28. Mai 2017
von Thomas Will
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Heiße Schokolade und zu viele Autos

13. Tag, Sonntag, 28. Mai 2017 – Mora – Falun

Es gibt in unserer Gruppe ein paar Fans der Eintracht (der aus Frankfurt) – und die waren beim gestrigen Abendessen nicht ganz glücklich – Juan war es, unser Ginsemer, der aus Mexico stammt sympathisiert mit den „Schwarzgelben“. Nun gut, dafür trug er heute das Besentrikot. Zuvor aber ein ausgiebiges Sonntagsfrühstück – und dann los bei bestem Wetter. Die Sonne brezelte erneut vom Himmel und wir machten uns auf den Weg nach Rättvik.

37 Kilometer nach zwei Stunden, es lief klasse. Nur eines störte: die Autos. Es gibt gut acht Millionen Schweden, vielleicht fünf Millionen Autos (in diesem großen Land), aber gefühlt müssen sie am heutigen Sonntagvormittag alle zwischen Mora und Falun unterwegs gewesen sein. Trotzdem kamen wir gut voran. Jupp gab mir Windschatten und bei Bjursas machten wir nach 66 Kilometern unsere Mittagspause. Die Frage nach dem Speiseplan erübrigt sich – genau: Pizza.

Nur Andreas hatte es diesmal besser. Da es unserem Gastwirt nicht verständlich zu machen war, eine glutenfreie Pizza zu backen, gab es eine Fleischportion satt. Dann noch eine Tasse Kaffee – und dazu ein Stückchen Lindtschokolade (die mit 98 Prozent Kakaoanteil), die mir die Radler nach dem Rehunfall geschenkt hatten. Vorgestern hatten wir schon die halbe Tafel gegessen, jetzt sollte die zweite Hälfte drankommen. Ein Griff in das Lenkertäschchen und eine Vermutung wurde zur Gewissheit: verlaufen ……… Ich weiß nicht wer sich vorstellen kann, was 50 Gramm Schokolade in einem Lenkertäschchen anrichten können? Ich kann es mir seit heute. Ein Fluch, aber es nutzt ja nichts. Ausreiben, auf der Toilette mit heißem Wasser nachspülen, Handwaschpaste nicht vergessen – es gibt schönere Momente bei einer Radtour.

Weiter nach Falun. Schnell ein Blick in die Erzgrube – immerhin ein Weltkulturerbe, aber es musste schnell gehen, denn um 15 Uhr ist dort sonntags schon Schluss. So kam es, dass wir um ½ 4 in der Hotelhalle saßen, einen Kaffee genossen und uns freuten, dass eine Tagestour auch mal etwas früher zu Ende geht und uns noch Zeit bleibt um dem Städtchen einen Blick zu widmen.

89,3 Kilometer, 533 Höhenmeter, 4.24 Stunden auf dem Rad, 20.28 km im Durchschnitt, 50,4 km Höchstgeschwindigkeit, Höchster Punkt: 327 Meter, 1.969 verbrauchte Kalorien

27. Mai 2017
von Thomas Will
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Mit Volldampf in die Sauna

12.Tag, Samstag, 27. Mai 2017 – Tyfors – Mora

Neben mir blubbert der Whirlpool, vor mir wird im Schwimmbecken geplanscht und gleich nebenan sind die beiden Saunakabinen (nach Geschlechtern getrennt!) – in diesem Umfeld ist bisher noch kein Tagebucheintrag bei den Euroradlern entstanden. Los ging es heute früh schon gegen 6 Uhr (und das am Sonntag) – jeder von uns wollte wohl zuerst unter die Dusche oder zur Toilette, und so kam es, dass man bereits um 6.30 Uhr einige Euroradler in voller Radmonteur in der mittelschwedischen Einsamkeit bewundern konnte. Unser Frühstück war mit viel Herzlichkeit zubereitet, es fehlte an nichts und wir können einen Tag (oder auch mehrere) in Tyfors nur empfehlen. Dann ging es los. Bei den Euroradlern wird Solidarität übrigens groß geschrieben.

Ob es darum geht, Carmen zum „xten Mal“ die Kette aufzulegen (wenn sie dann doch mal das kleinste Ritzel braucht), beim Schlauchwechsel zu helfen, eine Schraube festzuziehen oder eine Satteltasche zu fahren, wenn es dem Mitradler mal hier oder da zwickt. So ging es dann nach Norden, links Nadelwald und Seen, rechts Nadelwald und Seen und nach 43 Kilometer ein Supermarkt. Stephan, Willi und ich kauften ein. Alles was man für ein Mittagspicknick benötigt (denn: eine Einkehrmöglichkeit gab es auf der heutigen Etappe nicht). Keine Pizza – nun gut, dafür aber Brot, Käse, Wurst, Kekse, Joghurt, Tomaten, Äpfel, Bananen – und das alles an einem kleinen Flusslauf –in idyllischer Lage. Es wurde heiß. Stephan kämpfte nicht nur gegen den Wind, sondern auch gegen die Sonne. Er hatte heute die Aufgabe „vor mir“ zu fahren – Klaus machte den „Besen“. Die letzten 20 Kilometer waren dann weniger idyllisch. Wir mussten wieder auf die Europastraße und kamen „sehr pünktlich“ (16 Uhr) in Mora an. Unser Schnitt lag jenseits der „20“.

Im Spahotel war man an der Rezeption zwar freundlich aber überfordert. Die Zimmerlisten waren gedruckt und genau so sollten wir uns auch betten. Wollten wir aber nicht.

Carmen schrieb die Listen um. Wir organisierten eine Unterstellmöglichkeit für die Räder, der Wäscheservice klappte und auch das Frühstück soll morgen früh um 7.20 Uhr bereit stehen, damit wir wieder pünktlich um 8.30 Uhr loskommen. Bis dahin noch ein Saunagang, das Abendessen und eine hoffentlich ruhige Nacht.

119,5 Kilometer, 699 Höhenmeter, 5.46 Stunden auf dem Rad, 20.72 km im Durchschnitt, 55,8 km Höchstgeschwindigkeit, Höchster Punkt: 442 Meter, 2.483 verbrauchte Kalorien

26. Mai 2017
von Thomas Will
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Vorne Flottmann – hinten Flottmann

11.Tag, Freitag, 26. Mai 2017 – Örebro – Tyfors

Das Reh begleitete mich die ganze Nacht – in Gedanken. Jede Bewegung, zumindest wenn die rechte Körperseite davon betroffen war, war (ein wenig) schmerzlich. Da die schwedischen Nächte schon gegen 4 Uhr am Morgen zu Ende gehen (es ist dann taghell) kann man das bewusst ausprobieren. Es ging ganz gut, aber ein Restzweifel blieb, ob das mit der Tour nach Tyfors klappt, immerhin fast 150 Kilometer auf dem Fahrrad. Gut frühstücken, die Taschen packen, das Rad herrichten – heute ein wenig akribischer als sonst – und dann ging es los. Der erste Kilometer in der Stadt, es ging – aber wo war der Weg?

Wir kurvten mehr oder weniger parallel zur Europastraße, kamen aber nicht richtig voran. Die Zeit verging, die Kilometer wurden nicht mehr. Wir planten um. Hatten in Nora schon zehn Kilometer als geplant da waren wir unserem Zeitplan weit hinterher. Vorne setzte sich Tim (Flottmann) vor mich, hinten sorgte Jürgen (Flottmann) dafür, dass keiner von uns zurückblieb. Wer von beiden die schwierigere Aufgabe hatte ist bis jetzt noch nicht geklärt. Dafür gibt es eine neue Taktik um am Berg schneller zu fahren: Carmen, der beim schalten auf den kleinen Kranz oft die Kette herunter fiel, ließ diesen einfach aus, was dazu führte, dass sie an diesem Tag immer im Vorderfeld mitfuhr. Zur Nachahmung empfohlen. Mittags gab es wieder die obligatorische Pizza. Willi bestellte telefonisch vor – und es klappte wie am Schnürchen.

Die Zeit, die wir am Vormittag verloren hatten, holten wir am Nachmittag wieder ein. Ein kurzer Kaffeestopp im Supermarkt und kurz nach 19 Uhr waren wir in Tyfors. Zwei Häuser, mitten auf dem Land, einfaches, aber tolles Abendessen – ein Ort um Urlaub zu machen.

Wir müssen aber weiter. Mora wartet auf uns. Das Reh übrigens hat mir – je länger der Tag wurde – immer weniger Probleme gemacht.

155,5 Kilometer, 1.302 Höhenmeter, 8.34 Stunden auf dem Rad, 18.13 km im Durchschnitt, 49,5 km Höchstgeschwindigkeit, Höchster Punkt: 304 Meter, 4.331 verbrauchte Kalorien