8. Tag, Mittwoch, 20. Mai 2015 – Crest – Nimes
Es war zumindest eine Frage, ob wir am heutigen Tag früher los fahren sollten. Schließlich standen 140 Kilometer auf dem Fahrplan und so ganz konnte man sich nicht sicher sein, ob es abends nicht zu spät werden würde. Da die Windprognose aber günstig war, blieb alles in gewohnten Bahnen: Frühstück an 7 Uhr, Start um 8.30 Uhr. Es war noch empfindlich kalt auf den ersten Kilometer, und daran änderte auch die Steigung nichts, die uns gleich mal beim verdauen des guten Frühstücks half. Noch einmal schöne Ausblicke – in wenigen Kilometern nur noch Flachland. Wir kommen dem Mittelmeer näher. Die Städtenamen machen das unausweichlich klar. Und es geht alles schneller als erwartet. Schon um die Mittagszeit sind wir nach 70 Kilometern in Rochegude. Wir gönnen uns das Mittagessen auf einer schattigen Terrasse. Noch liegen 70 Kilometer vor uns. Gerhard (2) und Jochen (B. aus G.) sollen heute immer hinter mir bleiben. Jürgen macht den Besen. Wir bleiben als Gruppe eng zusammen. Zwischen- und Wartestopps gibt es fast keine – und so machen wir Kilometer um Kilometer. Orange (bei Kilometer 85) passieren wir gegen 15 Uhr, jetzt wird der Verkehr wieder stärker. In Rochefort du Gard legen wir unsere Kaffeepause ein.
Nicht weit vom Cafe (wo es keinen Kuchen gibt) finden Klaus und ich eine kleine – aber toll sortierte – Bäckerei. Wir organisieren Apfeltorte, Rosinenschnecken und Schokoladenkuchen. Das gibt uns Kraft für die letzten 30 Kilometer. Schön ist anders, aber wir müssen durch. Gewerbegebiete, Autobahnzufahrten und noch mehr Verkehr. Trotzdem sind wir um ½ 7 in Nimes. Jetzt zum Hotel. Im Einbahnstraßengewimmel verpasse ich den Abzweig nach links. Was jetzt? Stimmengewirr: „zurück über den Bürgersteig“, „rechts ab über den Platz“, „links und dann wieder rechts“ – zu allem Überfluss schüttet sich die einige Wolke über Nimes gerade aus. Manchmal kommt eben alles zusammen. Fünf Minuten später sind wir im Hotel, die Räder in der Hotelhalle, 15 Minuten später stehen drei gefüllte Wäschewannen im Flur und wir unter der Dusche. War was? – Beim ersten Bier oder Wein zum Abendessen ist das längst wieder vergessen. Gut, dass auch unsere Busfahrer zur gleichen Zeit ihren Hunger stillen – in Lyon. Es gibt nur einen Unterschied, in Lyon regnet es aus mehr als einer Wolke.
Wir genießen den letzten gemeinsamen Abend und nach der Vorspeise, dem Hauptgang, dem Käse und dem Dessert kommt noch ein kultureller Genuss. Jochen hat in den vergangenen Jahren schon fast überall Klavier gespielt: auf der Fähre, im finnischen Schlafzimmer, in zahllosen Kneipen – aber noch nie in einer Bahnhofshalle: bis heute um 22.30 Uhr. Natürlich ist das Lied aus „Casablanca“ dabei, aber eben nicht in Ricks Cafe (das es ja nicht wirklich gibt) – sondern „nur“ auf der anderen Meerseite. Noch ein Pastis an der Hotelbar und dann war es das für heute.
141,5 Kilometer, 18,2 km Durchschnitt, 58,6 km im Maximum, 7.44 Stunden, 1.001 Höhenmeter, 497 Meter am höchsten Punkt, 1.842 Kalorien