31. Mai 2023
von Thomas Will
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Mit dem Wind nach Westen

7. Tag – Epernon – Nogent-le-Rotrou

Wir kommen vom Abendessen und holen unsere Wäsche aus dem kleinen Wasch- und Trockenraum im Hotel. Für 15€ bekommen wir alle unsere Trikots, Hosen, Socken (und was man sonst noch beim Radfahren am Körper hat) gewaschen. Für den Trocknungsprozess bedienen wir uns mangels eines Hoteltrockners den Föhnen in unseren Badezimmern – und es klappt bestens. So sind wir heute wieder an unserem optischen Erscheinungsbild zu erkennen und nicht am Geruch. Vor uns liegen knapp 100 Kilometer französische Wellpappe. Nach gut einem Viertel der Strecke kommen wir nach Chartres. Wir haben genügend Zeit uns die (über)mächtige Kathedrale anzusehen. Natürlich bringt die Anfahrt ein paar Höhenmeter zusätzlich. Weiter geht es. Heute sogar vollkommen sturzfrei. Der Rückenwind tut heute ganze Arbeit. Schon um 12.15 Uhr sind wir in Illers-Combray. Klar: es gibt Pizza. Kiki hat vorbestellt und mit unserer Ankunft wandern die Rohlinge in den Ofen. Wir sitzen noch nicht richtig, da stehen sie schon vor uns. Wie immer: 12 (Pizzen – davon 4 vegetarisch) für 18 RadlerInnen. Eine kleine Gruppe kulturbeflissener Radler macht noch einen Abstecher zur benachbarten Kirche und als sie fünf Minuten später kommen, sieht es so aus, als hätten sie den (Essens)anschluss verpasst. Aber wir sind solidarisch. Auch beim Mittagessen. Wasser auffüllen und weiter geht es. Die Landschaft wird ein wenig welliger, aber dafür auch wieder stärker bewaldet. Der Schatten tut gut. Seit einer Woche können wir die Regenkleidung in den Satteltaschen lassen. Gut so (für uns). Noch ein letzter Anstieg, dann eine Abfahrt und um 15.20 Uhr sind wir nach 97 Kilometern in Nogent-le-Rotrou. Jetzt kommt der Genussteil: mitten auf dem Marktplatz ein kleines Eckcafe. Wir lassen uns nieder. Kleine Törtchen, ein oder zwei „Longcoffee“ und Softeis (anderes gab es nicht), bis die Eismaschine ihren Geist aufgibt und nur noch „Erdbeer“ ausspuckt. Jetzt aber zum Hotel. Klar wäscht man uns auch hier gerne die Trikots. Unsere sportliche Leistung wird honoriert. Ich nutze die beiden Stunden und „baue mein Büro auf“. Mails beantworten – Schulsport – Schülerlenkung – Haushalt – Terminzusagen – auch 800 Kilometer von zu Hause ist man nie richtig weg. Aber so ist das, wenn zwei Hobbys miteinander konkurrieren. Jetzt noch schnell diese Zeilen. Wir essen heute „auswärtig“ – im Buffalo Grill – gleich neben dem Hotel am Stadtrand. Am Anfang geht es ganau so schnell wie am Mittag. Wir sitzen noch nicht richtig und da kommt auch schon ein kleiner Salat. Getranke? Mit der englischen Sprache komme ich nicht weiter. Uwe hilft. Wir bestellen. Und lernen: nicht immer ist bestellt und geliefert kompartibel. Mal sehen, was der Abend noch bringt.

Tagesdaten: 97 Kilometer gefahren, Zeit auf dem Sattel: 5.06 Stunden, Durchschnitt 18,5km, Maximale Geschwindigkeit 51,4km, 602 Höhenmeter, höchster Punkt: 292 Meter, Maximale Steigung 10%

 

 

 

30. Mai 2023
von Thomas Will
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Jetzt wieder einen Gang zurückschalten

6. Tag – Paris – Epernon

Es mag ja schon ein wenig an Wahnsinn grenzen mit dem Fahrrad nach Paris zu fahren. Aber dann noch eine 16 Kilometer lange Stadtrundfahrt (natürlich mit dem Fahrrad) dran zu hängen, dafür muss man schon ganz schön verrückt sein. Gestern beim Abendessen mussten wir die Geschichte der Euroradler wieder einmal erzählen. Der Bildschirm meines Notebooks wurde als Erinnerung fotografiert und heute in der französischen Hauptstadt kamen wir um die eine oder Antwort nicht herum – gut, wenn es in der Gruppe Menschen gibt, die sich auch in der Landesprache verständigen können. Vom Hotel aus ging es noch mal zum Art de Triomphe und dann ganz lang auf der Champs Elysees, vorbei an Notre Dame bis hin zum Eiffeltum. So – und jetzt noch nach Versailles. Davor lag der erste zwölf Prozenter. Von außen betrachtet ist das Schloss „einfach nur groß“ – für die Innenräume hatten wir (natürlich) keine Zeit. Das kleine italienische Lokal, für das wir uns entschieden hatten, wollte von unserer Bestellung: 12 Pizzen für 18 Radler nichts wissen und so machten wir uns einen Ort weiter. Wir wollten schon aufgeben, dann auf der linken Seite: „All you can eat“. Sollen wir? Na klar. Alf, der heute einen ganzen „Bustag“ hatte kam dazu und wir ließen es uns schmecken. Ja und dann kamen wieder die Fragen nach unserer Gruppe. Die nette Bedienung kam aus Tibet und fand unsere Tour ganz schön beeindruckend. (Tibet stand bisher noch nicht auf der Liste unserer Ziele). Jetzt verlassen wir den Pariser Speckgürtel. Stephan verlässt seine Kette. Sie verdreht sich so, dass es fast eine halbe Stunde dauert bis Frank und Uwe das mit ihm wieder hinbekommen. Noch ein paar kleine Steigungen. Jupp legt sich an einem sandigen Anstieg noch mal hin – er führt jetzt in der Rangliste – nur nimmt er dabei auch Carmen mit, die das aber eher mit Humor nimmt. Kurz nach 18 Uhr sind wir in Epernon. Unsere Räder dürfen in einen schönen Konferenzraum und unsere Trikots werden gewaschen – nur aufhängen sollen wir sie selbst – nach dem Abendessen.

Tagesdaten: 92 Kilometer gefahren, Zeit auf dem Sattel: 6.12 Stunden, Durchschnitt 15,1km, Maximale Geschwindigkeit 61,9km, 714 Höhenmeter, höchster Punkt: 202 Meter, Maximale Steigung 12%

 

 

29. Mai 2023
von Thomas Will
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Paris – einfach so nur zum Spaß

5. Tag – Soissons – Paris

Wer will das nicht einmal erleben? Mit dem Fahrrad zum Arc de Triomphe? Man muss dafür nicht unbedingt die Tour des France fahren. Wenn man mit den Euroradlern fünf Tage aktiv ist, dann schafft man das auch.

Aber der Reihe nach. Heute am frühen Morgen trafen wir uns zum Frühstück im Ibis in Soissons. Dort ist man wirklich auf Radfahrer eingestellt. Alle Zimmer im Erdgeschoss und sogar ein Zimmer für unsere Räder – perfekt. Übrigens auch das Frühstück – wenn man mal das dunkle Brot außen vorlässt. Wir kamen bestens voran. Die Landschaft wellig, aber fahrbar – bis es auf einmal es links abging. Steine, Sand – nicht schon wieder. Es war nicht nur die „verlorene“ Zeit auf dem Sattel, sondern auch die verlorene Schraube von Jupp, die uns erst einmal ausbremste. Sein Gepäckträger hielt den Belastungen nicht Stand und so musste mal wieder ein Kabelbinder her. Weiter ging es. Wir wurden wieder schneller und kamen genau um 12.30 Uhr – nach 62 Kilometern – zum Mittagessen. Diesmal gab es keine Pizza. Ein kleiner Lahmacun stärkte uns für den Nachmittag. Auch der fing eigentlich ganz normal an. Ein kleiner Anstieg, die Kalorien purzelten und wir standen plötzlich wieder vor einer Schotterpiste. Diesmal ging aber überhaupt nichts. Also nach links auf den Acker und so kamen wir wenigstens voran. Jupp und Petra auf die etwas andere Art. Aber auch andere Euroradler sind schon einmal unfreiwillig abgestiegen. Wir improvisierten. Weg von der Route, dafür Straße – und dann waren wir schon am Kanal. Schön. Neben uns Wasser, Bäume – alles grün und ein Radweg auf 20 Kilometer. Aber anstrengend. Je näher wir der französischen Hauptstadt kamen, umso heftiger wurde es. Kinder, Senioren, Fußgänger, Rennradfahrer (alles auch „innen) auf dem Weg war und ist Rücksicht oberstes Gebot. Für den Kopf war diese Teilstrecke anstrengender, als für die Waden. Kurze Pause. Sammeln. Heute schaffen wir es „Rolands Kaffepause“ zu genießen und irgendwie müssen wir die „Happy Hour“ erwischt haben. Gut für uns und ihn. Wir stimmten uns auf die Stadtfahrt ein. Und die war wirklich toll. 17 RadlerInnen mitten durch Paris. Alle im gleichen Trikot. Wir wurden fotografiert, schlängelten uns zwischen den Autos hindurch und schafften es – ohne Probleme – an unserem Hotel an der Seine anzukommen. Ganz nett. Aber nicht ganz so Radlerlike wie gestern in Soissons. Dank der Übersetzungsdiplomatie von Uwe bekamen wir einen sicheren Innenhof für unsere Räder und (fast) alle Zimmer so, wie wir sie bestellt hatten. Jetzt geht es ein paar Meter am Seineufer entlang. Wir sitzen bei „Oscar“ und diese Zeilen entstehen vor unserem Abendmenü.

Tagesdaten: 118 Kilometer gefahren, Zeit auf dem Sattel: 6.56 Stunden, Durchschnitt 16,4km, Maximale Geschwindigkeit 49,9km, 884 Höhenmeter, höchster Punkt: 212 Meter, Maximale Steigung 13%