Tag 27 – Geschafft: 3.077,1 Kilometer – Anspruchsvolle Schlussetappe

Wir sind da! Wir haben es geschafft! Wir sind geschafft! – Während bei den großen Radklassikern, der Tour oder dem Giro, der letzte Tag traditionell zum „Ausrollen“ gedacht ist, machen die Euroradler genau das Gegenteil. Beim Abendessen in Poulithra, auf der Veranda einer griechischen Taverne, mit einem traumhaften Blick über die Ägäis, war der letzte Tourtag noch unglaublich fern. Auch beim Frühstück, bei dem überhaupt nichts fehlte, dachte noch keiner von uns daran, was in den nächsten Stunden passieren würde. Von fast Meeresniveau gestartet, mussten wir nach oben. 10, 11, 12 – in den Kehren mögen es noch mehr Prozente gewesen sein, bald war keines unserer Shirts mehr trocken. Das Stirnband hatte den Helm schon lange abgelöst, und mit 5 bis 6 Kilometern in der Stunde drückten wir uns den Berg nach oben. Nach gut einer Stunde waren wir schon auf 700 Meter geklettert. Die Wasserflaschen waren (fast) leer – und da kamen Karsten und Gerhard mit unserem Bus – und wir konnten die Trinkflaschen füllen. Ein Grieche, der lange in Limburg gearbeitet hatte, wünschte uns viel Glück am letzten Tourtag. Das hätte er mal ganz besonders Jochen F. wünschen sollen – der ließ nämlich in dem ganzen Trubel seine Sonnenbrille liegen und bemerkte es erst sechs Kilometer später. Wir nahmen dieses „Angebot“ für eine erste Zwischenrast gerne an, Jochen radelte zurück und mich holte mal wieder der Büroalltag ein. Der Kreistag war harmonisch verlaufen – ob die Griechen sich von meinen Sparvorschlägen beindrucken lassen (?), aber die ganzen Manfreds, Inges, Bernhards, Gerds, sind erst einmal mehr als 2.900 Kilometer weit weg. Jochen war wieder da. „Die erste Runde heute Abend geht auf mich“, so sein Kommentar, noch von Schweißperlen gezeichnet. Wir reichten ihm eine Flasche Wasser, und dann ging es weiter (nach oben). Die Straße nach Kermasti war stellenweise in einem hervorragenden Zustand, neu, glatt und ohne jeglichen Autoverkehr – aber stellenweise auch nur geschottert. So wurden auf zwei Kilometern aus den Euroradlern die Euroschieber. Tolle Mittelgebirgslandschaften entschädigten für die Schinderei, aber unsere Mittagsrat konnten wir erst in Richia einlegen. Karsten und Gerhard hatten alles wieder toll organisiert, und so konnten wir die dann kommenden zehn Kilometer Abfahrt wirklich genießen. Langsam stieg die Spannung – jetzt noch zwölf Kilometer – wir konnten die Felseninsel schon sehen. Bilder – Kaffee – Wasser – jetzt noch zehn Kilometer – jetzt das Ortschild – Bilder – die Brücke: wir sind da. Eine junge Griechin macht das traditionelle Gruppenbild. Wir radeln noch ein paar hundert Meter, und dann endet unsere Tour vor den Mauern des mittelalterlichen Ortes. Die Räder werden verpackt – wir haben es geschafft. Jetzt erst einmal ausruhen – verarbeiten, dass wir wieder über 3.000 Kilometer nur mit Muskelkraft zurückgelegt haben.

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