„Wo ist Jochen?“ – Wir konnten am Hotel Gullfoss nicht abfahren, so lange sich nicht zu jedem Fahrrad auch ein Fahrer eingefunden hatte. Die Morgentoilette sollte an diesem Tag aber das kleinste Problem sein. Wir taten, was (fast) jeder Islandtourist tut, wir fuhren zum Wasserfall nach Gullfoss. Vier Kilometer, schöner Asphalt, leicht bergan, nur wenige Regentropfen – wir konnten das eindrucksvolle Schauspiel genießen und in Bildern festhalten. Der Himmel riss auf, wir konnten weiter fahren. Caroline und Karsten stiegen zu Steffi in den Bus. Caro hatte „Knie“, Karsten war für die Begleitung zuständig. Viele Stunden später sollte sich herausstellen, dass dieser Wechsel – vom Rad zum Bus – aus mehreren Gründen ein guter war. Es ging weiter leicht bergan. Der Asphalt war zu Ende. Noch nahmen wir die ersten, wenn auch steilen Steigungen, mit Humor. Wir kamen (ganz) gut voran, trafen zwei Radler auf Gegenkurs und wollten eigentlich Mittag machen. Als geeigneten Platz fanden wir bei Kilometer 47 eine Campinghütte. Klasse – eine warme Suppe, eine Tasse Kaffee – aber eigentlich war die Pause in der freien Natur geplant. Nur, wo waren Wurst, Käse, Äpfel, die wir am Vortag in Reykjavik gekauft hatten? Bei der Abfahrt lagen sich gemeinsam mit dem Brot auf einem Stuhl am Hoteleingang. Während das Brot eingepackt wurde, brachte Roland die übrigen Sachen zurück zum Bus. Wir hatten Brot – und die Suppe – aber wenn die Campinghütte nicht gewesen wäre? Wenn ich ein isländischer Geysir gewesen wäre, dann stand ich kurz vor dem Ausbruch – die Erde bebte. Bis in die späte Nacht hinein konnten wir das Rätsel, wie unsere Wurst, unsere Äpfel und unsere Bananen den Weg zurück in den Bus gefunden haben, nicht wirklich lösen.
Wir mussten aber weiter. Der Schotter auf der Kjölur wurde immer mehr unsere Kondition immer weniger. Nico musste passen. Roland hielt eines der wenigen Autos an. Gern nahm man unseren Senior mit. Alf konnte (oder wollte) auch nicht mehr. Roland ergriff erneut die Initiative. Alf – Rad – Auto – hinein – ab. Bei ihm sollte sich am nächsten Tag eine Erkältung einstellen. Wir mussten weiter. Kleine Abfahrt – Sand unter dem Rad – Sturz – ich drehte einen kleinen Salto und war binnen Sekunden wieder auf dem Rad. Weiter: unsere Gruppe zog sich auseinander. Regen setzte ein. Carmen stürzte, Conny schob – aber wir kamen an. „Wie können 25 Menschen in einer Hütte von 25 qm nächtigen, frühstücken – und was sonst noch so nötig ist?“ Wir 17 und dazu noch sieben Franzosen – es geht. Neun Menschen in einem Raum – ein Ehepaar muss sich ein „Doppelbett“ von 1,20 m teilen – ein Kopfkissen – ein Bezug, trotzdem reicht es nicht für alle. Dietrich hat keinen, flüchtet sich in seine Online-Rundschau – auch wenn es mit dem Internet hier schwierig ist. Nur zwei Toiletten – dafür aber ein Hotpot.
Wir genießen das heiße Wasser und dazu noch ein Glas Wein. Der Tag und die Nacht – es ist schon grenzwertig – aber was ist in Island nicht grenzwertig?
(Der Bericht erscheint verspätet aufgrund der Verbindungsprobleme)