Nett war er schon, unser Hotelier im „Avaton“ in Ligourio. Abends der Transfer in die Taverne im Ort, danach noch ein griechischer Schlummertrunk auf der Veranda und für sieben Uhr hatte er uns das Frühstück versprochen. Es kam in kleinen Häppchen. Zuerst das Brot mit Butter und Honig – und auch Corneflakes waren dabei. Nur keine Milch. Auch kein Kaffee – und wo blieben die versprochenen „Zugaben“ (Käse und Wurst)? Wir Radler müssen einfach lernen, geduldiger zu sein. Es kam – nach und nach. Für die eiligen Frühstücker hatte Karsten noch Ölsardinen, Tomatenfisch, Cornedbeef und Käse in seinem Bus (so wurden auch unsere Vorräte aufgegessen) – aber unser Gastwirt hatte sogar noch Bananen für uns. Die ersten Kilometer nach Nafplio verflogen. Nach einer Stunde hatten wir schon 27 Kilometer hinter uns gebracht – Zeit für eine erste Rast und einen Blick auf die Burg. Jetzt standen 90 Kilometer Uferstraße auf dem Plan. Zuerst schön flach über Mili bis Astros, dann aber „Wellpappe“ für Fortgeschrittene. Neunzig Meter nach oben, siebzig nach unten, wieder 120 Meter hoch und wieder 100 Meter nach unten. So setzte sich unsere Etappe bei hochsommerlichen Temperaturen und strahlend blauem Himmel fort. Ob nun das Meer oder der Himmel über uns dunkelblauer waren, darüber konnten wir uns auf den letzten 15 Kilometern vor der Mittagspause Gedanken machen. Stephan zog mich mal wieder eine Steigung nach oben, Karsten und Gerhard hatten Salat, kleine Hackfleischbällchen und Pommes organisiert, und wir konnten auf der Terrasse hoch über dem Meer eine kurze Pause einlegen. Die wurde aber länger. Schon hatten sich alle auf die Abfahrt eingestellt, da kam die Meldung „Carmens Vorderrad ist platt“. Josef fackelte nicht lange, Vorderrad raus, Schlauch gewechselt, Vorderrad rein, Bremse nachgestellt – und los ging es. Aber es ging nur zehn Kilometer gut. „Carmens Vorderrad ist platt“. Nochmal die gleiche Prozedur. Josef, Joachim, Stephan und Jochen F. machten sich erneut an die Arbeit. Um es vorweg zu nehmen: diesmal hielt der Schlauch die Luft und Dietrich musste sich keine Gedanken machen, als Plattenkönig abgelöst zu werden. Dafür, dass die Gruppe zwei Mal eine ungeplante Pause einlegen musste, geht die erste Runde heute Abend auf Carmen. So haben Platten auch noch etwas Gutes. Ach ja – auch zu Dietrich gibt es natürlich eine aktuelle Materialmeldung. Er hat heute einen Totaldefekt an seiner rechten Sandale. Wer unseren Blog regelmäßig liest, wird sich erinnern: die waren extra nach Patras eingeflogen worden. Wir aber wollten nur noch in unser Hotel. Sogar der nachmittägliche Kaffee wurde nur unter teilweisem Widerspruch möglich – denn die Euroradler wollten an diesem Nachmittag an der Ägäis nur eines: die Radlerhose mit der Badehose tauschen.
Tag 26 – Aus Euroradlern werden Euroschwimmer – Angriff auf den Plattenkönig
20. Juni 2011