Island in Marokko – oder: wieviel Frauen hast du?

12. Tag,  Sonntag, 24.. Mai 2015   –  Chefchaouen – Ketama

Auf Strecke SonntagDie Zahlen wurden immer niedriger, wenn Stephan auf die Temperaturanzeige auf seinem Fahrradtacho schaute: 5,9° C waren es am Nachmittag gegen 17 Uhr – damit keine Missverständnisse auftreten: die Euroradler befinden sich nicht auf Island oder dem Weg zum Nordkap sondern in Marokko. Der Tag hatte verregnet begonnen. So richtig Lust zum Bewältigen der 116 Kilometer hatten die wenigsten von uns – Carmen und Caro leisteten Herbert und Lysiane im Bus Gesellschaft und schauten sich noch mal ausgiebig Chefchaouen an. Die „blaue Stadt“ ist wirklich einen Besuch wert, wir hatten am Abend davor aber kaum Zeit. Für die Radler ging es erst einmal bergab – hinunter zur N 2 – und dann begann die Klettertour. Ein erster Kaffee in Bab Taza und dann weiter bergauf. Irgendwo zwischen Khamis Diq und Bab Berrad packte uns der Hunger.

Am Tisch Sonntag Ein paar kleine Geschäfte am Straßenrand – Brot gab es im Überfluss, dazu ein wenig Käse und die Frage ob wir auch Fleisch dazu wollen. Unschlüssige Gesichter. Man kannte ja die Hinweise aus den Reiseführern. Dann aber überwog die Neugier: „Ja“ – Eineinhalb Kilo Fleisch – durch den Wolf gedreht, dazu ein paar Zwiebeln und alle möglichen Kräuter – heraus kamen kleine „Hackwürstchen“ – und diese direkt auf den Grill. Nach ein paar Minuten standen sie auf dem Tisch. Wer greift zuerst zu? Kurzes Zögern – ein erster Biss – schmeckt – gut – und in wenigen Minuten war die Platte leer. Gerne hätte man uns hier im Rif noch ganz andere Sachen verkauft – aber das sollte noch kommen. Wir kletterten weiter: die Sonne besiegte die Wolken und wir waren guten Mutes. Aber: binnen Minuten zog sich der Himmel zu. Nebel. Es wurde kalt und kälter. Die Lust war dahin – und wir hatten noch 40 Kilometer. Dann endlich „Ketama“. Jetzt ist uns klar, warum in den Reiseführern davor gewarnt wird. In den wenigen Minuten, die wir an einer Kreuzung stehen mussten hätte man uns gerne „eingeladen“ – aber das waren noch die harmlosesten Angebote. Warum man nur eine Frau zu Hause habe, stieß auf völliges Unverständnis. Dafür haben wir gelernt, dass der „Berberbegriff“ für Hand Fuß heißt. Trotz der Kälte wurde uns ein wenig warm und wir kurvten bei eisiger Kälte zu unserem Hotel, wo man uns (trotz Buchung und Bestätigung vor wenigen Tagen) gar nicht erwartete. Aber auch dieses Problem konnten wir binnen Minuten lösen. Mal sehen, ob es jetzt noch was mit dem Abendessen wird – bestellt und bestätigt war es – aber was heißt das schon.

116,6 Kilometer, 13,8 km Durchschnitt, 56,6 km im Maximum, 8.25 Stunden, 2.188 Höhenmeter, 1.690 Meter am höchsten Punkt, 2.667 Kalorien

 

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