Tag 6 – Vom Schnee bis in den Wörthersee

Herrlich – diese Ruhe rund um die Mehrlhütte. Keiner Autos, keine Flugzeuge, keine Eisenbahn – nur das ein oder andere Schlafgeräusch drang in dieser Nacht aus den Zimmern, doch nach 2.200 Höhenmetern schlief wohl jeder gut. Am Abend war es spät geworden. Ein Radlerpaar aus Österreich war mit dem Mountainbike unterwegs, und dort wo wir aufhören, fängt bei ihnen die Tour erst richtig an. Wir tauschen uns aus, ein Blick in unsere Kompasswanderkarte hilft bei der Planung derTour für die kommenden Tage und auch wir müssen uns auf die weitere Tour konzentrieren. Beim Frühstück sind wir so schnell, dass wir das Müsli mit den kleinen Kaffeelöffeln zu uns nehmen. Ein Gruppenbild auf der Treppe des Hauses, und schon geht es los. Fünf Kilometer zum Einfahren, dann wird es ernst: die Nockalmstraße steht an. So früh am Morgen sind noch keine Autos unterwegs, auch keine Motorräder. Die Natur, die Straße, die Luft – alles gehört uns. Wir genießen jeden Augenblick. Natürlich fließt der Schweiß in Strömen, trotz der empfindlichen Kälte an diesem Morgen – aber gegen 10.30 Uhr haben wir den ersten Gipfel (2.042 Meter) erklommen. Ein Kaffee, eine Buttermilch – die kurze Rast gibt Kraft und einen traumhaften Ausblick. Der erste Touristenbus ist auch (schon) da. Aus Nürnberg. Wir sorgen mal wieder für Staunen – und machen uns auf den Weg in das Tal. 500 Meter geht es abwärts. Die Tachonadel pendelt sich jenseits der „60“ ein und eigentlich könnten wir uns freuen, aber wir wissen: jeden diesen Höhenmeter müssen wir gleich wieder hinauf. Der zweite Nockalmpass liegt ebenfalls jenseits der 2000er Grenze. Also wieder 90 Minuten nach oben. Pünktlich um die Mittagszeit sind wir in der Glockenhütte. Wir stärken uns – jeder wie er mag. Jetzt geht es wieder nach unten. Die Tachonadel geht über die „70“ – solche Abfahrten entschädigen ein wenig für die Leiden des Anstiegs. Unser Tagesbesen Heiko kommt vor Willi an der Ebene Reichenau an. Er wollte einfach seine Bremsen schonen. Jochen hatte schnell eine Hand voll Erinnerungsaufkleber an diese Alpenstraße besorgt – und dabei dachte ich an meine erste Fahrt – vor zwölf Jahren – zurück. Damals mit dem Gespann (das Fahrrad war mit einem Mitläufer verbunden) war der Anstieg deutlich anstrengender und die Abfahrt noch mehr von Sicherheitsinteressen geprägt. Die galt es aber auch jetzt nicht zu vergessen. Mit jedem Kilometer Richtung Klagenfurt nahm der Verkehr zu – ebenso die Temperaturen, und bei der Ankunft im Strandhotel Habisch machte man uns ein Bad im Wörthersee so richtig schmackhaft. Wir ließen uns nicht zwei Mal bitten und – nichts wie hinein in das erfrischende Nass. Toll: gestern noch Schnee, heute südlicher Flair und traumhaftes Wetter, warum fahren wir nach 789 Kilometern eigentlich noch weiter?

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