Herrliche Landschaften und bedrückende Geschichte

11. Tag – Rundfahrt auf Guernsey

Mit länger schlafen wird es dann nichts, wenn man abends vergisst den Vorhang zuzuziehen und die ersten Sonnenstrahlen schon kurz nach 5 Uhr andeuten, dass die Nacht zu Ende ist. Noch mal versuche ich die Augen zu schließen, aber gegen ½ 7 (ist ja eigentlich schon eine Stunde später) geht nichts mehr. Da das Frühstück erst ab 8 Uhr möglich ist, bleibt genügend Zeit für die Planung der heutigen Etappe. Frühstück: „full englisch breakfast“ – Eier, Blutwurst, Bohnen, Pilze, Tomate und die typisch englische Sausage. Einmal reicht aber auch; ein guter Grund das Mittagessen ausfallen zu lassen. Aus dem Kreis höre ich, dass die Operation bei Rudi gut verlaufen ist. Wir machen uns auf unsere Tour rund um die Insel. Entgegen dem Uhrzeigersinn geht es zuerst zu den Dolmen und danach zum Fort Doyle – dem nordöstlichsten Punkt der Insel. Weiter zu Rousse Tower und zum Sauarez Park. Wir wenden uns nach Westen und komme nach 30 Kilometern zum Fort Grey. Wer jetzt mein Lihou Island – auch bei Ebbe – mit dem Fahrrad erreichen zu können, wird ein paar Minuten später merken, dass es auch für den geübtesten Radler natürliche Grenzen gibt. Wir radeln weiter zur Südwestspitze und danach nördlich des Flughafens zur Little Chapel. Gut, dass die Touristenströme noch nicht überall sind. Tobi lädt uns zu einem Guernseyeis ein und dann radeln wir weiter zum „German Underground Hopital“. Ein weiteres Zeugnis für den Größenwahn der Nazis, hier auf der kleinen Insel. Eine halbe Stunde in den weitläufigen Stollen ist beklemmend. Munitionslager und (für drei Monate) Krankenhaus – welch ein Wahnsinn. Überhaupt, die Zeugen der deutschen Besatzung sind überall sichtbar, die Natur ist aber die zweifellos schönere Seite der Insel. Wir kommen zurück zum Hotel. Wir haben mal wirklich Zeit. Ich telefoniere mit Rudi. Es geht ihm den Umständen entsprechend gut – morgen wollen wir mal sehen, wie der zurück nach Deutschland kommen kann. Heute Abend wollen wir im „La Perla“ essen – und da gibt es die Möglichkeit (hoffentlich) individuell zu wählen. Auch bei den Euroradler(innen) setzen sich nämlich die individuellen kulinarischen Vorlieben immer deutlicher durch. Vegetarisch ist überhaupt kein Thema. Aber bei den Vorspeisen beginnt es schon: Fisch „ja“, aber nur gekocht und gebacken – und beim Dessert endet es: „auf keinen Fall Käse“. Essen wird so individuell wie der eingefahrene Fahrradsattel.

Tagesdaten: 51 Kilometer gefahren, Zeit auf dem Sattel: 3.30 Stunden, Durchschnitt 14,7km, Maximale Geschwindigkeit 42,9km, 556 Höhenmeter, höchster Punkt: 102 Meter, Maximale Steigung 14%

 

 

 

 

 

 

 

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