Tag 16: Endlich am Meer – 2.000 Kilometer im Sattel


In der Nacht hatte es noch einmal geregnet. Es war richtig kühl, als wir uns – nach einem guten Frühstück – auf den Weg nach Südwesten machten. Noch hatten wir unsere Radwesten über den Trikots und an manchen Beinen bildete sich eine Gänsehaut – ob von der morgendlichen Kühle oder den letzten Tunneldurchfahrten – blieb letztlich unbeantwortet. Mit jedem Kilometer wurde es aber wärmer und die Spannung stieg. Dann, kurz vor Praia a Mare, ein Schrei: „Da ist es“ und wenig später: „Jetzt bieg doch mal rechts ab – wir wollen ans Meer“. Nach 1.991 Kilometern und sechzehn Tagen im Sattel hatten wir es geschafft: Italien präsentierte sich von der Bilderbuchseite, wie wir ihn uns aus Hochglanzprospekten seit den fünfziger Jahren vorstellen: Sonne, Strand, azurblaues Meer und ebenso blauer Himmel mit ein paar Schönwetterwolken. Jetzt machten wir uns aus den kommenden einhundert Kilometern bis Amantea einen richtigen Spaß. Auf der Hauptstraße richtig Gas geben (geht das denn mit dem Fahrrad?), immer so zwischen 22 und 26 Kilometer (manchmal auch schneller) und dazwischen ein paar Abstecher in den Küstenorte, erst um die Tunnels der Hauptstraße zu umfahren, später auch mal „einfach nur so“ um wieder um hundert Höhenmeter mitzunehmen. Dazwischen Mittagsrast in Guardia mit Spagetti die so scharf waren, dass Bernd und Stephan überhaupt nicht fassen konnten und Walter das erste Bad im Mittelmeer nahm. Unsere Kaffeepause ließen wir einfach ausfallen und radelten so schnell in unser Hotel, dass Gerhard, der an diesem Tag keinen Beifahrer hatte, es überhaupt nicht fassen konnte. „Was wollt ihr denn schon hier?“ – meinte er von seinem „Italien Baedeker“ aufblickend und freute sich mit uns auf einen gemeinsamen Nachmittagskaffee im Hotel. Aber auch das war nicht so einfach. Die Kaffeestückchen mussten erst organisiert werden. Stephan griff sein Fahrrad, einmal durch die Hotelhalle getragen, zum Hintereingang hinaus und ab in die nächste Patisanierie. Nach zehn Minuten war er mit einem ganzen Tablett Kuchenteilchen wieder da. Horst, der sich selbst gerne als unseren „Hlfsplattenflicker“ bezeichnet, nutzte die Zeit um einen Blick auf das Rad von Harald zu werfen. Alles in Ordnung. Ach ja – täglichen die Höchstgeschwindigkeitsangaben beziehen sich auf das Fahrrad des „Posters“. Selbstverständlich hallten alleTeilnehmer der Sizilienfahrt ihre familiär vorgegebenen Höchstgeschwindigkeiten penibel genau ein.

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