Tag 6 – Von Jedburgh nach Edinburgh
Nach einer Nacht in der „Queen Mary“ (in unserem schönen B&B haben die Zimmer Namen) trafen wir uns zum ersten englischen (also schottischen) Frühstück. Wir konnten individuell wählen – parallel traf unsere frisch gewaschene Radkleidung ein. Besser geht es nicht (oder doch?). Wir machten uns auf wen Weg. Die ersten Meter sollten ein Vorgeschmack auf den Tag sein. Hoch, steil, runter, steil – gefühlt aber mehr hoch – wieder waren es am Abend über 1.300 Höhenmeter und das auf gut 80 Kilometern. Schon ein klein wenig Wahnsinn.
Jedburgh Abbey hatten wir nur kurz bei der Anfahrt gesehen, dafür warfen wir einen richtigen Blick (soweit das von außen geht) auf Melrose Abbey. Und dann kam etwas, was wir so noch nie hatten. Erst waren es zwei von unserer Gruppe, die auf den Zug umstiegen, dann drei, vier, fünf, sechs. Stopp. Jetzt aber gut. Na ja, fast alle hatten gute (gesundheitliche) Gründe. Die „restlichen“ 7 mussten jetzt klettern. Dafür wurden wir mit tollen Ausblicken belohnt. Nach 42 Kilometern (und über 800 Höhenmetern) waren wir in Stow. Mittagspause. Im Cloudhouse Cafe hatten wir vorbestellt. Aber: das hing ein Zettel: „aus persönlichen Gründen geschlossen“. Was jetzt. Ich fuhr zur Kreuzung an der Hauptstraße.
Eine Gruppe von Menschen aus dem Ort sprach gerade darüber – dass man davon überrascht sei – nicht mal in Facebook habe etwas gestanden. Alternativen gäbe es keine. Aber wir sollten doch einfach mitkommen. Wie? Wohin? Na, zu ihnen nach Hause. Die Einladung war ernst gemeint. Der Ehemann „musste“ schnell einkaufen und wir durften am Wohnzimmertisch Platz nehmen. Sandwichs mit Salami, Käse, Oliven, Tomaten, Tee, Kaffee – wir sollten uns zu Hause fühlen. Auf dem Wohnzimmerteppich breiteten wir die Landkarte von Schottland aus – sprachen über die Route und mussten (leider) nach einer Stunde weiter. Wir wollten uns erkenntlich zeigen. Keine Chance. Nach unserer Rückkehr nach Deutschland geht ein Euroradlertrikot nach Stow.
Wir machten uns auf den Weg. Mal ein kleiner Regenspritzer – aber mehr Sonne und noch mehr Wind und dann waren wir (der Verkehr auf den letzten zehn Kilometern nervte) da. Auch Christian. Er war schon einen Tag vor uns im Hotel. Ab Donnerstag radelt er mit. Unsere Räder stehen mitten im Hotel, einige im Frühstücksaum. Dann auf zum Abendessen. Wir machten uns auf den Weg. Plötzlich war die Straße gesperrt. Steinschlag. Was nun, Umweg. Abends noch mal vier Kilometer laufen. Aber wir wurden entschädigt. Und nach dem Essen noch ein Blick auf eine sechshundert Jahre alte Kegelbahn. Die Kugeln warfen wir dann mehr zum Spaß – denn der Heimweg stand ja auch noch an.
Tourdaten: 82km, 6.19 Stunden im Sattel, 13,3 km Durchschnitt, 49,2km maximal, 1333 Höhenmeter, Höchster Punkt 362 Meter