Gerade noch tief und fest geschlafen. Im nächsten Moment eine laute Stimme in einer fremden Sprache und dann dauert es nur wenige Sekunden bis klar wird, um was es geht: in einer Stunde legen wir in Torshavn, der Hauptstadt der Färöerinseln an. Aber warum das morgens um 4 das ganze Schiff wissen muss, das erschließt sich in den kommenden Stunden nicht nur mir nicht. So richtig schlafen geht dann doch nicht mehr. Draußen ist es schon hell, im Schiff macht sich rege Geschäftigkeit breit, man hört Türen und Ladegeräusche – und um 7 gibt es ja schon Frühstück. Wir schaffen es um 8.15 Uhr an Land zu gehen. Die Wolkendecke lässt keinen Sonnenstrahl durch. Unser Radlerfreund aus Gera schließt sich uns an. Dafür lassen wir Roland und Rudi auf dem Schiff, sie befestigen die Schraube an Rudis Fahrrad und kommen nach. Wir lernen Torshavn, das weniger Einwohner als die Mainspitze hat, bei einer 40minütigen Busfahrt kennen. Alle Busse auf den Färöer können ohne Fahrschein genutzt werden, sie sind komplett steuerfinanziert. Natürlich kommt einem dabei sofort Tübingen in den Sinn und unser Beschluss im Kreistag Groß-Gerau, eine ÖPNV-Steuer einzuführen, schließlich haben von einem gut ausgebauten und viel genutzten Nahverkehr alle Bürger etwas: weniger Autos, freie Straßen, weniger CO2, geringerer Energieverbrauch. Was in Torshavn dazukommt: ganz besonders freundliche Busfahrer. Wir machen uns auf den Weg in das Nationalmuseum. Ein kleiner Einblick in die Landesgeschichte, dann ein Spaziergang zur Freilichtanlage und schließlich der Spaziergang zurück. Pünktlich um 14 Uhr legen wir ab.
Jetzt sind es noch 20 Stunden bis Island. Es scheint, als wolle man uns den Abschied schwer machen. Die Sonne kämpft sich durch die Wolken. Zuerst nur ganz schwach, nach einer Stunde: blauer Himmel bis zum Horizont. Harald erklärt mir, dass in siebzig Kilometern ein Schiff um zehn Meter niedriger erscheint – bedingt durch die Erdkrümmung. Links und rechts von uns tauchen (in wenigen Kilometern Entfernung) steile Felswände auf. Die Färöer zeigen sich von ihrer (schönsten?) Seite. Wir machen Bilder. Das Handy klingelt. (mit der Schalker Vereinshymne) Karsten ist dran. Wir bekommen die neusten Infos aus Bischofsheim. Fünf Tage radeln auf Island – dann sind auch Karsten, Caroline, Nico und Conny da. Morgen kommt schon Stephan zu uns – er fliegt gerade in die Sonne Islands.