Von heißen Bremsen und steilen Bergen

Von heißen Bremsen und steilen Bergen

Es war früh, sehr früh – von draußen brach die Sonne herein und die ersten Türen waren zu hören. Also schnell ins Bad, damit es sich später nicht staut. Frühstück war für ½ 8 Uhr bestellt und wir konnten uns bei Sandra so richtig satt essen. Bergkäse, Müsli, Joghurt – dazu ein oder zwei Schweizer Kaffee – wollten wir wirklich losfahren. Es half alles nichts. Pünktlich um 9 Uhr startete die Truppe.

600 Meter bergab – Schnitt: 42,3km nach sieben Kilometern und einer viertel Stunde Fahrzeit. Wenn das so bleiben würde – Stopp: Träumen verboten. Der erste Abzweig. Wir warteten und warteten. Wo blieben Stephan, Willi und Wolfgang. Blicke begegneten sich. Antworten wusste keiner. Dann sahen wir drei rote Punkte ziemlich weit oben. Sekunden wurden zu Minuten und dann kamen sich doch: die Bremsen waren heiß – zu heiß. Mal sehen, was das in den kommenden Tagen noch bringt. Aber die Bremse war das Fahrradteil, das an diesem Tag am wenigsten gebraucht wurde. Denn es ging bergan. Zuerst durch die Viamala – dort wo sich der junge Rhein sein Bett noch sucht – und dann weiter (bergan) Richtung Splügen. Alf und Rudi sowie Joachim waren auf einmal weg. Versuche die Gruppe auf dem langen Anstieg (25 Kilometer – 750 Höhenmeter) einigermaßen zusammenzuhalten schlugen fehl. Stephan – unser heutiger Besenfahrer – scheiterte an Gerhard (seine „Besenfahrerin“ hatte ihr Auto dabei). Und dann waren nur noch wenige Kilometer zu fahren. So ganz ohne Politik geht es an solchen Tagen aber doch nicht. Wolfgang kam mit der Meldung, dass Andrea Nahles zurücktreten werde. Wie weit das doch alles weg ist. An solchen Tagen zählen „nur“ Höhenmeter und gefahrene Kilometer. In Splügen hatten wir einen (Groß)teil schon geschafft. Pizza für uns alle – 8 für 14 war das richtige Maß und dann ging es hinauf zum Splügenpass. 650 Höhenmeter auf 8 Kilometer. Mit jeder Kehre wurde der Blick für die Landschaft geweitet. Toll. Wenn nur die Autos, die Wohnmobile und vor allem die Motorräder nicht wären. Es sind ja nicht die Fahrzeuge an sich, aber als Radler nimmt man die Geräusche noch intensiver wahr. Passfahren ist anstrengend – kann aber auch Spaß machen – nur die technischen Begleitumstände durch die anderen Verkehrsteilnehmer – verleiden einem oft die Stimmung. Nun gut, die wurde 60 (Höhen)meter vor dem Pass schlagartig besser. Eine größere Gruppe von uns hatte am Berghof auf der Schweizer Seite angehalten. „Am Pass gibt es nichts – wollen wir hier einen Kaffee trinken?“ – Keine Frage. Binnen zehn Minuten stand Kaffee und toller Himbeer- und Aprikosenkuchen auf dem Tisch.

Der letzte Kilometer bis zur italienischen Grenze – ein Bild – und dann bergab. Nur drei Kilometer und wir waren da. Geschafft. Das übliche Chaos bei der Zimmerverteilung, die Räder in einer dunklen Werkstatt – und jetzt erst einmal eine Dusche. Harald und Steffi verabschiedeten sich. Sie haben noch eine Nacht im „Alpina“ und wir freuen uns auf den Abend, der aber auch der Abschiedsabend von Willi und Wolfgang sein wird.

46,7 Kilometer – 4.30 Stunden auf dem Rad – 10,35km/Schnitt – 1464 Höhenmeter – 2117m am höchsten Punkt – 60,1km maximal – 2.207 Kalorien

 

 

2 Kommentare

  1. Da bin ich schon platt vom lesen. Passt auf euch auf

  2. Hallo starke Euroradler!

    Chapou für euch alle, die dabei sind und dabei sein werden.
    Ich verfolge es wieder im Netz. Hals und Beinbruch und vor allem
    keinen Virus auf der Fahrradkette wünscht euch,

    Radi-Rüdi
    aus Taunusstein