
von Thomas Will
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Ungeplanter Stadtbummel

Tag 25 – Newcastle

Man muss einem Hotel auch eine zweite Chance geben. Wir haben es heute am Vormittag beim Frühstück getan und sind belohnt worden. Der „Ausraster“ unseres „Kellners“ am gestrigen Abend war die Ausnahme. Und so fuhren wir gut gelaunt auf unsere letzte Etappe. Durch den Park, vorbei am Stadion in die Innenstadt von Newcastle. Am Denkmal Earl Grey stellten wir unsere Räder ab uns streiften drei Stunden durch die Stadt. Hier noch ein (letztes) englisches Bier, dort noch ein (Abschieds) T-Shirt, ein Sandwich oder ein Eis. Typisch britisch noch ein paar Regenspritzer und dann die zwölf Kilometer zum Hafen. Kleiner Aufreger am chek in: man wollte den Überweisungsbeleg der Umbuchung sehen. Also: Tablet aus der Satteltasche auspacken zeigen, dass dies heute Vormittag fristgerecht geschehen ist. Dann auf`s Schiff. Fahrräder anschnallen. Gepäck abnehmen und Stufe um Stufe hinauf und (wieder) hinunter. Jetzt Kabinenverteilung. Wir tauschten die Karten. Juan muss sich eine Ersatzkarte ausstellen lassen. Mal sehen wie ruhig die Nacht wird. Da wir umgebucht haben, nächtigen wir in „tierfreundlichen“ Kabinen. So einen ersten Vorgeschmack auf das Festland haben wir schon bekommen, an Bord herrscht wieder mitteleuropäische Zeit.

(Update kommt am Montag)

Tourdaten: 23km, 1.32 Stunden im Sattel, 14,7km Durchschnitt, 40,0km maximal, 162 Höhenmeter, Höchster Punkt 112 Meter

21. Juni 2025
von Thomas Will
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Der Nebel des Grauens

Tag 24 Kirkwall – Aberdeen

Es ist 5.20 Uhr. Der Wecker klingelt. Um 6 Uhr gibt es Frühstück. Das muss schnell gehen, denn um 7 Uhr legt unsere Fähre in Aberdeen an und dann geht es mit dem Kleinbus von Eddie Rattray in Richtung Newcastle. Soweit die Theorie. Bis zum Frühstück war noch alles in Ordnung, doch dann kamen die ersten Hinweise – der Hafen von Aberdeen ist gesperrt: Nebel. Na ja, moderne Technik, Nebel, die Wetterapp – so schlimm werde es schon nicht werden. Es wurde schlimmer. Die Informationen von der Brücke waren genauso spärlich wie eintönig. Über Stunden die wenigen gleichen Infos. Die ersten beiden Stunden machten wir uns noch keine Gedanken. Die Busfahrt nach Aberdeen war mit fünf Stunden kalkuliert, wir hatten ein Zeitfenster von neun Stunden kalkuliert, was sollte da schon schiefgehen. Es wurde 9 Uhr, es wurde 10 Uhr – die Fähre lag eine Meile vor dem Hafen – es tat sich nichts. So langsam wurden wir unruhig. Wir telefonierten mit Eddie Rattray, der im Hafen von Aberdeen wartete. Wir telefonierten mit der Fährgesellschaft, die uns um 17 Uhr von Newcastle in die Niederlande bringen sollte. Stornieren? Noch abwarten? Um 12 Uhr dann de bittere Wahrheit: wir werden es vor 17 Uhr nicht schaffen und damit am Sonntag auch nicht in Bischofsheim sein. Unser Bus wartet, organisiert einen zweiten Fahrer. Ein kleiner Mittagsimbiss vertreibt die Zeit. Jetzt rufen wir bei DFDS an. Die Fähre für Samstag wird storniert. Die Umbuchung auf Sonntag klappt (gerade) noch. Fast alle Plätze auf dem Schiff waren ausgebucht. Das um 14 Uhr die Durchsage: es klart ein wenig auf – das Schiff kann in den Hafen einlaufen. Kurz nach ½ 3 sind wir da. Unsere Busfahrer warten. Schnell sind die Räder verstaut, wir verabschieden uns von Kiki und Alf, die noch eine Woche in Schottland bleiben. Jetzt geht es nach Newcastle, aber nicht zum Schiff, sondern in ein Hotel am Rande der Stadt. Unsere Tour wird einen Tag länger. Morgen kommen nochmal 17 Kilometer (der Weg zum Fährhafen) dazu. Jetzt um 16.15 Uhr ist dort das Ende der check in Zeit, genau 187 Meilen von uns entfernt. Eddie Rattray schaffte die Strecke hervorragend. Unterwegs wurden bei uns Erinnerungen an die vergangenen drei Wochen wach. Was haben wir für Landschaften gesehen. Kurz nach 20 Uhr waren wir an unserem Hotel in Newcastle. Na ja, der Transoport der Fahrräder hätte etwas besser sein können. Hier in England mussten wir erfahren, dass die Hinweise auf Webseiten nicht unbedingt mit der Realität übereinstimmen. Konkrekt beim Abendessen. Schließzeit der Küche laut Internet: 22 Uhr – real 20.45 Uhr. Was uns vor (lösbare) Probleme stellte. Dass man dann Vorspeise und Hauptgang zusammen servierte ist ja noch akzeptabel, dass wir aber am Tisch unser Essen und unsere Getränke selbst zusammen rechnen sollten (es gab nur eine Tischrechnung) war schon gewöhnungsbedürftig.