9. Juni 2023
von Thomas Will
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Am Tag als der Regen kam

16. Tag – Jersey – Villers-Bretonneux

5.50 Uhr – Aufstehen, 6.30 Uhr – Frühstück, 7.30 Uhr Abfahrt. Es sind nur 4,5 Kilometer vom Hotel bis zum Fährhafen, aber man muss alle (wirklich?) Eventualitäten einplanen. Um 7.50 Uhr sind wir am Fährhafen und nach der Passkontrolle ist erst einmal „Warten“ angesagt. Ich telefoniere mit meinem Büro; das Wochenende und der Montag müssen abgesprochen werden. Sonntag „Schirmherrschaft beim Lauf gegen Depressionen“. Klar, dass ich da nicht nur rede, sondern auch mitlaufen werde. Mal sehen was da nach zwei Wochen Radfahren geht. Montag steht am Vormittag die „Lenkung“ auf der Tagesordnung und danach ruft Berlin. Gemeinsam mit der Geschäftsführerin kämpfe ich dort für unser Krankenhaus. Dazwischen der Haushalt unseres Kreises – wir brauchen den „Anpassungsbeschluss“. Kurz vor 9 Uhr. Ich werde aus meinen Gedanken gerissen. Wir können an Bord. Mit fünf Minuten Verspätung legt das Schiff ab. St. Malo erreichen wir pünktlich. Noch mal 3,5 Kilometer – und wir sind am Parkplatz. Jetzt geht alles wie am Schnürchen. Hänger auf, Kartons raus, Pedalen an den Rädern ab, Lenker quer, alles (nach einem genauen Plan) in den Hänger, Taschen dazwischen, Hänger an Bus koppeln, Bahnfahrer verabschieden – und ab auf die Autobahn. Um 13.15 Uhr starten wir (7) in St. Malo. Und was jetzt kommt glauben wir kaum. Es regnet. Zuerst leicht, dann kippt es für fünf Minuten wie aus Kübeln. Das nennt man dann wohl Punktlandung. Die Bahnfahrer (10) kurz nach uns. Wir bekommen die Meldung, dass alle Bahnfahrer den Umstieg geschafft haben und im Zug nach Paris sind. 304km/h lautet dort die aktuelle Höchstgeschwindigkeit – das schaffen wir mit dem Bus nicht (ganz). Eine kurze Rast an der Autobahn. Gefühlt sind es 35°C. Wir fahren weiter. Unser Navi führt uns mitten durch Rouon. Noch enger können die Straßen auch nicht werden. Um kurz nach 19 Uhr sind wir da. Fast gleichzeitig kommt die Hiobsbotschaft der Bahnfahrer. Stromausfall. Verspätung. Wir sitzen im Garten. Wir werden köstlich bewirtet. Gruß aus der Küche. Vorspeise. Es wird immer besser. Wir bekommen die Nachricht: der TGV rollt wieder. Bei uns geht es weiter. Zu jedem Gang der passende Wein. Irgendwie haben wir ein schlechtes Gewissen. Wir wünschen euch alles Gute. Kommt gut heim. Morgen mehr.

Tagesdaten: 7,5 Kilometer (im Sattel) gefahren. Auf die anderen Tagesdaten verzichte ich heute. Die lohnen sich einfach nicht. Unsere Gesamttour war damit 1.235 real gefahrene Kilometer lang.

8. Juni 2023
von Thomas Will
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Wandern, besichtigen und ein wenig einkaufen

15. Tag – Jersey

Wann merkt man bei den Euroradlern, dass eine Tour zu Ende geht? Die Zeichen lassen sich schnell deuten: beim Frühstück sieht man kein Radlertrikot, die übliche Hektik weicht erfahrungsbedingter Gelassenheit (auch wenn davon am heutigen Donnerstag recht wenig zu spüren war), das Fahrrad wird durch einen öffentlichen Bus oder ein paar Wanderschuhe ersetzt und in der whats-app Gruppe findet man Vorschläge für ein Cafe (nach dem Stadtbummel). Ein Dutzend Euroradler machte sich auf den Weg nach St. Helier und erstes Ziel sollte (eigentlich) das Elizabeth Castle sein.

Aber was passiert, wenn man (also ich) einmal die Route nicht auf der analogen Karte kontrolliert? Das digitale Navi schickt uns direkt in den Fährhafen. Da wollen wir aber erst am morgigen Freitag hin. Also zurück, ein Stück die Hauptstraße östlich und schon hatten wir den Abfahrtsplatz für unser Amphibienfahrzeug (also einen schwimmenden Bus) gefunden. Binnen von zehn Minuten waren wir „drüben“ dem Ort, den man nur bei Ebbe zu Fuß erreichen kann – und das war heute nur zwischen 14.20 und 17.20 Uhr der Fall. Wir tauchten für knapp zwei Stunden in die wechselvolle Geschichte ein und „flohen“, bevor ein (über)eifriger „Offizier“ aus dem 19. Jahrhundert uns zwangsrekrutiert hätte. Ob das auch Jupp und Joachim gelungen ist, war beim Schreiben dieser Zeilen noch nicht klar, im „schwimmenden Bus“ waren sie zumindest erst einmal nicht zu sehen. Auf dem Eiland muss man sich aber nicht nur vor dem Militär in Acht nehmen, auch die Möwen können den Besuchern ganz schön zusetzen. Zurück in St. Helier, der pulsierenden Hauptstadt. Wir sehen Euroradler bei der Suche nach einem Cafe, bei der Rückkehr von einer Wanderung oder in der Kleinmarkthalle (die donnerstags leider schon um 14 Uhr schließt) – der „Gruppenzwang“ ist heute aufgehoben. Jetzt gilt es die Packtaschen vorzubereiten. Am Freitag muss alles ganz schnell gehen. Frühstück gibt es schon um 6.30 Uhr, wenn auch nicht „full english“.

7. Juni 2023
von Thomas Will
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Wenn der Dunst sich erst einmal verzieht

14. Tag – Rundfahrt Jersey

Mit dem Abendessen war am Dienstag „noch lange nicht Schluss“. Meine MitradlerInnen hatten sich (für mich) noch einen Abschlussgang ausgedacht, der mich noch lange an meinen Geburtstag auf den Inseln erinnern wird. Ein Paar Socken. Aber nicht „irgendwelche“, sondern solche bei den klar ist wo sich Vorder- und Rückseite befinden. Um es aber zu bemerken, muss man der französischen Sprache mächtig sein. Das gleiche gilt für Sweater (ganz in Blau gehalten – aber nicht in der Zweiten Liga zu gebrauchen). Stephan moderierte den finalen Gang und Willi trug zu einem weiteren Highlight bei: Rudi hatte es sich nicht nehmen lassen (obwohl er aktuell andere Probleme haben dürfte) ein persönliches Gedicht zu schreiben. Mit einem Blick auf`s Meer ging der Tag dann endgültig zu Ende und der Mittwoch begann wie so viele Tagen auf den Inseln zuvor. Dunst und Schleierwolken am Vormittag vermittelten ein wenig Herbststimmung, die aber mit jeder Stunde mehr verflog. Unsere Tour ging entgegen dem Uhrzeigersinn noch Gorey – mit einem Blick auf das Castle. 18 Prozent Steigung waren es kurzzeitig. Ein Blick von außen musste genügen – zwanzig Minuten hätten wir bis zur Öffnung warten müssen. Weiter ging es zu „St. Catherine breakwater“ und dann entlang der Nordküste gen Westen. Die Mittagspause im einzigen Weingut Jerseys war eine willkommene Ruhepause inmitten von Reben. Von „Nichts“ über eine Erbsensuppe bis hin zum massigen Burger – die EuroradlerInnen füllten ihre Speicher wieder auf. Jetzt nach Südwesten. Traumhafter Ausblick am Corbiere Lighthaus. Kurz davor eine sandige schmale Abfahrt. Der Klassiker: mein Vorderrad stellt sich quer und der „Abstieg“ war unvermeidlich. Aufstehen, schütteln, aufsitzen und weiter. Von den Ausblicken – das ein oder andere Eis dabei musste sein – ging es auf einem ehemaligen Bahndamm an die Südküste. Die Jersey war tunnels „schenkten“ wir uns; die Eindrücke aus Guernsey sind noch frisch. Dafür ein wenig Natur. Weg von der Küste – hinein in das Waterworks Valley und noch mal hinauf auf gut 100 Meter Höhe. Unsere Tour ging mit einer klassischen Teepause zu Ende. „Unsere“? Nicht ganz. Uwe (mal 2) reichten die Kilometer nicht ganz aus – sie legten noch eine Zusatzrunde ein.

Tagesdaten:  65,0 Kilometer gefahren, Zeit auf dem Sattel:  4.37 Stunden, 14,1 Durchschnitt km, Maximale Geschwindigkeit 48,0  km, 717 Höhenmeter, höchster Punkt: 138 Meter, Maximale Steigung 18 %