Schrecksekunde am Nachmittag

8.Tag – Nogent-le-Rotrou – Bagnoles de Lorne

Wir haben den Abend im Buffalo Grill doch noch genießen können. Carmen und ich bekommen zwei Videoanrufe von zu Hause. Unser Enkel „bewirbt“ sich für die Euroradler. Zuerst einmal soll es mit einem „Nachläufer“ losgehen. Damit haben Carmen und ich ja Erfahrung – vor 25 Jahren ging es so bis nach Villach in Kärnten. Unsere Wäsche war am Morgen trocken und so konnten wir auf die Tagesetappe gehen. Sie sollte eine eindrückliche werden. Nach 12 Kilometern auf kleinen Nebenstraßen ging es auf eine ehemalige Bahntrasse. Über 100 Kilometer sollten wir dem ehemaligen Schienenstrang folgen. Befestigt – aber nicht glatt – hier und da mal ein kleiner Anstieg; mehr als 2 Prozent waren es aber nie – und so kamen wir gut voran. Eigentlich zu gut. Schon kurz vor 13 Uhr waren wir in Alencon. Unsere „Wahlpizzeria“ war so gut besucht, dass es für uns keinen Platz mehr gab. „Take away“ war aber möglich. Und so ließen wir uns im Eingangsbereich nieder. Die Fensterbänke waren der Ersatz für die Tische und als man uns die Pizzaschachteln brachte, waren sogar Messer und Gabeln dabei. Noch schnell einen Espresso und weiter. Zurück zur Bahntrasse. Zeit um die Gedanken schweifen zu lassen. Aus der Heimat höre ich, dass die Sportwettbewerbe der Schulen in diesem Sommer dem Rotstift zum Opfer fallen sollen. „Freiwillige Leistung, vorläufige Haushaltsführung, Kommunalaufsicht“ – ich ärgere mich kurz – dann ist klar: es muss eine Lösung geben: und sie gibt es. Wie kann es sein, dass die Schülerinnen und Schüler in unserem Kreis schlechtere Bedingungen haben sollen, nur weil sie in Kommunen leben, die weniger Einnahmen haben. Mit jedem Tritt in die Pedale wird mir klarer: dagegen muss man etwas tun. Dann plötzlich ein Aufschrei hinter mir. Es dauert ein paar Sekunden, bis ich realisiere was passiert ist. An dem vielleicht dreißigsten Absperrpfosten auf der Strecke ist Rudi mit seinem linken Lenkerhörnchen hängen geblieben. Sturz. Irgendwie geht es nicht weiter. Nach wenigen Minuten ist es uns klar. Wir rufen die Sanitäter. Keine zwanzig Minuten später sind sie da. Sie nehmen ihn mit. Wir rufen Alf an. Er kommt um Rudis Fahrrad zu holen. Die letzten vierzig Kilometer ins Hotel machen irgendwie keinen Spaß. Um 18 Uhr sind wir dort. Duschen, umpacken und warten. Dann ruft Rudi an. Er muss im Krankenhaus bleiben, wird morgen früh operiert. Seine Satteltaschen bringen wir ihm noch vorbei. Wir bleiben in Kontakt. Bei Abendessen auf der Terrasse unseres Hotels haben wir nur ein Thema. Irgendwie fühlt es sich nicht gut an, morgen nur mit 17 RadlerInen auf Tour zu gehen.

Tagesdaten: 126 Kilometer gefahren, Zeit auf dem Sattel: 7.12 Stunden, Durchschnitt 17,6km, Maximale Geschwindigkeit 44,4km, 678 Höhenmeter, höchster Punkt: 302 Meter, Maximale Steigung 8%

 

 

 

 

2 Kommentare

  1. Auch von mir die besten Genesungswünsche für den tapferen Rudi – auf dass er bald wieder in den Sattel steigen kann!
    Den anderen wünsche ich ein paar erlebnisreiche Tage auf den Inseln.
    Viele Grüße
    Jochen F.

  2. Das gibt es doch gar nicht – SHIT HAPPENS!

    Die BESTEN Genesungswünsche an dich RUDI – du UNERMÜDLICHE Berg-Ziege!

    Come back stronger lieber Rudi!

    GlG und beste Genesung!

    Vom Ex-Mitradler
    Axel