Schweiß am (Land)rücken

 1. Tag, Dienstag, 16. Mai: Bischofsheim – Fulda/Trätzhof

Und wieder sind zwei Jahre vorbei. Nach Marokko sollte es nur noch „kleine“ Touren geben – und jetzt nach Schweden. Kurz vor 5 Uhr klingelt der Wecker. Kann ich wirklich fahren? Habe ich mich das nicht auch vor zwei Jahren gefragt. Damals war unser Haus im Hessenring eine einzige Baustelle. Jetzt ist es das Haus von Karsten in der Friedrichstraße. Aber das ist nicht die einzige Baustelle. Schnell zum Briefkasten. Was schreiben die beiden Echos zur Kreisklinik? Der gestrige Montag hat schon Kraft gekostet – aber zum weiteren nachdenken bleibt keine Zeit. Zwei Löffel Müsli, ein schneller Kaffee, Waschbeutel in die Packtaschen und schon stehen die ersten Mitradler am Gartentor. Auch der Hessenring ist eine Baustelle – na ja, auf eine mehr kommt es ja nicht an – und dann (pünktlich um 6 Uhr) ein Pfiff und los geht es. Noch ist es empfindlich kalt an diesem Morgen, die Kilometer addieren sich auf dem Tacho, die Orte „fliegen vorbei“, nach einer Stunde Mörfelden, nach zwei Stunden Dreieich und kurz nach halb 9 frühstücken wir in der Bäckerei Bickert in Rodgau. 48 Kilometer haben wir auf dem Tacho. Freundlich und nett schickt man uns gestärkt wieder auf die Reise. Um 10 Uhr sind wir schon in Bayern. Die Fähre über dem Main: 50 Cent pro Person (mit Fahrrad) – lobenswert. Weiter geht es nach Gelnhausen. Schon um halb 12 sind wir in der Barbarossastadt. Jetzt Käsespätzle und Salat im Gasthof Baurat und weiter die Kinzig entlang. Die morgendliche Frische ist der Mittagshitze gewichen – was für ein Tag. Schnell sind wir in Schlüchtern, aber dann: der Landrücken. Eigentlich kein Berg, eher eine langgezogene Steigung, aber die Sonne, die Hitze und die 120 Kilometer in den Beinen machen die Strecke parallel zur Bundesstraße zu einer schweißtreibenden Angelegenheit. Nichts ist mehr trocken. Die Wasservorräte gehen dem Ende zu – aber gut: in Flieden erwartet uns eine tolle Kaffeetafel. Erdbeerkuchen,

Kaffee – und davor eine Apfelschorle – wir haben wieder Kraft. Unterwegs treffen wir einen Radler auf dem Weg nach Fulda. Er warnt uns vor einer Straßensperrung, führt uns über ein paar Nebenwege zurück um „R3“ und gegen 17.30 Uhr sind wir in der osthessischen Kreisstadt. Für Jochen und Hans heißt es jetzt schon „tschüs“. Sie fahren mit dem Zug zurück nach Bischofsheim: ihre Ausfahrtsgenehmigung war nur ein Tagespass. Wir radeln weiter. Haben noch eine kleine Steigung vor uns und erreichen mit dem Glockengeläut um 18 Uhr den Trätzhof. Marga und Steffi, die Harald und Karl bis Kiel begleiten, fotografieren unsere Ankunft. Zimmerverteilen, Räder in die Garage und ein Bier – oder war die Reihenfolge umgekehrt. Egal, den ersten Tag haben wir geschafft. Ach ja: Tim ist zum ersten Mal bei einer Tour dabei – und wir haben ihn gleich zum Besen gemacht, also dem Radler (in einer gelben Warnweste – mit Elch), der immer am Ende der Gruppe fährt. Tolle Leistung. Nur einmal in Gelnhausen, in der Altstadt, da ließ er seine Schäfchen ein paar Meter alleine; aber dafür gab es einen guten Grund: er wollte nicht absteigen. Jetzt sitzen wir im Trätzhof. Im Biergarten – die Bestellungen sind aufgegeben und die Frage: wann fahren wir morgen früh los beschäftigt die Runde.

158,8 Kilometer, 1.043 Höhenmeter, 9.01 Stunden auf dem Rad, 17,61 km im Durchschnitt, 52,13 km Höchstgeschwindigkeit, Höchster Punkt: 370 Meter, ca. 4.000 verbrauchte Kalorien

 

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