19. Mai 2017
von Thomas Will
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Zwischen den Wetterzonen

4. Tag, Freitag, 19. Mai 2017 – Goslar – Uelzen

Das „Brockengeröll“ vom Vorabend lag bei dem ein oder anderen wohl noch im Magen – und so viel das wirklich reichhaltige Frühstück in der „Tanne“ eher sparsam aus. Überhaupt: ein Besuch in der „Worthmühle“ ist wärmstens zu empfehlen – man muss aber den richtigen Hunger mitbringen – und dass m Ostharz Wein abgebaut wird, lernt man gleich noch dazu. Für den Freitag war nicht gerade das beste Wetter angekündigt, aber der Himmel versprach mehr als der Wetterbericht. Rudi hatte vor der Abfahrt noch einen Platten – es sollte der einzige an diesem Tag bleiben – und dann ging es los. Raus aus Goslar, erstmal schön bergab – und schon viertel vor zehn konnten wir Wolfenbüttel hinter uns lassen. Unterwegs dann immer das gleiche Bild. Blick nach rechts: blauer Himmel, höchstens ein paar kleine weiße Wolken – Blick nach links: dunkle Wolkenberge, die immer mehr nach Regen aussahen. Wir fuhren ja nach Nordosten – also was kann uns schon passieren, solange wir schneller sind als das, was sich westlich von uns zusammenbraute. Braunschweig machte uns die Stadtdurchfahrt leicht. Fahrradstraßen überall – einfach vorbildlich. Kurz nach 12 Uhr: Isenbüttel – Kilometer 72 – Mittagsrast. Heute kein Döner. Jürgen navigierte uns zu einer Pizzeria. Freundlich war man dort schon, aber auf der Schnelligkeitsrangliste schafften die es nur auf Platz drei (von bisher drei Tagen) und auch die Pizza selbst rangiert in der Bundesligatabelle eher auf dem Platz des benachbarten Wolfsburg. Aber gut.

Wir waren satt (9 Pizzen – 13 Personen) und weiter ging es zum Elbe-Seitenkanal. Jetzt waren wir nicht nur am östlichen Ufer, sondern auch auf der östlichen Wetterseite: es regnete. Regenkleidung raus und 15 Kilometer auf dem nicht befestigten Radweg am Deich. Wie unsere Räder aussehen kann man sich denken. Jürgen fand ein Bauerncafe in Lüder: übrigens sehr zu empfehlen – tolle Torten – und riesige Stücke, das entschädigt für den Elbeseitenkanal. Eines sollte man aber nicht tun, wenn man das Cafe besucht: die Fahrräder kreuz und quer vor die Stalleinfahrt stellen – aber auch Euroradler lernen ja noch. Der Regen hatte schon lange aufgehört und wir entschieden uns für die Bundesstraße und gegen den Elbeseitenkanal. Heinz-Ludwig – unser Tagesbesen – deckte die Gruppe nach hinten ab und so kamen wir ohne Probleme um kurz nach 18 Uhr in Uelzen an. Ab heute Abend sind wir wieder ein Radler mehr. Stephan kam um 19.15 Uhr (per Bahn nach Uelzen) mit dem Fahrrad auf den Hotelhof. Er hat als Einziger etwas was wir nicht haben: ein sauberes Fahrrad. Und jetzt regnet es in Uelzen. Das kann es: bis morgen früh um 8 Uhr.

141,8 Kilometer, 344 Höhenmeter, 7.50 Stunden auf dem Rad, 18,13 km im Durchschnitt, 43,6 km Höchstgeschwindigkeit, Höchster Punkt: 265 Meter, 2.455 verbrauchte Kalorien

18. Mai 2017
von Thomas Will
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Harzer Gewitter

3. Tag, Donnerstag, 18. Mai 2017 – Hann. – Münden – Goslar

Nein, mit uns ist alles in Ordnung; und eigentlich war es mit dem Wetter am frühen Morgen in Hann.-Münden genauso. Die Altstadt ließen wir mit einem Blick zur Werrabrücke schnell hinter uns, aber schon nach gut 1500 Metern wurde es betont langsamer. Es ging bergan. Vom Flusstal bis auf 400 Meter – und das binnen von sechs Kilometern, das war am frühen Morgen schon heftig und so zog sich unsere Gruppe schnell auseinander.

Trotzdem machte es Laune so früh am Morgen durch Felder und Wälder zu fahren. Die Luft war noch nicht so heiß wie am Nachmittag und jetzt stand eine tolle Abfahrt bis vor die Tore von Göttingen an. So toll war die aber nun auch nicht. Joachim – unser Besen des Tages – hatte einen Platten und so hieß es: Schlauch wechseln und warten. Um 10 Uhr, nach zwei Stunden, hatten wir gerade mal 23 Kilometer auf dem Tacho. So konnte das nicht weitergehen. Westlich an Göttingen vorbei, teils auf dem Leineradweg, und nördlich Northeim. Mit ein wenig Doping für die Ohren ging es noch schneller und um 12.30 Uhr, pünktlich zur Mittagsrast zeigte der Tacho schon 64 Kilometer an. Das war anständig. Das galt auch für das Mittagessen. Wir hatten schon Touren, da gab es jeden Mittag Pizza, auf dem Weg in den Bayrischen Wald war es der Schweinebraten und unsere Schwedentour wird wohl als die Dönerfahrt in die Chronik eingehen. Dönersalat mit Fladenbrot, Marga kam vorbei und teilte sich mit Karl eine Portion, und wir waren binnen einer guten halben Stunde wieder auf dem Fahrrad. Jetzt ging es in den Harz. Morgens machten uns die Anstiege noch gedanklich zu schaffen, jetzt waren sie auf einmal (fast) kein Problem mehr. Dank ausgedienter Eisenbahntrassen war die Steigung moderat und so kamen wir über Bad Grund schnell auf den höchsten Punkt der Etappe: 516 Meter. Jetzt bergab. Kaffeepause in Wildemann.

Apfelschorlen, Kuchen, Kaffee (ein Eiskaffee für Petra und ein alkfreies Weizenbier zum Obstkuchen für Joachim; die Geschmäcker sind halt verschieden. Jetzt zog sich der Himmel zu. Wir nahmen Fahrt auf uns kamen trocken bis nach Langelsheim. Jetzt wurde es von oben her nass. Mehr Sorge machte uns aber das näherkommende Gewitter. Eine halbe Stunde unterstellen – für was doch so ein Carport gut sein kann – und dann ging es weiter. Noch sieben Kilometer bis Goslar. Der Regen: na ja, auf dem Navi bildete sich eine Schicht aus Staub und Wasser und so genau war die Route nicht zu erkennen. Tim half aus und pünktlich um 18 Uhr waren wir in der „Tanne“ in Goslar. Hier muss es aber eine Stunde vorher richtig gewütet haben – berichtete Marga. Wir hatten wieder mal Glück. Wäscheservice heute wie gestern inclusive; gestern war Rudi für das einsammeln der Shirts verantwortlich, heute Steffi. Und jetzt auf zu Abendessen. Wir müssen „außerhäusig“ – die „Tanne“ ist nur ein Garni. Was gibt es: passend zur Stadt: nein, nicht Harzer Roller, sondern Brockengeröll.

117,5 Kilometer, 942 Höhenmeter, 6.53 Stunden auf dem Rad, 17,06 km im Durchschnitt, 65,4 km Höchstgeschwindigkeit, Höchster Punkt: 516 Meter, 3.616 verbrauchte Kalorien

17. Mai 2017
von Thomas Will
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Start mit Hindernissen

2. Tag, Mittwoch, 17. Mai: Fulda/Trätzhof – Hann.-Münden

Es ist Glockenschlag 8 Uhr. Wir stehen vor der kleinen Kirche am Trätzhof und warten – auf Gerhard. Irgendwie hat er zwischen Dusche, Toilette und Handy die Abfahrtszeit verpasst – und das bei fast 140 Kilometern an diesem Tag. Wir wollen los. Aber natürlich warten wir. Nach sechs Minuten hängen die Satteltaschen, es sitzt der Helm und Gerhard auf seinem Fahrrad. Es geht erst einmal bergab ins Fuldatal. Aber nicht lange – und wir warten wieder. Diesmal auf Harald, der hat einen Platten. So wird es dann doch wieder fast halb neun, bevor es richtig losgeht. Die schattigen Radwege im Fuldatal machen Spaß. Rechts der Blick zur Rhön, links zum Vogelsberg und nach 45 Kilometern sind wir in Bad Hersfeld. So langsam holen wir die „verlorene Zeit“ wieder ein. Dann ein Radwegschild nach links, aber eigentlich geht der Weg parallel zur Straße geradeaus. Nun gut, wir folgen dem Schild und werden erst einmal zwei Kilometer nach Oste gelenkt. Wir wollen aber nach Norden. Während ich noch über so viel Radwegeplanung gedanklich den Kopf schüttele macht der Weg eine Schleife nach Westen. So haben wir ein paar Kilometer mehr auf dem Tacho – zugegeben es war ein schöner Weg – und kommen wieder auf unsere Planstrecke. Weiter Richtung Bebra. Diesmal machen wir es richtig, dafür hält uns aber eine Fußgängerbrücke auf. Mittel auf dem „R5“ und dann noch den Schiebepfad für die Räder auf der falschen Seite (für uns). Wir sind in Lispenhausen. Wasser an der Tankstelle. Total nett erzählt man uns von einem Imbiss ein paar hundert Meter weiter. Wir fahren hin. „Für elf Leute mache ich mein Restaurant auf“. Wir sitzen noch keine zehn Minuten und schon kommen der Dönersalat und das Fladenbrot. So schnell – das ist rekordverdächtig. Wir haben Kraft für die Steigung. Für zehn Kilometer gelingt es mir die Truppe zusammenzuhalten. Dann rechts das Schild: 12% – jetzt fährt jeder seine Geschwindigkeit, von Tempo darf man hier nicht reden. Je länger die Steigung, umso größer die Wandergruppe. „Das Schalker Vereinslied erklingt“ – ein untrügliches Zeichen für mein Handy. Alf ist dran.

Er kommt uns entgegen. Bei Waldkappel reffen wir uns. Ziel ist jetzt sein Haus in Laudenbach. Er lädt zu Kaffee und Kuchen ein. Tolle Idee. Wir stärken uns. Petra kommt dazu. Sie war nach einer Familienfeier mit dem Auto nach Hann.-Münden gebracht worden und uns die knapp 40 Kilometer entgegengeradelt. Jetzt zurück. Bis Witzenhausen fast nur begab. Dann entlang der Werra und dann war es geschafft. Zwei Tage weg von zu Hause und an der Nordspitze Hessens. Gut. Auch im Hotel werden wir ungläubig bestaunt. Normal fahren unsere Gäste 40 bis 60 Kilometer und kommen mit dem Auto hier an. Normal – wir sind eben ein wenig anders. Petra ist jetzt bei uns. Alf übrigens nicht. Der fährt mit dem Rad durch Thüringen und Brandenburg bis nach Rügen, setzt dort nach Bornholm über, fährt dort ein paar Tag und kommt dann nach Schweden. Ihn treffen wir in Gotland wieder. In der Tat, normal ist anders. Und fast hätte ich es vergessen: Heinz Ludwig ist auch da. Morgen rollen wir mit 13 Radlern gen Norden. Na gut, die ersten 10 Kilometer geht es bergan. Da heißt es treten.

140,3 Kilometer, 816 Höhenmeter, 7.44 Stunden auf dem Rad, 18,12 km im Durchschnitt, 58,0 km Höchstgeschwindigkeit, Höchster Punkt: 456 Meter, 3.419 verbrauchte Kalorien