9. Juni 2019
von Thomas Will
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Wenn wir das geahnt hätten

11. Tag, Samstag, 8. Juni 2019

Unser Tag begann mit einem ruhigen Frühstück in Lozzi. Typisch französisch, aber vollkommen o.k. Klaus machte sich als Küchenorganisator verdient und wir genossen den Blick über das Tal.

Grandios. Einfache Hütten, aber zweckmäßig eingerichtet – ein toller Platz.  Wenn wir zu diesem Zeitpunkt gewusst hätten, was uns abends erwartet, wären wir bestimmt in Lozzi geblieben. Wir fuhren ein wenig später los. Petra übte sich als Ersatzoma. Dann ging es bergab. Immer mal wieder ein Fotostopp, Schluchten, Seen – grandios. Der erste Berg vor Corte flog nur so unter unseren Rädern dahin und dann waren wir in der heimlichen Hauptstadt. Hätten wir vielleicht besser nicht machen sollen.

Joachim sprang die Kette vom Rad und verkeilte sich zwischen Speichen und Ritzel, wir kamen in einen Umzug mit Pferden, verloren Carmen und den anderen Joachim und machten uns auf zum nächsten Anstieg. Uwe organisierte unser Mittagessen – wiederum perfekt französisch und Heinz-Ludwig wählte jetzt die Autovariante.

Wir machten uns auf den 900 Meter langen Anstieg in das Herz der Insel. (900 Meter heißt nicht, dass wir nur einen knappen Kilometer gefahren sind, sondern dass unser Zwischenziel 900 Meter höher lag!!!) Jeder individuell für sich und doch trafen sich auf der schönen Straße – mit wenig Autos und Motorrädern – immer wieder kleine Gruppen. Nach 2 ½ Stunden waren wir alle oben – Abfahrt nach Ghisoni und Kaffeepause. Total nett – Kaffee mit Kastanienkuchen. Und sogar ein kleines Hotel. Hier hätten wir bleiben sollen, wenn wir geahnt hätten, was noch kommt. Nicht der 600 Meter lange Anstieg, sondern unsere Unterkunft.

Einfachste Hütten, kein Strom (!!!), zwei Toiletten für gut 50 Personen – keine Bettwäsche und keine Handtücher – wir mussten improvisieren. Dafür war das Abendessen toll. Kotelette vom offenen Feuer, Gemüse, Kastanienbier – ein Glas Wein und ab ins Bett. Wider Erwarten fanden wir Ruhe und Schlaf und freuten uns auf das Frühstück und den nächsten Tag.

90,7 Kilometer – 7.04 Stunden auf dem Rad – 18,80km/Schnitt – 2147 Höhenmeter – 1.325m am höchsten Punkt – 54,7km maximal – 2.537 Kalorien

 

 

7. Juni 2019
von Thomas Will
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Nur die Harten kommen ………….. bis nach Lozzi

10. Tag.  Freitag, 7. Juni 2019


Carmen war platt – natürlich hur das Hinterrad und so verzögerte sich die Abfahrt um 15 Minuten. Uwe und Friedhelm wählten die Alternativroute am Meer und dann konnte es endlich losgehen. Die ersten zehn Kilometer liefen (gemächlich) bergan. Doch dann wurde es zum ersten Mal steil. 500 Höhenmeter galt es zu bewältigen. Abfahrt – ausruhen. Ein Schrei von hinten: Carmen war platt. Wieder das Hinterrad. Frank und Josef machten sich an die Reparatur. Geschafft. Unterwegs trafen wir Uwe und Friedhelm wieder. Jetzt der zweite Anstieg. Wieder 500 Meter nach ober. So ein wenig wie auf die Platte oder nach Hausen fahren. Petra wusste warum sie sich heute in den Bus gesetzt hatte.

Doch auch der tat sich mit den Anstiegen schwer. Die Mittagsrast nach 57 Kilometer lief reibungslos wie immer. 6 für 12 – Pizzen für Radler. Und dann konnte es weitergehen. Traumhafte Ausblicke auf die korsische Westküste. Wir wissen jetzt, warum dies Weltkulturerbe ist. Und dann 75 Kilometer und 1000 Höhenmeter gefahren, eigentlich ausreichend für einen Tag, begann es: 1.500 Meter nach oben, also auf die Höhe des Feldbergs im Schwarzwald. Es war 14.30 Uhr. Jeder wählte sein Bergtempo freiwillig. Außer Stephan, der hatte die Besenweste übernommen und sich so freiwillig selbst die doppelte Fahrzeit auferlegt. Langsam schraubten wir uns höher. Höhenmeter für Höhenmeter. Das Verhältnis der besser werdenden Luft stand im Verhältnis der nachlassenden Kondition. Freilaufende Kühe und Schweine – Korsika in seiner ursprünglichsten Form. Über was man auf stundenlanger Bergfahrt alles nachdenken kann. Kaffeepause um 17 Uhr. Die ersten Radler waren schon eine Stunde früher hier. Ein Bild von uns wollte die nette Wirtin machen: na klar. Und dann weiter. Aber nicht für jeden. Kurt, Klaus und Heinz-Ludwig orderten den Bus – der zwar schon am Zielort – um sich abholen zu lassen. Die anderen Radler schnauften weiter, bis auch der Besen (und der Schreiber dieser Zeilen – sowie Carmen, die vielleicht jetzt selbst ein wenig platt war) oben auf 1.500 Meter angekommen waren. Fünf Stunden Bergfahrt. Die Abfahrt über 20 Kilometer war Genuss, Genugtuung – aber auch hier konnte schon nachgedacht werden: über die Anstiege am Samstag. Nun aber galt es erst einmal den letzten heutigen Anstieg zu bewältigen – aber pünktlich um 21 Uhr war es geschafft. Lozzi – vier Hütten – eigenes Flair. Tolle Wurst, frisches Brot, Kalbfleischeintopf standen auf dem Tisch – die Nudeln mussten wir selber kochen. Wäsche waschen auch. Unser Wirt zog ein Fußballspiel vor – aber das war uns eigentlich egal. Jetzt nur noch ins Bett. Und vielleicht ein Gedanke an den vergangenen Tag in Calvi. Dort – wo es eigentlich keinen Wäscheservice gab, war die nette Kollegin an der Rezeption sofort bereit uns zu helfen. Um 18 Uhr abgegeben. Um 21 Uhr gewaschen und getrocknet zurück. So geht es auch. Was auf einmal für einen Euroradler wirklich wichtig ist.

 132,1 Kilometer – 9.29 Stunden auf dem Rad – 13,93km/Schnitt – 2578 Höhenmeter – 1.495m am höchsten Punkt – 63,0km maximal – 3.815 Kalorien

 

6. Juni 2019
von Thomas Will
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Scheibenbruch am Licciola

9. Tag.  Donnerstag, 8. Juni 2019

Die Nacht war kurz. Um 5.20 Uhr bimmelte der Wecker. Ich war (natürlich) vorher wach. Duschen, packen, Frühstück um 6 Uhr. Ein Kaffee, ein Spiegelei, ein wenig Käse und Wurst und ab. Stephan hatte drei kleine Kerzen auf den Tisch gestellt.

Wir mussten warten bis die Autos und Trucks von der Fähre waren. Dann durften wir zu unseren Rädern. Taschen dran und raus. Um kurz vor 8 Uhr waren wir in Bastia. Ab durch die Stadt – auch mal gegen eine Einbahnstraße – und bergan. 550 Meter nach oben, schweißtreibend – schwül – aber tolle Ausblicke. Wir machten (Höhen)meter um (Höhen)meter und kamen nach knapp zwei Stunden am höchsten Punkte des Tages (555 Meter) an. Zwischendurch klingelte immer wieder mal das Handy – drangehen war schwierig – aber es gibt ja eine Mailbox. Unsere Mittagsrast nach knapp 60 Kilometer mit einer tollen Aussicht. Geburtstagsessen mit Salaten, belegten Brötchen und einem alkoholfreien Bier – und weil man sich ja sonst nichts gönnt: ein Espresso danach. Der Wind an der Nordküste Korsikas nahm immer mehr zu. Wir trotzen ihm und fuhren weiter, nicht ohne dass mir die Euroradler ein original Brookstäschchen für meinen Sattel geschenkt hätten (beides passend in roter Farbe. Nach nur vier Kilometern auf genau diesem Sattel: das Handy klingelte einmal mehr. Karsten – da muss ich ran. Ich verstand nur Bruchstücke. Die Gruppe hielt an. Neuer Versuch: der Sturm hatte einen Stein gegen die hintere Seitenverglasung unseres Vivaro gewirbelt. Scheibenbruch. Glasbruch. Ersatzscheibe erst einmal hoffnungslos. Das dauert hier bis zu einer Woche. Also weiterfahren und mit Pappe und Klebeband „verarzten“ – mal sehen wie wir das hinbekommen. Weiter gegen den Wind. Kurze Pause in L`ile Rousse und weiter. Um 17 Uhr waren wir im Hotel – trotz der Höhenmeter. Obwohl keine Wäscheservice vorgesehen, ist man spontan dazu bereit. Danke.

Und wie das so ist: die einen gehen zum Schwimmen ins Meer – das nur einen Steinwurf entfernt ist – die anderen machen sich am Vivaro zu schaffen. Und jetzt: Abendessen – ein wenig entspannen, bevor es morgen früh in die Berge geht. Vielleicht haben wir dann ja Rückenwind. Verdient hätten wir es. Ja und jetzt sitzen wir bei Captain Resto zum Abendessen. Rudi überrascht mich mit zwei Gedichten -ja, mehr Zeit müsste man haben – und Stephan zaubert ein Maltashirt und „Nervennahrung“ (Malteser – aber ohne Alkohol) aus der Tasche – natürlich aus Malta.

91,7 Kilometer – 5.52 Stunden auf dem Rad – 15,63km/Schnitt – 1473 Höhenmeter – 555m am höchsten Punkt – 58,0km maximal – 2.739 Kalorien