6. Juni 2023
von Thomas Will
Kommentare deaktiviert für Pünktlich geht anders

Pünktlich geht anders

13. Tag – Guernsey – Jersey

Warum können Fähren denn nie pünktlich sein? Wir liegen im Hafen von St. Peter und warten darauf, dass unser Schiff ausläuft. Wir verabschieden uns von Guernsey – nach drei Tagen und  gefühlt geht es (jetzt schon) wieder zurück. Den am weitesten von Bischofsheim entfernten Punkt haben wir hinter uns. An diesem Dienstag war alles ein (klein) wenig anders als sonst. Schon früh „piepste“ das Handy immer wieder. Viele Menschen ließen mir ihre digitalen Glückwünsche schon vor dem Frühstück zukommen. Den ganzen Tag über sollte es so weitergehen. Zugegeben – es gibt unangenehmere Dinge, als solche Nachrichten. Beim Frühstück ging es so weiter. Ein Ständchen, kleine Geschenke auf dem Tisch und ein Luftballon zeigten auch optisch: hier sitzt ein Geburtstags(opa). Einmal mehr konnten wir uns beim Frühstück Zeit lassen und pünktlich um 11 Uhr starten wir zu unserer zweiten (diesmal kleineren) Inseltour. Dazwischen immer wieder Glückwünsche. Unsere erste Station: das Besatzungsmuseum – das die Zeit zwischen 1940 und 1945 beleuchtete, eine Zeit in der die Nazis auch auf den Kanalinseln ihre verbrecherischen Spuren hinterließen. Weiter an die Küste. Eine Polizeistreife machte uns klar, dass man auch auf Guernsey nicht gegen die Einbahnstraße fahren sollte. Hinunter an den Strand. Erster Geburtstagskaffee. Jetzt wieder den Berg hoch. Noch ein Aussichtspunkt und dann zurück nach St. Peter. Bevor wir zur Fähre fahren: ein Eis – und was für ein. Irgendwie passt es zum heutigen Tag. Wolfgang warnt uns. Auf zur Fähre. Eine Stunde vor Abfahrt sind wir da. Werden als letzte abgefertigt, hinter uns schließt sich das Tor. Wir warten und warten. Ich nutze die Zeit. Telefoniere mit Rudi. Er steht schon wieder. Auch eine erste Stufe ist er schon gegangen. „Mache nicht gleich zu viel“ will ich ihm zurufen. Wir reden über den Rücktransport in den Kreis und die Probleme mit den Versicherungen. Dazwischen Glückwünsche aus dem Landratsamt, aber auch die „tägliche Problemlage“. Fehlende Betreuungsplätze im Ganztag, der Neubau der GE-Schule in Trebur, Anfragen des HR und vom Echo; na ja – man kann eben nicht nur Geburtstag haben. Nach einer Stunde dürfen wir auf die Fähre. Viele Treppenstufen nach oben. Dann endlich – nach 45 Minuten – legt das Schiff ab. Das Telefon klingelt. Videocall – Hannes, Louisa, Caro und Karsten sind dran. Hannes will den Raum sehen, in dem wir sind. 2023 ist das kein Problem. Bei unserer ersten Fährfahrt (1993) hätten wir nicht mal telefonieren können. Wir kommen mit 90 Minuten Verspätung an. Die Fahrt zum Hotel geht flott. Auch die Zimmerverteilung klappt (trotz der üblichen Frage: twin or double). Wir haben knapp eine halbe Stunde. Geduscht und „fertig“ kommen wir zum Abendessen. Fabian ruft an. Auch er denkt an mich. Celina kurz danach. Manche sind hungriger. Die Getränkebestellung ist etwas chaotisch. Aber es klappt. Carmen und ich teilen uns ein „Liberation“. Wir bekommen sogar zwei Gläser. Jetzt ist Geburtstag.

Tagesdaten:  28,0 Kilometer gefahren, Zeit auf dem Sattel:  2.15 Stunden, 12,3 Durchschnitt km, Maximale Geschwindigkeit 39,0  km, 374 Höhenmeter, höchster Punkt: 105 Meter, Maximale Steigung 13 %

 

 

 

 

5. Juni 2023
von Thomas Will
Kommentare deaktiviert für Ein Tag ohne Fahrrad

Ein Tag ohne Fahrrad

12.Tag – Die Sonne lässt auf sich warten

Im Süden Englands lacht die Sonne, in der Normandie ebenfalls. Über den Kanalinseln liegen leichte Schleierwolken. Und die sorgen dafür, dass es am Vormittag noch empfindlich kalt ist. Für das Frühstück können wir uns ein wenig länger Zeit lassen. Ab 9.30 Uhr startet unser Tag. Und diesmal nicht in einer Gruppe, sondern – je nach Interessenslage – sehr individuell. Da gibt es die Wanderfraktion, die Hardcoreradler (die keinen Tag ohne sein können) und die zuerst noch größte Gruppe, die mit Carmen und mir zum Castle Cornet laufen. Der Wind bläst heftig und eigentlich könnte man schon einen Guernsey Jumper vertragen. Wir stöbern durch die weitläufige Festung, deren wechselvolle Geschichte sich in vielen Ausstellungen widerspiegelt. Immer wieder wird klar, welches Leid Kriege und bewaffnete Konflikte gebracht haben – auch so weit draußen auf dem Meer. Nach zwei Stunden geht es (für uns) zurück in die Stadt. Wir tauchen ein wenig in das lebendige Küstenort ein. Eine Erbsensuppe zu Mittag und später ein Tee im Candie Garden. Jetzt ist auch die Sonne da. Wir machen noch einen Abstecher auf den Victoria Tower (was für eine Aussicht) und dann geht es langsam zurück ins Hotel. Die Waschmaschinen laufen schon – morgen werden die Trikots wieder benötigt.

4. Juni 2023
von Thomas Will
Kommentare deaktiviert für Herrliche Landschaften und bedrückende Geschichte

Herrliche Landschaften und bedrückende Geschichte

11. Tag – Rundfahrt auf Guernsey

Mit länger schlafen wird es dann nichts, wenn man abends vergisst den Vorhang zuzuziehen und die ersten Sonnenstrahlen schon kurz nach 5 Uhr andeuten, dass die Nacht zu Ende ist. Noch mal versuche ich die Augen zu schließen, aber gegen ½ 7 (ist ja eigentlich schon eine Stunde später) geht nichts mehr. Da das Frühstück erst ab 8 Uhr möglich ist, bleibt genügend Zeit für die Planung der heutigen Etappe. Frühstück: „full englisch breakfast“ – Eier, Blutwurst, Bohnen, Pilze, Tomate und die typisch englische Sausage. Einmal reicht aber auch; ein guter Grund das Mittagessen ausfallen zu lassen. Aus dem Kreis höre ich, dass die Operation bei Rudi gut verlaufen ist. Wir machen uns auf unsere Tour rund um die Insel. Entgegen dem Uhrzeigersinn geht es zuerst zu den Dolmen und danach zum Fort Doyle – dem nordöstlichsten Punkt der Insel. Weiter zu Rousse Tower und zum Sauarez Park. Wir wenden uns nach Westen und komme nach 30 Kilometern zum Fort Grey. Wer jetzt mein Lihou Island – auch bei Ebbe – mit dem Fahrrad erreichen zu können, wird ein paar Minuten später merken, dass es auch für den geübtesten Radler natürliche Grenzen gibt. Wir radeln weiter zur Südwestspitze und danach nördlich des Flughafens zur Little Chapel. Gut, dass die Touristenströme noch nicht überall sind. Tobi lädt uns zu einem Guernseyeis ein und dann radeln wir weiter zum „German Underground Hopital“. Ein weiteres Zeugnis für den Größenwahn der Nazis, hier auf der kleinen Insel. Eine halbe Stunde in den weitläufigen Stollen ist beklemmend. Munitionslager und (für drei Monate) Krankenhaus – welch ein Wahnsinn. Überhaupt, die Zeugen der deutschen Besatzung sind überall sichtbar, die Natur ist aber die zweifellos schönere Seite der Insel. Wir kommen zurück zum Hotel. Wir haben mal wirklich Zeit. Ich telefoniere mit Rudi. Es geht ihm den Umständen entsprechend gut – morgen wollen wir mal sehen, wie der zurück nach Deutschland kommen kann. Heute Abend wollen wir im „La Perla“ essen – und da gibt es die Möglichkeit (hoffentlich) individuell zu wählen. Auch bei den Euroradler(innen) setzen sich nämlich die individuellen kulinarischen Vorlieben immer deutlicher durch. Vegetarisch ist überhaupt kein Thema. Aber bei den Vorspeisen beginnt es schon: Fisch „ja“, aber nur gekocht und gebacken – und beim Dessert endet es: „auf keinen Fall Käse“. Essen wird so individuell wie der eingefahrene Fahrradsattel.

Tagesdaten: 51 Kilometer gefahren, Zeit auf dem Sattel: 3.30 Stunden, Durchschnitt 14,7km, Maximale Geschwindigkeit 42,9km, 556 Höhenmeter, höchster Punkt: 102 Meter, Maximale Steigung 14%