14. Juni 2025
von Thomas Will
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Sonne satt in Stornoway

Tag 17  – Von Carloway nach Ullapool

Der Himmel hielt, was der Wetterbericht versprach: Sonne. Gefühlt hatten wir so einen schönen Tag seit den Niederlanden nicht mehr. Mal eine Wolke, mal ein wenig Hochnebel, aber immer angenehm warm und auch der Wind meinte es gut mit uns. Wir ließen es langsam angehen. Erst um 9.15 Uhr saßen wir auf dem Sattel und machten uns auf den Weg zur Fähre. Der Norden der Insel hat nicht nur ein völlig anderes Gesicht als der Süden: er zeigte es uns auch. Das Thermometer knackte die 20°C Marke und wir rollten nach gut 40 Kilometern in Stornoway ein. Die Mittagspause im „The New Lewis“ sog sich ein wenig, dafür waren die Käsenudeln (mit Fisch) vom Feinsten. Wir hatten bewusst kleine Portionen geordert, schließlich stand am Nachmittag keine große Tour mehr an. Stattdessen ging es zum Fährhafen und pünktlich um 15.30 Uhr legte unser Schiff in Richtung Ullapool ab. Ausruhen, ein Kaffee oder ein Tee und nahezu pünktlich waren wir wieder auf dem Festland. Oder doch der Insel? Noch 500 Meter bis zum Hotel. Und Schottland wäre nicht Schottland, wenn es jetzt nicht ein paar Tropfen geregnet hätte. Unser Hotel war bestens vorbereitet. Ein Fahrradcontainer nur für uns (also unsere Räder – und sogar mit Heizung). Jetzt noch ein entspannter Samstagabend – morgen werden wir ein paar Kilometer mehr auf den Tacho fahren und auch die Höhenmeter werden mal wieder die tausender Marke überspringen.

Tourdaten: 44km, 2.50 Stunden im Sattel, 15,4km Durchschnitt, 46,3km maximal, 420 Höhenmeter, Höchster Punkt 105 Meter

 

 

 

13. Juni 2025
von Thomas Will
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Freitag der Dreizehnte

Tag 16 – Von Tarbert nach Carloway

Am letzten Tag unserer Radtour auf Island wären wir beinahe vom Wind aus dem Sattel geblasen worden. Viele RadlerInnen erzählen noch heute voll Ehrfurcht von diesem Tag. Dass es jemals hätte schlimmer kommen können: unvorstellbar. Bis heute. Aber der Reihe nach. Unser Frühstück „zooog“ sich. Wir kamen im leichten Regen erst kurz nach 9 Uhr los und es ging gleich mal bergan (zweistellig). Nach drei Kilometern blieben wir auf der kleinen Nebenstraße und fuhren langsam weiter steil bergan. Das Display meines Garmin war kaum zu erkennen – die Landkarten liegen irgendwo beim Zoll (unser Dokumentenpäckchen, das eigentlich nach Broadford hätte kommen sollen, erreichte uns bis jetzt nicht) und so dauerte es einen guten Kilometer bis ich erkannte: „falsch“ – ein Schrei, ein Fluch, zurück. Wir (ich) hatte(n) die Abfahrt verpasst. Es regnete weiter. Rechts ab? Wirklich? Single Trail? – Kurze (aber heftige) Debatte. Das Team Vorsicht siegte. Also zurück nach Tarbert. Jetzt auf der Hauptstraße. Es regnete weiter. Umweg. Plus 15 Kilometer. Aus dem Wind wurde ein Sturm. Kurze Pause. Unterstellen – aber wo? Ein paar Häuser. Bewohnt, aber keiner öffnete uns. Also versuchen wir es. Fahren ging nicht. Schieben. Ein paar Meter. Carmen, Willi und ich waren hinten. Voran kamen wir nicht mehr. Wir stemmten uns gegen unsere Räder. Solche Momente bringen einen nicht nur körperlich an die Grenze – auch mental. Die anderen Radler schafften es nach oben. Steens (bei der Tour nach Tallinn) Rabat (in Marokko) sind für mich Orte, an denen ich bemerkte, dass man auch Grenzen akzeptieren muss Tarbert zählt jetzt dazu. Wir fuhren ein paar Meter zurück. Ein Laden in dem es (fast) alles gab. Auch Hilfe. Das mit dem Linienbus ging daneben, aber ein Taxi mit abenteuerlichem Fahrradträger war unsere Rettung. Die Vormittagsetappe unternahmen wir auf vier, statt auf zwei Rädern. Die Hardcorefahrer hatten es geschafft dem Sturm zu trotzen, der sich später in einen tollen Schiebewind wandelte. Kurz vor 14 Uhr waren wir alle wieder zusammen. Die „Standing Stones von Callanish wollten wir unbedingt sehen. 15% Steigung zeigt das Schild auf dem Weg dorthin. Mein Handy klingelt. Mein Sohn. Er sucht den Busschlüssel. Ich habe ihn in Schottland dabei (für die Rückfahrt). Durch die Zeit reisen klappt nicht. Weder mit dem Schlüssel, noch mit uns. Ja, wir sind noch da – die Kraft der Steine hat uns nicht zweihundertfünfzig Jahre zurück in den amerikanischen Unabhängigkeitskrieg versetzt. Was wir auch schafften – das Mittagessen bei den Alpakas, auch wenn wir als letzte Gäste schon stark in den Aufräumprozess involviert waren. Kuriose Begebenheit am Rande: gut 30 deutsche Touristen auf E-Bikes, alle mit gelber Warnweste tauchten plötzlich auf. Des Rätsels Lösung: ein Landgang von „Mein Schiff“, das in Stornoway vor Anker lag. Wir sollten weiter. Jetzt gemeinsam. Ziel: „Gearrannan Blackhouse Village“. Wir zeigten unseren Explorer Pass, nur der hat hier keine Gültigkeit. Also nachzahlen. Freitag der Dreizehnte. Jetzt zum Hotel. Fahrräder stehen trocken in der Garage. Unsere Wäsche ist in der Maschine und wir freuen uns auf das Abendessen. Hoffentlich gehen die nächsten Stunden ohne weitere Hiobsbotschaften zu Ende.

Tourdaten: 35 (92) km, 2.34 (5.17) Stunden im Sattel, 13,7 (18,4) km Durchschnitt, 49,7 km maximal, 499 (1240) Höhenmeter, Höchster Punkt 86 Meter

 

12. Juni 2025
von Thomas Will
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Gestrandet im Fährhafen

Tag 15 – Von Lonmore nach Tarbert

Über Nacht war es Sommer geworden – schottischer Sommer. Wenn es um die Mittagszeit über 20°C hat, denn ist hier T-Shirt-Wetter. Na ja, die Sonne hätte sich ein wenig öfter zeigen können, aber wenn es in Schottland nicht regnet und der Wind nicht so stark bläst, dass man mit dem Fahrrad kaum vorankommt, dann darf man sich nicht beschweren. Unser Frühstück war sensationell. Ich ließ mich dazu hinreißen Toast mit Haggis und einem poschierten Ei zu wählen. Kaum hatte ich es ausgesprochen, wollte ich es schon wieder rückgängig machen. Zu spät. Also durch. Nicht nur optisch, auch geschmacklich war es eine Offenbarung. Ein paar Tage länger hatte ich es hier schon ausgehalten. Aber keine Chance. Christian und Tobi schlugen für sich an dem zauberhaften Ort noch gut eine Stunde raus: der Grund war aber (wohl) nicht das Frühstück, sondern die Federgabel. Wir rollten – na ja, zuerst war ein wenig klettern angesagt. Immer weiter in den Norden der Insel. Um die Mittagszeit rollten/kletterten wir an Uig vorbei. Ziel war das Museum of Island. Hier spürten wir den Hauch der Geschichte. Wie lebten die Menschen in den Jahrhunderten vor unserer Zeit. Die acht kleinen Cottages gaben uns einen guten Einblick. Der Blick vom Freilichtmuseum über die Bucht beeindruckte uns ebenso. Eine kurze Mittagsrast – ein Kaffee, etwas Süßes und zurück nach Uig, denn dort liegt der Fährhafen, von dem aus die Schiffe zu den Äußeren Hebriden auslaufen. Da sich die Abfahrtszeit unserer Fähre in den vergangenen Wochen (gefühlt) wöchentlich änderte hatten wir jetzt Zeit. Viel Zeit. Das Angebot jedoch spärlich. Ein kleines Café am Hafen. Teetime. Einschiffen. Alf und Kiki melden sich. Sie stoßen vor den Orkneys wieder zu uns. Schön, dann radeln wir wieder im Dutzend. Im Fahrhafen treffen Bruno aus Leutkirch. Er ist hier gestrandet. Auch mit dem Fahrrad. Wir nehmen ihn für eine Nacht in der Gruppe auf und er bekommt ein Bett. Das Hotel liegt 100 Meter vom Fähranleger entfernt. Wir schieben die paar Meter. Gepäck ins Zimmer. Jetzt noch ein Bier und morgen radeln wir auf Harris.

Tourdaten: 68km, 4.20 Stunden im Sattel, 15,5km Durchschnitt, 50,2km maximal, 808 Höhenmeter, Höchster Punkt 142 Meter