Es ist nicht viel größer als Niedersachsen – und trotzdem wird uns an vier Tagen keinesfalls langweilig werden. Schon der erste Tag im dritten Land des ehemaligen Jugoslawien hatte es in sich. Morgens im Nebel – noch in Kroatien –bis zur Grenze. Die Formalitäten sind in weniger als fünf Minuten erledigt „alle aus der EU?“ – „Ja!“ und schon lag die Grenzstation hinter uns. Mit uns zur gleichen Zeit dabei: eine Gruppe Motorradfahrer, die fast genau die gleichen Aufkleber von gefahrenen Pässen auf ihren Maschinen hatten wie wir. Der Stolz mit dem wir uns austauschten war – auf unserer Seite – greifbar. Auf dem Weg nach Biahc – rechts die erste Moschee – natürlich sollten auf den noch gut hundert Kilometern noch weitere folgen. In Biahc radelt ein Bosnier ein paar Meter mit. Er war während des Krieges in Ulm uns spricht hervorragend unsere Sprache. Auch er ist überrascht, dass wir mit dem Fahrrad Urlaub in seinem Heimatland machen. Er wünscht uns eine gute Reise, nimmt uns noch ein wenig die Angst vor dem nächsten Anstieg und verabschiedet sich. In Ripac wollen wir noch ein paar Müsliriegel und Obst einkaufen, schließlich geht es jetzt 650 Meter nach oben. Nach der Bahnlinie kommt der Ort – sollte er kommen – war aber schon vorbei und wir fast schon im Anstieg. Also kein Riegel – aber es ging auch so. Harald war einmal mehr als Erster „oben“ Stephan coachte Nico, Jochen und mich, zwischendrin rief Rolf aus Bischofsheim an und wollte etwas zum Sportplatz wissen und so war auch dieser Anstieg für uns kein Problem. Zwischenzeitlich waren wir mitten in der bosnischen Natur. Grüne Hänge soweit das Auge reichte, blauer Himmel (nach den Wolken- und Nebeltagen) und den Hinweis von einer freundlichen Frau an einer Tankstelle in Brusovac, dass es erst in Petrovac/Boisanski eine Möglichkeit gäbe etwas zu essen. Ja, wenn jetzt die Dosenwurst schon da wäre. So geht es in schneller Fahrt zur Mittagsrast. Auf meine Frage was es denn im Angebot gäbe, lautete die Antwort: „Suppe oder Fleisch“ – mit Blick auf die nächsten Hügel und die warme Witterung entscheide ich: „13 mal Pilzsuppe mit Brot – und Apfelschorle“. Karl will seine schon abbestellen – und wirft einen Blick in die Speisekarte. Er entscheidet sich für „Spagetti“ – die gibt es aber nicht – nur „Suppe oder Fleisch“ – gut, dass ich nicht auf jeden Wunsch sofort eingehe. Weiter geht es. Der Himmel verdunkelt sich. In der Ferne sehen wir Blitze. Wir stellen uns unter, bekommen einen kräftigen Kaffee – und fahren weiter. Jetzt trifft es uns. Wir werden zum ersten Mal nass. Was soll es. Es geht hinunter nach Kljuc. Wir kaufen ein wenig Verpflegung für den kommenden Tag – die Riegel müssten jetzt ausreichen, genehmigen uns ein Eis und sind in wenigen Minuten in unserer Pension. Abendessen – jetzt gibt es die bosnische Platte mit Kalbs- und Hühnerfleisch, Leber, Spießen, Reis und Pommes und Salat. Dazu eine Suppe und ein Dessert. Das Abendessen ist eine Wucht, der Wein schmeckt hervorragend, wenn nur am Sonntag nicht ein Tausender warten würde.
Tag 10 – Von Kroatien nach Bosnien
4. Juni 2011