14. Juni 2019
von Thomas Will
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Tschüs Sardinien

17. Tag, Freitag, 14. Juni 2019

Heute heißt es Abschied nehmen von Sardinien. Noch einmal eine halbe Bergetappe. Wir genießen das Frühstück und den Blick über die Berge Sardiniens. Abschiedsstimmung kommt auf. Nur ein wenig, denn noch liegen knapp 100 Kilometer vor uns. Wir haben beschlossen – nach der schweren Bergetappe des Vortages – die Tour ein wenig zu verkürzen und uns eine weitere Nuraghe zu „schenken“. Schon sehen wir das Schild „10% Gefälle“ – die Straße ist so steil und schmal, dass von Genuss nicht die Rede sein kann. Und dafür haben wir uns am Vortag geschunden. Aber es bleibt kaum Zeit für solche Gedanken, denn jetzt geht es – nach 4 Kilometern – den ganzen Spaß wieder bergauf. 

Das Shirt ist nach wenigen Minuten so nass, wie nach einer ausgiebigen Dusche oder einem Dauerregen. Aber was hilft es. Joachim (Joschi) hat noch mal einen Platten am Vorderrad. Unterwegs treffen wir auf eine Schafherde, die unbeeindruckt von uns und dem Autoverkehr die Straßenseite wechselt. Wir wollen weiter. Die Landschaft wird flacher, der Himmel dunkler. Sollte es doch noch Regen geben. Erst mal Mittagspause. Pasta Napoli – das sollte reichen für die letzten Kilometer bis Cagliari. Und jetzt doch. Die ersten Tropfen fallen. Der Gegenwind nimmt zu. Werden wir nass? Nein, zumindest nicht richtig. Das Dach einer Tankstelle bietet uns Schutz für fünf Minuten und dann ist es auch schon vorbei.

Wir schieben unsere Räder ein paar Meter durch die Altstadt und landen vor einem Cafe. Karsten, Caro, Hannes und Reeda sitzen. Zufall? Intuition? – Vielleicht von beidem etwas. Es dauert gefühlt eine Stunde, bis das Kaffee und der Kuchen kommt. Aber egal. Wir haben ja Zeit. Bording ist um 19.30 Uhr. Gegen 17.45 Uhr brechen wir auf. Die Räder von Luigi und Joschi kommen auf den Bus. Luigi wird abgeholt und für ihn geht es zurück nach Weiterstadt. Joschi bleibt noch eine Nacht in Cagliari und fliegt dann zurück. Wir machen uns auf den Weg an Bord. Ein klein wenig Chaos. 13 Radler, ein Kleinbus, zwei Menschen im Bus, dazu ein Baby und ein Hund – das alles auf einem Ticket – aber es klappt. Freundlich hilft man uns und binnen weniger Minuten haben wir es geschafft. Duschen. Abendessen. Wahnsinn. Im Restaurant sind wir (fast) die einigen Gäste. Vier Kellner schwirren um uns herum. Bestellen geht nur Tischweise – und dann in der richtigen (!) Reihenfolge: Getränke, Starter, Vorspeise, Hauptgang. Trotzdem gibt es Verwirrung. Aber irgendwie klappt es doch. Zumindest mit der Rechnung am Ende. „Alles zusammen“. Passt. Jetzt noch ein Grappa und ab in die Kabine. Das Gebläse lässt sich nicht abschalten. Auch egal. Morgen sind wir in Sizilien. Gute Nacht.

96,5Kilometer – 5.55 Stunden auf dem Rad – 16,29km/Schnitt – 911 Höhenmeter – 803m am höchsten Punkt – 55,5km maximal – 1.893 Kalorien

13. Juni 2019
von Thomas Will
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Ein Galamenue vor dem Hammertag

16. Tag, Donnerstag, 13. Juni 2019

Respekt hatten wir alle vor dem heutigen Tag. Ein Blick ins Roadbook zeigte dies dem ambitionierten Euroradler schon vor der Tour – mit jedem Tag an dem die Etappe durch das Herz von Sardinien näherkam, nahm auch die Spannung zu. Ob man das auch in unserem Hotel gewusst hat? Das Abendessen war „das Größte“, was uns Radlern in den vergangenen Jahren begegnete.

Eine Vorspeisenfolge, die kein Ende nahm. Pasta, Fisch – Sorbet als Zwischengang – bei der Fleischportion schwächelten die ersten von uns und beim Dessert war dann endgültig Schluss. Nicht für alle. Ein Espresso und ein Grappa und dann ab ins Bett. Ob alle Euroradler gut geschlafen haben, entzieht sich meiner Kenntnis – und „wenn nein“ –ob es dann am Abendessen oder an der Vorfreunde auf den Tag lag, lässt sich wohl im Detail nicht mehr feststellen. Ein kleines Frühstück reichte aus. Unsere Wäsche wurde natürlich gewaschen und mit einem großen „Dankeschön“ verabschiedeten wir uns. Erst einmal ein paar Kilometer bergab. Dann auf einer Hauptstraße ein paar Kilometer nach Osten. So ab Kilometer 20 ging es dann los. 600 Höhenmeter nach oben – 300 nach unten – Mittagspause bei Kilometer 54 in der Nähe von Gavoi. Jetzt bei sengender Sonne wieder nach oben. Kaum Luft zum Atmen. Warum macht man das freiwillig? Immer wieder? Oben angekommen. Kurz ausschnaufen. Das Wasser in der Trinkflasche hat bestimmt 40°. Trotzdem hilft es. Kurzes Gefälle. Wieder nach oben. Der Tag wurde länger und länger. Vor der geplanten Kaffeepause bei Kilometer 91 eine ungeplante. Unser „Besen“ Jupp genehmigte sich ein Eis und durfte hinterherfahren. Joachim (Joschi) hatten einen Platten – am Vorderrad – und dann die geplante Kaffeepause. Kühle Getränke. Wasser aus einem Dorfbrunnen und weiter.

Wieder nach oben. Jetzt hatten wir es fast geschafft. Eine Talbrücke „schenkte“ uns 50 Höhenmeter und dann nach oben bis Seulu. Das übliche Zimmerverteilungschaos –an Pläne hält man sich ja grundsätzlich nicht. Und dann Zeit für das Abendessen. Hoffentlich nicht so opulent wie gestern.  Obwohl: um 20.35 sieht es bei der Vorspeise auch hier bestens aus. Ach ja, nur um der Vollständigkeit willen. Petra wählte heute die Busalternative. Wandertag mit Karsten, Caro, Hannes und Reeda.

114,6Kilometer – 7.46 Stunden auf dem Rad – 14,75km/Schnitt – 2.040 Höhenmeter – 896m am höchsten Punkt – 53,5km maximal – 2.830 Kalorien

 

 

 

12. Juni 2019
von Thomas Will
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Start mit Hindernissen

15. Tag, Mittwoch, 12. Juni 2019

Glas vor dem Hotel in Sassari und Joachim (genau, der von gestern) musste noch dringend in den Supermarkt um Wasser zu kaufen – und so waren es diesmal nur 5 Minuten, die wir später auf die Piste kamen. In Sassari wollte (glaube ich) keiner von uns länger bleiben – auch nicht in dem Hotel. Zum Übernachten ganz o.k. – aber für mehr nicht. Das Abendessen reichte zum (fast) satt werden, die Atmosphäre und die Freundlichkeit der Bedienung erinnerte aber mehr an die Zeit unserer Touren auf dem Balkan oder in der Ukraine. Nun gut, wir ließen Sassari hinter uns, kamen recht schnell an den Stadtrand und folgten der Route aus dem digitalen Navigator (die aber auch analog mit Kompass-Karten nachgeprüft wurde.

Unter der Autobahn hindurch, ein zugewachsener Feldweg: Acker ……… es ging nicht weiter. Auch Uwe, der alle meine Touren im Detail geprüft hatte, wusste keinen Rat. Durch das Gebüsch ging es nicht. Zu dicht. Zurück, an zwei Sperrungen vorbei, wieder auf die Straße. Geschafft. Nur 700 Meter mehr, dafür aber eine gute ¼ Stunde Zeitverzug. Hinauf nach Ittiri, es wurde warm und schweißtreibend. Doch auf einmal machten wir Strecke. Um ½ 1 waren wir an der Nuraghe Santu Antine. Natürlich besichtigten wir den steinernen Zeitzeugen Sardiniens. Wir werden noch mehr sehen. Und: für Radler besonders wichtig: wir bekamen etwas zu essen. Panini mit Käse, Salami, Schinken, dazu alkoholfreies Bier (richtig kalt) und einen Espresso. Weiter. Die nächsten zehn Kilometer flogen dahin.

Dann aber ging es nach oben. Steigung am frühen Nachmittag in sengender Sonne. Unsere Gruppe zog sich auseinander. Jupp machte seine Arbeit als „Besen“ hervorragend und sorgte dafür, dass keine(r) zurückblieb. Je höher wir kamen, um so toller die Ausblicke über die Insel. Tolle Wälder, das Klima wurde besser. Wasserbrunnen zum erfrischen – und dann war Friedhelm platt. Nein, nicht er – sondern sein Fahrrad. Uwe blieb bei ihm und nach wenigen Kilometern hatten sich uns schon eingeholt. Wir waren ober. Unter uns Bono. 500 Meter tiefer. Eine knappe halbe Stunde später schlängelten wir uns durch den Ort. Die Debatte, ob wir im Ort noch einen Kaffee trinken wollen oder gleich zum Hotel fahren löste sich durch die Macht des Faktischen. Wir sahen kein Cafe – und so konnten kurz nach 17 Uhr im Hotel alle Getränkewünsche eingelöst werden.

Die nach Kaffee und die nach Bier – und auch die nach einer Runde im Pool. Karsten, Caro, Hannes und Reeda kamen zeitgenau mit dem Vivaro an und so hatte auch jeder die Chance auf frische Kleidung und seine Badehose. Die Gedanken schweiften zwischen Vorfreude auf das Abendessen und der Etappe am morgigen Tag. Manchmal ist es vielleicht besser weniger an Morgen zu denken und den heutigen Tag – oder die aktuelle Stunde zu genießen.

87,6Kilometer – 5.54 Stunden auf dem Rad – 14,80km/Schnitt – 1.581 Höhenmeter – 1.034m am höchsten Punkt – 60,3km maximal – 2.424 Kalorien