27. Mai 2015
von Thomas Will
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Wenn wir das geahnt hätten

15. Tag,  Mittwoch, 27. Mai 2015  – Fes – Boulemane

Mittwoch Marokko 2Nochmal ein tolles Frühstück, das Gepäck in den Bus und pünktlich um 8.30 Uhr geht es für uns los. Noch ein letztes Bild bei der Abfahrt in Fes, ein Schüler gesellt sich zu uns und dann verlassen wir die Stadt. Sofort steigt die Straße an. Wir machen alle 10 Kilometer einen kleinen „Stopp“ um zu trinken und uns ein wenig vor der Sonne zu schützen. Schnell gewinnen wir an Höhe und die Luft wird langsam besser. Unsere Mittagsrast hat wieder einen besonderen Charakter. Wir finden eine kleine „Bar“ und fragen nach etwas zum Essen. Freundlich gibt man uns zu verstehen, dass Getränke möglich sind, aber es nicht zum „essen“ gibt. Man will uns helfen. Ein Taxi in die nächste Stadt schicken und holen was wir wollen. Wir lehnen mit Blick auf die kurze Pausenzeit „dankend“ ab, ein LKW-Fahrer schenkt uns zwei Joghurt, und wir behelfen uns mit „dem was da ist“: Bananen und ein paar süße Riegel. Zum Dessert schenkt man uns frisch geerntete Kirschen. So gestärkt – und vom Gewitter verschont – machen wir uns auf zum Pass. 1.776 Meter hoch, mitten im Mittleren Atlas. Jetzt geht es leicht bergab, wir suchen nach einer neuen Möglichkeit etwas zu uns nehmen zu können („nur nichts Süßes“). Ich lasse mich von der Vorstellung leiten „an einer Moschee gibt es auch ein Geschäft“ (so wie man das von den Ortsmittelpunkten bei uns kennt) und lande im Matsch. Folgerichtig kommt der „Anpfiff“ aus der Gruppe – aber schon zwei Kilometer weiter hilft man uns mit frisch gekochten Eiern im mit Käse (es könnte auch als Butter durchgehen) gefüllten Brot und frischem Orangensaft. Dann der letzte Anstieg. Wir sind da: Boulemane. Kein Hotel (das wussten wir), dafür kleine Hüttchen auf einem Campingplatz.

Mittwoch Marokko 3Die Waschwasserversorgung war gewöhnungsbedürftig, die Bettenausstattung ebenfalls – aber wir bekamen unser für 20.30 Uhr bestelltes Abendessen „pünktlich“ zwischen 22 und 23 Uhr serviert. Dazu ein ehrliches Lob, was in der kleinen Küche für uns gezaubert wurde. Trotzdem waren die Stunden dazwischen nicht verloren. Wir erzählten uns (bei einem Glas marokkanischen Rotweins) die Geschichten, wo wir in den vergangenen Jahrzehnten schon schlechter untergekommen waren. Ganz schön spannend, was Euroradler sonst noch so erleben.

107,2 Kilometer, 14,3 km Durchschnitt, 45,5 km im Maximum, 7.27 Stunden, 1.823 Höhenmeter, 1.776 Meter am höchsten Punkt, 2.849 Kalorien

 

 

 

 

26. Mai 2015
von Thomas Will
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Hier bleiben wir – dürfen aber nicht!

14. Tag,  Dienstag, 26.. Mai 2015  – Fes

Es ist kurz nach 6 Uhr – der innere Wecker springt an und ein Blick aus dem linken Auge – durch das Fenster nach oben – zeigt: der Himmel über Fes ist blau. Es verspricht ein schöner Tag zu werden. In unserem Riad ist es noch ruhig. Ob draußen schon die Geschäftigkeit der 1,5 Millionenmetropole zu hören ist? Aufstehen kann an diesem frühen Dienstag noch ein wenig verschoben werden. Medina Fes 1Kein Start um 8.30 Uhr zwingt dazu. Kurz nach 7 Uhr: die ersten Stimmen – jetzt aber raus, bis zum Frühstück haben ist noch etwas Zeit. Diesmal erst um 9 Uhr. Frisch gepresster Orangensaft, Kaffee und Tee, Honig, Käse, Brot und allerlei gebackene marokkanische Spezialitäten – so kann es weiter gehen. Nach einer Stunde: genug gegessen. Wir fahren heute ja kein Rad. Dafür ist unser Stadtführer da. Mohammed spricht fließend deutsch, arbeitet auch in Köln und Karlsruhe und führt und vier Stunden durch die Medina. Die Düfte, die Bilder, die Menschen – alles prägt sich bei uns ein. Ein Kaffee zwischendrin, wir beobachten das rege Treiben am Stadttor, ein Blick in die Koranschule und überall freundliche Menschen in der Stadt des Handwerks. Natürlich schauen wir uns eine Textilmanufaktur und eine Gerberei an – auf den ersten (deutschen) Blick nicht die besten Arbeitsbedingungen – aber wir müssen auch hier unsere Vorstellungen relativieren. Wir erfahren, dass man mit dem Königshaus durchaus zufrieden ist, dass hier die unterschiedlichen Strömungen des Landes zusammengehalten werden, dass es aber 26 Parteien gibt – auch nach marokkanischen Vorstellungen zu viele. Schulpflicht gibt es im Land – aber mit der Kontrolle nimmt man es nicht so genau.

Medina Fes 2Das erklärt auch die vielen Kinder, die man zu allen Zeiten auf der Straße antrifft. Ach ja: Marokko hat touristisch von den Spannungen in den anderen arabischen Staaten profitiert: „wenn man nach Nordafrika fährt, dann nach Marokko“ erklärt und Mohammed. Mittagsrast in der Medina. Wir probieren uns an den Ständen durch. Fleisch, Tomaten, Gewürze – alles wandert auf den Grill – später lassen wir uns Ziegenkäse, Oliven und gebackenes Brot schmecken. Maulbeeren, Melonenteile – wir könnten doch einfach hier bleiben. Am Nachmittag noch eine Stadtrundfahrt – wir haben atemberaubende Blicke auf Fes, sehen den Königspalast – mit einer Grundfläche von 80 Hektar (wirklich: 80!!) und werfen noch einen Blick in die Porzellanmanufaktur. Jetzt zurück in unser Riad. Die Wäsche ist gewaschen. Aus Boulemane kommt per Mail die Bestätigung, dass es mit unserer morgigen Übernachtung klappt. Klar würden wir gerne noch in Fes bleiben, gerade wenn man an die fast 2.000 Höhenmeter denkt, die vor uns stehen – wir kommen aus dem Rif und fahren in den Atlas.Medina Fes 3

0,0 Kilometer, 0,0 km Durchschnitt, 0,0 km im Maximum, 0,0 Stunden, 0,0 Höhenmeter, 0,0 Meter am höchsten Punkt, 0,0 Kalorien

Unser wunderschönes Hotel findet man übrigens unter http://www.riad-fes-aicha.com/

 

 

 

25. Mai 2015
von Thomas Will
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Alles gut – wir sind in Fes

13. Tag,  Montag, 25.. Mai 2015   – Ketama  – Fes

Wasser MontagDas Abendessen kam noch. Dafür, dass wir bis fast ½ 11 Uhr (abends) warten musste, schmeckte es uns sehr gut. Die Nacht wurde von dem Gebell der Hunde beendet und wir machten uns „fertig“. Es gab kein Wasser! Wir mussten uns „behelfen“. Duschen, rasieren, …… (fast) alles musste ausfallen. Und das Frühstück. Für 7 Uhr war es uns fest zugesagt. (Natürlich) war nichts da. Nur die Reste des Vorabends standen noch auf dem Tisch. Wir warteten – losgehen muss es pünktlich um ½ 9 – wir haben 145 Kilometer bis nach Fes. Aber: zumindest drückt sich die Sonne durch die Wolken. Und dann kam es doch noch: Eier, Brot, Marmelade, Wurst, Honig – wir konnten uns richtig satt essen und schafften es sogar pünktlich auf die Räder. Jetzt ging es erst einmal bergab. Links und rechts „Ackerbau“  der besonderen Art und immer wieder eindeutige Angebote. Mit der Höhe nahmen diese ab, die Temperatur zu und zum ersten Mal konnten wir so etwas wie Sommer spüren. In Tauunate (bei Kilometer 66) überraschte uns ein Regenschauer, aber wir waren clever: Mittagsrast. Pommes, gegrillter Fisch, Salat, Brot – wir wurden richtig satt. Dazu noch ein Kaffee und weiter ging es in rasanter Fahrt Richtung Fes.

Melone MontagWir machten richtig Kilometer. Das Thermometer kletterte auf 29° (zur Erinnerung: gestern waren es 5,9) und wir merkten jetzt auch die zu fahrenden Höhenmeter an der Anzahl der Schweißtropfen. Ein rustikaler Kaffeestopp und schon waren wir (fast) in Fes. Mit Hilfe einer großen Gruppe Kinder fanden wir unser Riad, konnten alle Räder sicher und stilvoll im Innenhof abstellen, gleich neben der gedeckten Tafel. Herbert und Lysiane hatten wieder einmal ganze Arbeit geleistet. Nicht nur, dass unser Gepäck bereits im Riad war, Herbert organisierte den passenden Wein und sogar ein Bier.  Wir fühlen uns unendlich wohl. Wir lassen die Hektik hinter der Tür. Es ist einfach nur (alles) gut. Jetzt haben wir einen Tag ohne Sattel und Fahrrad. Morgen werden wir in das Leben der Stadt eintauchen.

Abendessen MontG

146,2 Kilometer, 19,0 km Durchschnitt, 68,8 km im Maximum, 7.40 Stunden, 1.391 Höhenmeter, 1.309 Meter am höchsten Punkt, 1.902 Kalorien