Irgendwie war der Vorabend ein Signal für den Dienstag, den 20sten Tag der diesjährigen Tour der Euroradler. „Snail oder no snail“, das war im „Caruso“ die Frage. Aus drei Verweigerern wurden schnell vier, aus vier fünf und auch fünf sechs – als dann beim Servieren der Vorspeise noch ein siebter Verweigerer dazu kam, war für die erste Irritation gesorgt – auch bei dem sehr bemühten Personal. Mit dem Lammrücken beruhigte sich zwar die Lage, um bei der Frage nach dem Espresso wieder undurchsichtig zu werden. Ganz klar dagegen die Information von Heinz-Ludwig: am Mittwoch geht es mit Adam zurück nach Frankfurt. Dort erwarten ihn dann 33° C und bestimmt viele Schnaken. Der morgendliche Telefonat mit der „Heimatbasis“ bestätigte dies eindrucksvoll.
Wir machten uns bei Regen und Gegenwind auf den Weg aus der Hauptstadt. Es machte keinen Spaß. Rechts Auto an Auto, links ein Radweg, der immer wieder über Anschlussstellen und Ausfahren führte, und vor uns die erste Steigung im Gegenwind. Schnell waren wir auseinandergerissen. Warten im strömenden Regen und bei Eiseskälte ging nicht. Also weiter bis nach Pingvelli – dort stoßen zwei Erdplatten aneinander und nicht weit davon tagte das erste isländische Parlament.
Für beides hatten wir nicht mehr als ein Foto übrig. Alles an uns war nass. Der böige Wind schlug Steffi die Autotür aus der Hand – direkt an den Spiegel des Nachbarwagens. Dieser gehörte einem Ehepaar aus Alaska (dort ist es zurzeit wärmer als in Island). Wir tauschten die Adressen aus und weiter ging es. Nur vier Kilometer – wir mussten etwas Warmes zu uns nehmen. Eine Tomatensuppe und ein Brötchen. Schnell war der Suppentopf leer. Zu spät –also warten bis „nachproduziert“ wurde. Dann wieder auf die Räder. Jochen fuhr nach rechts, andere riefen „links“ – beides war nicht optimal, und so nahmen wir ein paar Höhenmeter zusätzlich mit. Wieder Gegenwind. Alf und ich versuchten die Truppe zusammenzuhalten. Keinen Ausreißer nach vorne zulassen – den Besen (Karsten gab am ersten Tag sein Debüt, aber wer im Dauerrege über die Tauern fährt, hat auch im Island keine Probleme) nicht aus dem Auge verlieren – nach gut einer Stunde klappte es besser. Jetzt lief es. Wir machten Kilometer. Nach vierzig davon: ein Cafe – wir mussten den Hügel hinauf. Etwas teuer, aber gut. Vielleicht wären manche gerne im Hot-Pot geblieben. Weiter nach Geysir – und wirklich – er tat uns den Gefallen. Es hatte sich gelohnt. Jetzt noch neun Kilometer bis zum Hotel in Gullfoss. Warum schicke ich eigentlich Mails mit der Zimmerverteilung in die Hotels (die auch noch bestätigt werden), wenn bei der Ankunft sich keiner mehr daran erinnern kann?
Auch egal – erst einmal warm duschen – und dann ein Glas Wein, eine heiße Pilzsuppe, Lachs – und hoffentlich können heute Abend alle richtig zählen.