Die Nacht war kurz – sehr kurz. So gegen 7 Uhr sah man die ersten Euroradler auf dem Weg zum Frühstück. Diesmal wollten wir es besser machen. Nicht wieder ohne Verpflegung auf die Strecke gehen. Müsliriegel reichen einfach nicht aus. Aber: auf den ersten 100 Kilometern gab es keine Chance etwas einzukaufen, kein Laden, keine Tankstelle – nur Landschaft. In unserem Übernachtungsort gab es einen kleinen Supermarkt – nur der öffnete seine Pforten erst um 10 Uhr. Was tun? An der Rezeption wusste man Rat. Zwei kurze Telefonate und für uns war das Geschäft um 8.15 geöffnet. Ein schneller Rundgang: Brot, Wurst, Käse, Gurken, Äpfel, Kekse – und los ging es. Auf den ersten Kilometern setzte der Regen ein. Für Dietrich wohl eine ganz besondere Motivation. Vor jedem Hügel ein Antritt – und ab ging es.
Dann ein Fluch: irgendwas stimmt mit der Kette nicht. Wir sehen nach, Roland hilft und es geht weiter. Aber nicht lange. Nach gut fünf weiteren Kilometern noch ein Fluch – diesmal lauter. Nichts ging mehr: Kettenriss. Roland und Alf sind wieder zur Stelle. Wir sollen weiter fahren um nicht ganz auszukühlen. Per SMS bekommen wir die Nachricht, dass der Schaden notdürftig behoben wurde. Wir radeln weiter. Alf holt uns ein. Dann – welch Überraschung – sehen wir Dietrich auf einem Parkplatz stehen. Wie kam er dahin? Ein Kleinbus hatte ihn und sein Fahrrad mitgenommen. Er konnte nicht mehr in die kleinen Gänge schalten. Nun gut, mit Bustransfers hat er ja Erfahrung (siehe auch Tagebuch am zweiten und dritten Tag). Stephan fährt jetzt Roland entgegen (also zurück). Allein soll keiner sein. Wir rollen langsam weiter. Nach 60 Kilometern meldet sich der Hunger. Es regnet immer noch – kein Baum, kein Haus, keine Unterstellmöglichkeit. Wir sehen einen Bauernhof, fahren hin – aber wir treffen niemanden. Nur der Schafstall ist offen. Wir stellen uns unter, essen – und siehe da: Stephan (er hat die Wurst in der Satteltasche) und Roland kommen dazu.
Steffi, unsere Busfahrerin hat unterdessen eine andere Aufgabe. Sie fährt zurück nach Egilsstadir und holt Adam ab. Ihm geht es wieder besser, aber an Radfahren ist erst einmal nicht zu denken. Sie kommen am Abend fast zeitgleich mit uns in Brunnholl an. Wir radeln am Nachmittag der Sonne entgegen. Rechts die ersten Gletscher, links das Meer. Ein Kaffeestopp in Nesjahverfi – an einer Tankstelle kocht man ihn frisch für uns (Petra bekommt sogar ihren Kakao), dazu Kuchen und Kekse, draußen scheint die Sonne – so macht auch Island Spaß. Nur noch 20 Kilometer, und die mit Rückenwind. Hoffentlich dreht er über Nacht nicht.