10. Juni 2023
von Thomas Will
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Ja, ja die Bahn

17. Tag – Villers-Bretonneux – Bischofsheim

Unser Bahndrama von gestern Abend ist glimpflich zu Ende gegangen. Um Mitternacht hatten alle BahnfahrerInnen ein Bett. Wenn die Meldungen richtig sind, dann mussten sie den neuen Tag aber ziemlich nüchtern angehen. Auch das Frühstück soll sehr spartanisch ausgefallen sein. Dafür saß man um 7.10 Uhr im Zug nach Deutschland und bis 14 Uhr waren alle wieder (glücklich) zu Hause. Wir BusfahrerInnen ließen uns erst einmal unser Frühstück schmecken. Richtig entspannt ließen wir den Samstag angehen. Noch ein französisches Frühstück, Eier von eigenen Hühnern, selbstgemachter Joghurt mit Kokos – warum denn jetzt für 540 Kilometer auf die Autobahn? Wir verabschieden uns herzlich. Nach einer halben Stunde dann der Schreck: die Tanknadel rutscht in den roten Bereich. Weit und breit keine Tankstelle. Mit dem letzten Tropfen schaffen wir es – 74,35 Liter gehen in den Tank (bei einem Fassungsvermögen von 75 Litern), die Anspannung fällt ab. Weiter nach Osten. Kleine Mittagsrat bei Metz. Eine Gruppe ukrainischer Trucker bestaunt unsere Landkarte am Anhänger. Wir müssen weiter. Während Uwe am Nachmittag unser Gespann lenkt entstehen die ersten Ideen für die Tour 2025, ich schreibe an dem Entwurf für unseren Anpassungsbeschluss für den Kreisetat und suche nach einem passenden Nachläufer für mein Fahrrad. So verfliegen die letzten Autobahnstunden in Lothringen und Rheinland-Pfalz. 16.10 Uhr. Wir sind (wieder) da. Ausladen, ein paar erste Eindrücke werden ausgetauscht. Die Tour 2023 ist vorbei. Wir werden uns noch oft (gemeinsam) daran erinnern. Am Freitag geht es los: Ausrolltour um 18 Uhr.

9. Juni 2023
von Thomas Will
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Am Tag als der Regen kam

16. Tag – Jersey – Villers-Bretonneux

5.50 Uhr – Aufstehen, 6.30 Uhr – Frühstück, 7.30 Uhr Abfahrt. Es sind nur 4,5 Kilometer vom Hotel bis zum Fährhafen, aber man muss alle (wirklich?) Eventualitäten einplanen. Um 7.50 Uhr sind wir am Fährhafen und nach der Passkontrolle ist erst einmal „Warten“ angesagt. Ich telefoniere mit meinem Büro; das Wochenende und der Montag müssen abgesprochen werden. Sonntag „Schirmherrschaft beim Lauf gegen Depressionen“. Klar, dass ich da nicht nur rede, sondern auch mitlaufen werde. Mal sehen was da nach zwei Wochen Radfahren geht. Montag steht am Vormittag die „Lenkung“ auf der Tagesordnung und danach ruft Berlin. Gemeinsam mit der Geschäftsführerin kämpfe ich dort für unser Krankenhaus. Dazwischen der Haushalt unseres Kreises – wir brauchen den „Anpassungsbeschluss“. Kurz vor 9 Uhr. Ich werde aus meinen Gedanken gerissen. Wir können an Bord. Mit fünf Minuten Verspätung legt das Schiff ab. St. Malo erreichen wir pünktlich. Noch mal 3,5 Kilometer – und wir sind am Parkplatz. Jetzt geht alles wie am Schnürchen. Hänger auf, Kartons raus, Pedalen an den Rädern ab, Lenker quer, alles (nach einem genauen Plan) in den Hänger, Taschen dazwischen, Hänger an Bus koppeln, Bahnfahrer verabschieden – und ab auf die Autobahn. Um 13.15 Uhr starten wir (7) in St. Malo. Und was jetzt kommt glauben wir kaum. Es regnet. Zuerst leicht, dann kippt es für fünf Minuten wie aus Kübeln. Das nennt man dann wohl Punktlandung. Die Bahnfahrer (10) kurz nach uns. Wir bekommen die Meldung, dass alle Bahnfahrer den Umstieg geschafft haben und im Zug nach Paris sind. 304km/h lautet dort die aktuelle Höchstgeschwindigkeit – das schaffen wir mit dem Bus nicht (ganz). Eine kurze Rast an der Autobahn. Gefühlt sind es 35°C. Wir fahren weiter. Unser Navi führt uns mitten durch Rouon. Noch enger können die Straßen auch nicht werden. Um kurz nach 19 Uhr sind wir da. Fast gleichzeitig kommt die Hiobsbotschaft der Bahnfahrer. Stromausfall. Verspätung. Wir sitzen im Garten. Wir werden köstlich bewirtet. Gruß aus der Küche. Vorspeise. Es wird immer besser. Wir bekommen die Nachricht: der TGV rollt wieder. Bei uns geht es weiter. Zu jedem Gang der passende Wein. Irgendwie haben wir ein schlechtes Gewissen. Wir wünschen euch alles Gute. Kommt gut heim. Morgen mehr.

Tagesdaten: 7,5 Kilometer (im Sattel) gefahren. Auf die anderen Tagesdaten verzichte ich heute. Die lohnen sich einfach nicht. Unsere Gesamttour war damit 1.235 real gefahrene Kilometer lang.

8. Juni 2023
von Thomas Will
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Wandern, besichtigen und ein wenig einkaufen

15. Tag – Jersey

Wann merkt man bei den Euroradlern, dass eine Tour zu Ende geht? Die Zeichen lassen sich schnell deuten: beim Frühstück sieht man kein Radlertrikot, die übliche Hektik weicht erfahrungsbedingter Gelassenheit (auch wenn davon am heutigen Donnerstag recht wenig zu spüren war), das Fahrrad wird durch einen öffentlichen Bus oder ein paar Wanderschuhe ersetzt und in der whats-app Gruppe findet man Vorschläge für ein Cafe (nach dem Stadtbummel). Ein Dutzend Euroradler machte sich auf den Weg nach St. Helier und erstes Ziel sollte (eigentlich) das Elizabeth Castle sein.

Aber was passiert, wenn man (also ich) einmal die Route nicht auf der analogen Karte kontrolliert? Das digitale Navi schickt uns direkt in den Fährhafen. Da wollen wir aber erst am morgigen Freitag hin. Also zurück, ein Stück die Hauptstraße östlich und schon hatten wir den Abfahrtsplatz für unser Amphibienfahrzeug (also einen schwimmenden Bus) gefunden. Binnen von zehn Minuten waren wir „drüben“ dem Ort, den man nur bei Ebbe zu Fuß erreichen kann – und das war heute nur zwischen 14.20 und 17.20 Uhr der Fall. Wir tauchten für knapp zwei Stunden in die wechselvolle Geschichte ein und „flohen“, bevor ein (über)eifriger „Offizier“ aus dem 19. Jahrhundert uns zwangsrekrutiert hätte. Ob das auch Jupp und Joachim gelungen ist, war beim Schreiben dieser Zeilen noch nicht klar, im „schwimmenden Bus“ waren sie zumindest erst einmal nicht zu sehen. Auf dem Eiland muss man sich aber nicht nur vor dem Militär in Acht nehmen, auch die Möwen können den Besuchern ganz schön zusetzen. Zurück in St. Helier, der pulsierenden Hauptstadt. Wir sehen Euroradler bei der Suche nach einem Cafe, bei der Rückkehr von einer Wanderung oder in der Kleinmarkthalle (die donnerstags leider schon um 14 Uhr schließt) – der „Gruppenzwang“ ist heute aufgehoben. Jetzt gilt es die Packtaschen vorzubereiten. Am Freitag muss alles ganz schnell gehen. Frühstück gibt es schon um 6.30 Uhr, wenn auch nicht „full english“.