Start mit Hindernissen

2. Tag, Mittwoch, 17. Mai: Fulda/Trätzhof – Hann.-Münden

Es ist Glockenschlag 8 Uhr. Wir stehen vor der kleinen Kirche am Trätzhof und warten – auf Gerhard. Irgendwie hat er zwischen Dusche, Toilette und Handy die Abfahrtszeit verpasst – und das bei fast 140 Kilometern an diesem Tag. Wir wollen los. Aber natürlich warten wir. Nach sechs Minuten hängen die Satteltaschen, es sitzt der Helm und Gerhard auf seinem Fahrrad. Es geht erst einmal bergab ins Fuldatal. Aber nicht lange – und wir warten wieder. Diesmal auf Harald, der hat einen Platten. So wird es dann doch wieder fast halb neun, bevor es richtig losgeht. Die schattigen Radwege im Fuldatal machen Spaß. Rechts der Blick zur Rhön, links zum Vogelsberg und nach 45 Kilometern sind wir in Bad Hersfeld. So langsam holen wir die „verlorene Zeit“ wieder ein. Dann ein Radwegschild nach links, aber eigentlich geht der Weg parallel zur Straße geradeaus. Nun gut, wir folgen dem Schild und werden erst einmal zwei Kilometer nach Oste gelenkt. Wir wollen aber nach Norden. Während ich noch über so viel Radwegeplanung gedanklich den Kopf schüttele macht der Weg eine Schleife nach Westen. So haben wir ein paar Kilometer mehr auf dem Tacho – zugegeben es war ein schöner Weg – und kommen wieder auf unsere Planstrecke. Weiter Richtung Bebra. Diesmal machen wir es richtig, dafür hält uns aber eine Fußgängerbrücke auf. Mittel auf dem „R5“ und dann noch den Schiebepfad für die Räder auf der falschen Seite (für uns). Wir sind in Lispenhausen. Wasser an der Tankstelle. Total nett erzählt man uns von einem Imbiss ein paar hundert Meter weiter. Wir fahren hin. „Für elf Leute mache ich mein Restaurant auf“. Wir sitzen noch keine zehn Minuten und schon kommen der Dönersalat und das Fladenbrot. So schnell – das ist rekordverdächtig. Wir haben Kraft für die Steigung. Für zehn Kilometer gelingt es mir die Truppe zusammenzuhalten. Dann rechts das Schild: 12% – jetzt fährt jeder seine Geschwindigkeit, von Tempo darf man hier nicht reden. Je länger die Steigung, umso größer die Wandergruppe. „Das Schalker Vereinslied erklingt“ – ein untrügliches Zeichen für mein Handy. Alf ist dran.

Er kommt uns entgegen. Bei Waldkappel reffen wir uns. Ziel ist jetzt sein Haus in Laudenbach. Er lädt zu Kaffee und Kuchen ein. Tolle Idee. Wir stärken uns. Petra kommt dazu. Sie war nach einer Familienfeier mit dem Auto nach Hann.-Münden gebracht worden und uns die knapp 40 Kilometer entgegengeradelt. Jetzt zurück. Bis Witzenhausen fast nur begab. Dann entlang der Werra und dann war es geschafft. Zwei Tage weg von zu Hause und an der Nordspitze Hessens. Gut. Auch im Hotel werden wir ungläubig bestaunt. Normal fahren unsere Gäste 40 bis 60 Kilometer und kommen mit dem Auto hier an. Normal – wir sind eben ein wenig anders. Petra ist jetzt bei uns. Alf übrigens nicht. Der fährt mit dem Rad durch Thüringen und Brandenburg bis nach Rügen, setzt dort nach Bornholm über, fährt dort ein paar Tag und kommt dann nach Schweden. Ihn treffen wir in Gotland wieder. In der Tat, normal ist anders. Und fast hätte ich es vergessen: Heinz Ludwig ist auch da. Morgen rollen wir mit 13 Radlern gen Norden. Na gut, die ersten 10 Kilometer geht es bergan. Da heißt es treten.

140,3 Kilometer, 816 Höhenmeter, 7.44 Stunden auf dem Rad, 18,12 km im Durchschnitt, 58,0 km Höchstgeschwindigkeit, Höchster Punkt: 456 Meter, 3.419 verbrauchte Kalorien

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