Tag 20 – Theo und der Swimmingpool – Begegnungen an einem Fahrradtag

Immer wenn es Alternativen gibt, kommt Unruhe auf. Wenn diese Alternativen sogar im Roadbook erscheinen, dann nehmen die Diskussionen spätestens beim Frühstück Fahrt auf. Dabei war es doch klar. Nach drei albanischen Bergetappen konnte es diesmal nur die flache Variante sein. Joachim regte noch einen „Schlenker“ durch die Altstadt von Ioannina an, und dann konnte es losgehen. Immer Richtung Süden. Wir wurden schneller und schneller. Ab Kilometer „10“ fuhren wir drei Stunden im Pulk, immer zwischen 23 und 27 Kilometer, und so kam es, dass wir bereits um kurz nach 12 Uhr in Arta waren. 78 Kilometer standen da schon auf dem Tacho. Dietrich wollte zwar vorher noch kurz anhalten, um eine Banane zu essen, Alf zeigte ihm, wie dies auch bei voller Fahrt geht -und dann brachen wir doch auseinander. Im hinteren Feld nahm man sich private Entsorgungspausen, die die Führungscrew zwangen, die Geschwindigkeit drastisch abzusenken. Unser Mittagsimbiss mitten in Arta klappte dank der tollen Sprachkenntnisse der Gastronomenfamilie hervorragend. Unsere erste Moussaka – wenn auch nur halbe Portionen wegen der Nachmittagsetappe – und dann ging es weiter. Wie kommt man aus der Stadt wieder auf die Umgehungsstraße? Man fragt. Am besten an einer roten Ampel. Bis nach Menidi waren es 22 Kilometer. Ich fragte eine junge Griechin, die mit ihrem Kleinwagen neben mir hielt. Das Fenster wurde heruntergekurbelt, ein freundlicher Blick, der Hinweis, dass es nach rechts und dann geradeaus ging waren eins und die Zeitangabe „20 Minuten“ gab es noch dazu. „With the bike?“ „No – with my car!“ Es wurde grün, und 50 Minuten später waren auch wir in Menidi. Jetzt noch ein Nachmittagskaffee. Den Kuchen hatte ich seit Arta in der Satteltasche. Im Hinterland zogen wieder dunkle Gewitterwolken auf. Tempo machen und ins Hotel oder anhalten? Unausgesprochen wurde gehalten. „Kommt hierher“ – wir kamen. Wer da rief, war Theofanis Papanicolaou, der gerade sein Kaiser-Pilsener trank. „Theo“, wie er sich uns später vorstellte, war nach eigenen Angaben Farmer – seine Visitenkarte wies ihn als Shipagent und Broker-Surveyor aus. Wie dem auch sei. Wir sollten zu seiner Farm kommen. Wir könnten uns am Swimmingpool erholen. Aber dagegen sprachen nicht nur unser Etappenziel in Amfilochia, sondern auch die Regenwolken, die immer näher kamen. Jochen B. entfesselte noch eine Debatte über die Sammlung von Kronenkorken (bei Bierflaschen) – ich bin mir nicht sicher, was Theo davon verstand – aber er stimmt ihm in allen Punkten zu. Im „Oscar“ kamen wir trocken an – also: jede Aufregung über die Kaffeepause und ihre Länge unnötig. Dafür hatte es unsere Wäsche nötig. Und siehe da: Ja, wir waschen – danke – und auch für die Räder wurde ein sicherer Platz gefunden: in der Hotellobby mussten die Möbel weichen, damit wir unsere Räder über Nacht gut – und trocken – untergebracht wussten. Und dann regnete es doch noch. Aber das konnte uns egal sein. Wir warteten einfach im Hotel den Schauer ab, um noch einen kleinen Streifzug durch das Hafenstädtchen zu unternehmen.

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