17. Juni 2019
von Thomas Will
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Schafe, ein Bach und eine gesperrt Autobahn

20. Tag, Montag, 17. Juni 2019

Der Tag begann so wie er endete: mit einem Gefälle von 10 Prozent. Dazwischen lagen knapp 120 Kilometer in der sengenden Sonne Südsiziliens. Uwe schlug nach dem Frühstück vor die ersten Kilometer „alternativ“ zu fahren – ein paar Kilometer mehr, dafür aber weniger steil in der Abfahrt und damit mehr Genuss. Eine gute Idee.

Schon bald kletterten wir aber wieder nach „oben“. Serradifalco ließen wir rechts liegen – nur Stephan nicht. Er hatte sich an den Hinweis gehalten ins Ort zu fahren. Nun gut – es wurde wärmer und eine Herde Schafe (ohne Schäfer) kreuzte unseren Weg. Davon ließen wir uns aber nicht aufhalten. Auch nicht von den Verkehrswidrigkeiten rund um Caltanissetta. Die Abfahrt auf der vierspurigen Schnellstraße brachten wir ebenso hinter uns, wie die folgende Straßensperrung: wir ignorierten sie einfach und hatten auf sechs Kilometer die Straße für uns. Warum? Weil sie dringend saniert werden muss.

Friedhelm fuhr „Besen“ Zuerst in einer sehr eigenen Interpretation, dann in der der Euroradler. Mittagspause in Pietraperzia – wir kamen gut voran. Dann aber: Hitze, Hitze, Hitze. Wir fuhren gegen eine Wand aus heißer Luft. Sieben Liter Wasser wanderten aus meinen Trinkflaschen in meinen Mund. Radfahren geschah mehr im Unterbewusstsein. Vor uns eine Brücke. Hier mussten wir eigentlich rechts ab. Ein paar Radler hatten das Roadbook wohl nicht gelesen (oder dabei) und „bretterten“ durch. Die anderen warteten unter einem Baum. Was tun? Weiterfahren – telefonieren? Wir entschieden uns für die zweite Variante. Nach ein paar Minuten waren wir wieder komplett. Also – weg von der Straße. Feldweg. Ein Bach.

Keine Brücke. Durch. Fahren. Waten – irgendwie. Jetzt zurück auf die Straße. Vielleicht wäre die andere Variante doch die bessere gewesen. Also gut. Bergab und Kaffeepause in San Michele. Räder abstellen. Abschließen? Lenkertasche mitnehmen? Handy aus der Halterung nehmen? – Nein!!! Der Durst ist stärker. Und: natürlich passiert nichts. Draußen sitzen ein paar ältere Männer (wohl jünger als wir) – einer hat bei Bosch in Deutschland gearbeitet. Wir kommen ins Gespräch – müssen aber weiter. Noch 18 Kilometer. Caltagirone. Für die tolle Stadt haben wir keine Zeit mehr. Die Dusche ist heute wichtiger. Und: wir bekommen unsere Trikots doch gewaschen. Die Schwiegermutter unserer jungen Wirtin hat eine Waschmaschine zu Hause und holt sie ab. Dank an Conny für die Vermittlung. Wir wollen doch an unserem letzten Tag auf Sizilien nicht am Geruch erkennbar sein.

118,9Kilometer – 7.06 Stunden auf dem Rad – 16,71km/Schnitt – 1.628 Höhenmeter – 782m am höchsten Punkt – 53,5km maximal – 2.429 Kalorien

16. Juni 2019
von Thomas Will
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Schieben und Mücken

19. Tag, Sonntag, 16. Juni 2019

Für ein paar Flaschen Wein aus Santa Cristina musste im Bus noch Platz geschaffen werden, dort wo auch schon die Päckchen mit dem original sizilianischen Espresso liegen. In dem tollen Weingut, unweit von Palermo lässt sich auch länger als nur ein Tag Urlaub machen. Wir „durften“ es nicht, denn unsere Inseltour ging auch am Sonntag weiter. Die ersten fünf Kilometer hatten es in sich. Feldwege – teilweise mit Steigungen und Gefälle von bis zu 15%, unbefestigte Stellen, Sand und Dreck auf wem Weg – und dazwischen sogar Autos, die von einem Hof zum anderen fuhren.

Dazwischen die Euroradler – und hätte man uns nach einer Stunde gefragt, wann wir ankommen werden, dann wären die Prognosen so um die Zeit von 21 Uhr geschwankt. Dann war auch noch der Reifen von Klaus platt. In Marineo (dort liegt das Oberdorf 200 Meter über dem Unterdorf) kamen wir in eine Prozession und danach ging mit Fahren (fast) nichts mehr. Steil – 16% – Wahnsinn. Schieben. Wann werden wir ankommen. Klaus hatte den zweiten Platten. Getränke nachfüllen in einer Pizzeria. Rudi gab die Runde aus (Danke) – es waren aber (leider) mit die teuersten Wasserflaschen auf Sizilien. Schweizer Preise – 1.000km südlich? Jetzt lief es aber. Die Hauptstraße von Palermo in den Süden der Insel, vor der ich bei der Planung richtig „Bammel“ hatte, erwies sich als Glücksgriff. Zuerst einmal 15km begab. Mittagspause an einer Tankstelle. Klasse. Kleine Pizzateilchen und belegtes Weißbrot – super nett und freundlich. Weiter. Jetzt bergan. Kaum ein Auto. Wir kamen gut durch die Baustellen und nach gut 90 Minuten waren wir „oben“. Jetzt 20 Kilometer bergab – nur unterbrochen durch die Kaffeepause mit leckerem Kuchen. Aber die Krönung sollte noch kommen. Auf 7 Kilometern hinauf nach Mussomeli. Von 345 Metern Seehöhe auf 820 Meter. Sonne, Steigung, Mücken – wir kämpften uns nach oben. Die Straße war eigentlich für Fahrräder gesperrt. Warum? Keine Ahnung.

Unser „Besen“ Stephan, der heute Schwerstarbeit leistete, rief nach dem Bus. Nicht für sich. Petra sollte von den Strapazen der letzten Kilometer erlöst werden. Also setzte sich Karsten in Bewegung. Um es kurz zu machen: so um die 18 Uhr kamen wir alle in Mussomeli an. Von Bergen, Steigungen (und natürlich Mücken, die in jede Körperöffnung fliegen) haben wir erst einmal genug. Aber morgen „müssen“ wir noch einmal.

88,8Kilometer – 6.19 Stunden auf dem Rad – 14,02km/Schnitt – 1.783 Höhenmeter – 811m am höchsten Punkt – 58,6km maximal – 2.447 Kalorien

 

 

15. Juni 2019
von Thomas Will
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Anlegen mit Verzögerung, Geburtstagskaffee und Schweiß

18. Tag, Samstag, 15. Juni 2019

Ist das eigentlich Urlaub, wenn man morgens um 6 Uhr die Füße aus dem Bett schwingt, noch vor dem Frühstück den Papierkram erledigt und sich dann auf eine Tasse Kaffee freut, die zu bekommen aber durchaus schwierig sein kann. So zumindest auf der Fähre von Cagliari nach Palermo. So kurz nach 7 Uhr klappte es dann, unser Frühstück wollten wir – so war es geplant – in der Stadt genießen. Aber auch das gelang nur mit Hindernissen. Denn: die Fähre sollte um 8.30 Uhr in Palermo anlegen. Um 7 Uhr hieß es, dass es bereits um 8.15 Uhr der Fall sein könnte. Um 8.30 Uhr waren wir immer noch ein paar hundert Meter entfernt. In 15 Minuten – war die neue Info. Es wurde dann 9.10 Uhr. Hinunter zu den Rädern und weg vom Schiff. Conny wartete seit 8 Uhr am Anleger. Wir machten uns mit dem Fahrrad in die Stadt. Ging richtig gut. Da eine Kaffeebar an der Ecke. 15 Kaffee, 15 Orangensaft, Stückchen für alle – eine Info an Karsten (mit dem Bus) und binnen Minuten war auch er da.

Aber die Stückchen waren alle. Stephan wusste Rat. Gleich nebenan war eine Bäckerei. Wieder ein paar Minuten später war auch er wieder da – mit Stückchen! Unser 9.30 Uhr Kaffeestopp war aber kein normaler – denn Jupp hatte (also er hat heute) Geburtstag. Er sprach kurzerhand eine Einladung aus – Geburtstagskaffee morgens in Palermo – hat auch nicht jeder. Dann ab durch die Stadt, den Verkehr – hupende Autos überall. Rechts das Hinweisschild „Monreale 3 Kilometer“, aber steil bergauf. Die Trikots waren binnen von Minuten klitschnass, der Schweiß floss in Strömen. Kurz vor 11 Uhr: endlich oben. Ein Teil von uns machte sich auf in die Kirche – den anderen war ein kühles Wasser in diesem Moment wichtiger. Nach dem Kulturteil ging es weiter. Es wurde immer wärmer. Uwe hatte eine Alternativroute gefunden, 5 Kilometer mehr, dafür mussten wir aber nicht wieder zurück in den Talkessel von Palermo, sondern konnten auf einer alten Bahntrasse gemütlich in unser Hotel radeln. Leider hat die Trasse schon einen Namen, sonst hätten wir sie nach ihrem Entdecker benannt. Karsten hatte für 14 Uhr – direkt nach der Ankunft einen (kleinen) Mittagsimbiss mit Käse und Wurst organisiert – und Salat. Jetzt einfach mal entspannen. Das ist dann wirklich Urlaub.

31,8Kilometer – 2.40 Stunden auf dem Rad – 11,85km/Schnitt – 675 Höhenmeter – 624m am höchsten Punkt – 35,2km maximal – 1.080 Kalorien