12. Juni 2025
von Thomas Will
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Gestrandet im Fährhafen

Tag 15 – Von Lonmore nach Tarbert

Über Nacht war es Sommer geworden – schottischer Sommer. Wenn es um die Mittagszeit über 20°C hat, denn ist hier T-Shirt-Wetter. Na ja, die Sonne hätte sich ein wenig öfter zeigen können, aber wenn es in Schottland nicht regnet und der Wind nicht so stark bläst, dass man mit dem Fahrrad kaum vorankommt, dann darf man sich nicht beschweren. Unser Frühstück war sensationell. Ich ließ mich dazu hinreißen Toast mit Haggis und einem poschierten Ei zu wählen. Kaum hatte ich es ausgesprochen, wollte ich es schon wieder rückgängig machen. Zu spät. Also durch. Nicht nur optisch, auch geschmacklich war es eine Offenbarung. Ein paar Tage länger hatte ich es hier schon ausgehalten. Aber keine Chance. Christian und Tobi schlugen für sich an dem zauberhaften Ort noch gut eine Stunde raus: der Grund war aber (wohl) nicht das Frühstück, sondern die Federgabel. Wir rollten – na ja, zuerst war ein wenig klettern angesagt. Immer weiter in den Norden der Insel. Um die Mittagszeit rollten/kletterten wir an Uig vorbei. Ziel war das Museum of Island. Hier spürten wir den Hauch der Geschichte. Wie lebten die Menschen in den Jahrhunderten vor unserer Zeit. Die acht kleinen Cottages gaben uns einen guten Einblick. Der Blick vom Freilichtmuseum über die Bucht beeindruckte uns ebenso. Eine kurze Mittagsrast – ein Kaffee, etwas Süßes und zurück nach Uig, denn dort liegt der Fährhafen, von dem aus die Schiffe zu den Äußeren Hebriden auslaufen. Da sich die Abfahrtszeit unserer Fähre in den vergangenen Wochen (gefühlt) wöchentlich änderte hatten wir jetzt Zeit. Viel Zeit. Das Angebot jedoch spärlich. Ein kleines Café am Hafen. Teetime. Einschiffen. Alf und Kiki melden sich. Sie stoßen vor den Orkneys wieder zu uns. Schön, dann radeln wir wieder im Dutzend. Im Fahrhafen treffen Bruno aus Leutkirch. Er ist hier gestrandet. Auch mit dem Fahrrad. Wir nehmen ihn für eine Nacht in der Gruppe auf und er bekommt ein Bett. Das Hotel liegt 100 Meter vom Fähranleger entfernt. Wir schieben die paar Meter. Gepäck ins Zimmer. Jetzt noch ein Bier und morgen radeln wir auf Harris.

Tourdaten: 68km, 4.20 Stunden im Sattel, 15,5km Durchschnitt, 50,2km maximal, 808 Höhenmeter, Höchster Punkt 142 Meter

 

11. Juni 2025
von Thomas Will
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Die Geschichte der Clans

Tag 14 – Von Broadfort nach Lonmore

So gut dürften unsere Fahrräder lange nicht mehr geschlafen haben. Und auch wir konnten uns sicher sein, dass sie außer durch das Schnarchen des „geschafften“ Pedaleurs nicht gestört wurde. Beim Frühstück um 7 Uhr hatten wir uns harter Konkurrenz mehrerer Busgesellschaften zu erwehren, besonders beim Stau vor der Kaffeemaschine. Mit leichter Verspätung ging es los. Gut 13 Kilometer aus der Mainroad – Auto an Auto (wo die nur alle hinwollen), doch dann sollte es 10 Kilometer entspannt an der Küste entlanggehen. „Straße gesperrt“ (1,5 Meilen). Was nun. Nach den vergangenen Tagen waren wir unsicher. Aber dann siegte unser Expeditionsgeist. Nach drei Kilometern waren wir uns sicher „es geht“ – um nach der Hälfte der Strecke zu sehen: wo ist die Straße. Weggebrochen. Na ja, wenigstens kein Wasser neben uns. Also drüber. Und dann lief es – bis wir wieder zur Hauptstraße kamen. Nach 30 Kilometern wurde es besser, die Hauptverkehrsachse zweigte rechts ab und wir bogen Richtung Nordwesten ein. Ein wenig wellig, ein wenig feucht, ein wenig (oder manchmal mehr) windig, aber kurz vor 13 Uhr waren wir beim Mittagessen. Sehr gute Suppe, bester Espresso seit Tagen – Bog Myrtle Skye – ist zu empfehlen, auch wegen der lieb gemachten Einrichtung. Weiter. Wieder ein paar knackige kurze Anstiege, Arndt passte als „Besen“ bestens auf seine Schäfchen auf und dann fuhren wir (bewusst) an unserem Hotel vorbei. Wir hatten ein Ziel, sieben Kilometer weiter: Dunvegan Castle. Ein Schloss musste es auf der Tour mindestens sein, und so tauchten wir tief in die Geschichte der Clans ein. Irgendwie erinnerten die Geschichten und Namen an „Outlander“. Sehenswert dort aber auch die schön angelegten Gärten. Jetzt noch sechs Kilometer bis zu unserem Hotel. Früh da, gut so, denn Abendessen wird schon um 19 Uhr serviert. Es gelingt uns das Frühstück auf 7.30 Uhr vorzuverlegen und sogar den erst zugesagten und dann abgesagten Wäscheservice zu aktivieren, so dass wir am Donnerstag wieder in unseren blauen Trikots fahren können und man uns am Wappen erkennt.

Tourdaten: 75km, 4.53 Stunden im Sattel, 15,7km Durchschnitt, 58,5km maximal, 775 Höhenmeter, Höchster Punkt 148 Meter

 

 

 

 

10. Juni 2025
von Thomas Will
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Gegen den Wind

Tag 13 – Von Fort Augustus nach Broadford

Wir hätten heute vom Frühstück direkt zum Brunch und danach zum Lunch übergehen können, soviel stand um kurz vor 8 Uhr auf dem Tisch unseres B&B. Warum? Unsere Eisenbahnfahrer hatten am Vortag die Information bekommen, dass das Haus ohne Frühstück gebucht sei – und mussten schnell handeln, dass der kleine örtliche Supermarkt gerade seine Pforten schloss. Also kaufte Arndt ein. Vom Brot über die Milch, bis hin zum Obst und was man sonst noch so alles benötigt. Da aber selbstverständlich das Frühstück inklusive war, war der Tisch übervoll und vieles davon fand sich in der ein oder anderen Satteltasche wieder. So wurde es kurz nach 9 bis wir starteten. Christian und Tobi fahren die „Alternative 1“ (kurz, schmutzig, steil), der Rest der Gruppe entlang von Loch Ness auf der Straße (länger und flach).  Nach 40 Kilometern hatten wir uns wieder. Jetzt erst einmal gegen den Wind kämpfen. Und ganz flach war es dann doch nicht – dafür die Ausblicke fantastisch. Nach 69 Kilometern die späte Mittagsrast. Wieder ein toller Seeblick. Und dann trennten sich die Wege erneut. Auf den finalen 38 Kilometern zum Ziel gab es die Optionen Bundesstraße (über die Skyebrücke) oder Bergstraße (über die Fähre). Und die war ein Unikat. Eine handbetriebene Drehscheibenfähre. Der Unterschied auf der Strecke waren gut 600 Höhenmeter. Fast gleichzeitig kamen wir in Broadford an und bei der Frage: wo sollen die Fahrräder hin – die klare Antwort „auf ihr Zimmer“ – also übernachten sie heute direkt bei uns. Davor steht aber erst einmal das Abendessen an – mit direktem Blick auf das Meer – und wir haben wieder Zuwachs bekomen: Alf und Kiki sind wieder da. Aller Voraussicht aber nur zum Abendessen. Sie bleiben weiter individuell unterwegs. Für uns steht morgen Skye und die erste Besichtigung auf dem Tourenplan.

Tourdaten: 109km, 6.49 Stunden im Sattel, 16,2km Durchschnitt, 42,8km maximal, 835 (1.244) Höhenmeter, Höchster Punkt 281 Meter