Möglichst genau sollen bei Radtouren die Kilometer geplant werden. Zehn Kilometer mehr am Abend gefallen keinem Radler. Bei den Touren der Euroradler gelingt diese Planung immer (oft, meistens). In Albanien ist dies aber anders. Von Shkoder nach Tirana sind es nach elektronischem Navigationssystem für Radfahrer 140 Kilometer. Per Hand, nach einer albanischen Karte 115 Kilometer und nach dem freundlichen Hinweis unseres Hoteliers in Shkoder „weniger als hundert“. Er sollte Recht behalten: nach Tacho waren es am Freitag genau 94,6 Kilometer. Aber diese hatten es wieder einmal in sich. Diesmal waren es nicht die Berge, sondern der Verkehr zwischen den beiden albanischen Metropolen. Auto an Auto – und jedes hatte ein freundliches Hupen für uns bereit. Bei der Abfahrt aus Shkoder begleitete uns ein ebenso stark bepackter albanischer Radler. Der hatte kein Stevens, kein Koga, weder Shimano noch Ortlieb und erst recht keine Funktionskleidung aus Gore – aber dafür war er genau so schnell wie wir, schickte uns freundlich nach links und wir machten „Dampf“. Stephan und Josef kämpften 80 Kilometer gemeinsam gegen den Wind und ließen sich nur einmal aus der Fassung bringen, als unsere Hauptstraße in die albanische Autobahn überging. „Bis man uns runterholt wird hier gefahren“ – klare Ansage – und ab. Aber es gab Niemanden, der sich an uns störte. Und so spulten wir Kilometer für Kilometer ab. Eigentlich waren dies die sichersten und lockersten des ganzen Tages. Dafür waren die letzten Kilometer vor Tirana heftig. Schlagloch an Schlagloch, Autos und ihre Fahrer für die nur eine Regel galt: es gibt keine Regeln – und wir mitten drin. Aber wir schafften es bis zum Hotel „Lugano“ und hatten noch Zeit für einen Stadtrundgang und einen Nachmittagskaffee in der albanischen Hauptstadt. Und dann gab es da noch die Gesichichte von Jochen aus G. In unserem Hotel wollte mal wieder jeder Radler am schnellsten auf sein Zimmer. Das gilt natürlich auch für die Radlerinnen. Da unser Haus aber nur acht Zimmer hat (im Nebenhaus standen die weiteren Zimmer zur Verfügung – was das freundliche Personal aber erst am Abend nach einem kleinen Hinweis bewerkte) galt es nun ein Paar zu finden, das ihn aufnimmt. Unser Tagesbesen Alf und Gerhard taten dies ohne (sichtbares) murren.
Tag 16 – Auf dem Highway nach Tirana
10. Juni 2011