Tag 9 – Von Anstruther nach Edzell
Bei manchen Geschichten muss man schon am Abend zuvor beginnen. Wie bei (fast) allen Hotels hatten wir auch in Anstruther das Abendmenü vorbestellt. Auf dem Tisch standen jedoch die Speisekarten. Kurzer Hinweis, die alten Menükarten seien nicht mehr gültig – na ja, so kam jeder von uns zu seinem Wunschabendessen. Wir „durften“ auch gleich das Frühstück auswählen; damit es am nächsten Tag schneller gehen sollte. Na ja, die Hoffnung kann man ja haben. Die Nacht war kurz, ab ½ 5 Uhr Schritte über uns. Gibt es Radler mit Schlafstörungen. Einmal wach nimmt man natürlich jedes Geräusch (auf dem Handy) wahr. Zuerst nur „pieps“ – dann um 7 Uhr der erste Anruf. Nein, nicht meine Kinder – Franz Urhahn, der Fraktionsvorsitzende der Grünen im Kreistag, gratulierte herzlich. Er hatte gleich danach einen (vielleicht?) nicht ganz so angenehmen Termin. Wir packten unsere Taschen, machten uns drei Minuten vor 8 Uhr auf zum Frühstück und mussten warten bis es genau 8 Uhr war – dann öffnete die Tür. Trotz Vorbestellung – Irritationen. Die Radler hatten eine Glückwunschbanderole aufgehängt. Eine schöne Geste. Aber das Frühstück „zooooog“ sich. Der Toast dauerte, manche Eier kamen „doppelt“ – (ich gebe es zu, ich war „genervt“), aber um 9.15 Uhr saßen wir auf den Rädern. Der erste Anstieg.
Das Telefon klingelte – der frühere Bürgermeister aus Kelsterbach war dran – ich bedankte mich keuchend und weiter ging es. Das Wetter war phantastisch – Sonne, Wind, ein paar Wolken und so waren wir schnell in Dundee. Über die Tay Road Bridge ging es auf die andere Seite der Bucht. Und wie kommt man von der Brücke herunter? Mit einem Aufzug (für zwei Fahrräder – mit Gepäck) – wegweisend. Weiter nach Osten. Irgendwie ging alles schneller als geplant. Der Rückenwind, der Belag der Radwege – vorbei an vielen Golfplätzen – wir machten Kilometer. „All you can eat“ im Bellrock in Arbroath – so kann eine (wenn auch späte) Mittagspause ruhig noch einmal sein. Jetzt noch 34 Kilometer.
Zu den weißen Wolken mischten sich jetzt auch ein paar dunkle. Es sah bedrohlich aus. Vor uns und nach und regnete es. Bis auf ein paar Spritzer vor Edzell bekamen wir „nichts ab“. Die Landkarte zeigte auf den letzten Kilometern vor Edzell ein Waldgebiet. Aber das gab es nicht mehr. Ich hatte es als Regenschutz auf dem Radar. Aber der Regen kam ncht. Spitze. Kurv vor 5 Uhr waren wir da. Fahrräder in einem Sitzungsraum, Wäscheservice und „klar klappt das mit dem Abendessen“ – so kann es auch sein. Und wir haben darauf geachtet, dass wir heute Nacht kein Zimmer mehr über uns haben.
Tourdaten: 99km, 6.09 Stunden im Sattel, 16,3km Durchschnitt, 49,4km maximal, 732Höhenmeter, Höchster Punkt 112 Meter