22. Mai 2017
von Thomas Will
Kommentare deaktiviert für Durch das Parkhaus ins Hotel

Durch das Parkhaus ins Hotel

7. Tag, Montag, 22. Mai 2017 – Kiel – Göteborg

Es wurde spät dunkel und früh hell – ein wenig erinnerte die Fährfahrt nach Göteborg an die Touren nach Island und an das Nordkap – die Tage werden einfach länger, je weiter wir nordwärts fahren. Diesmal geschah das sogar in der Nacht, die wie so oft auf der Ostsee sehr ruhig verlief. Das Schiff der Stena-Line war nicht ausgebucht und so gab es auch in den Restaurants genügend Platz. Wir ließen uns das Abendessen und das Frühstücksbuffet munden und machten uns um kurz nach 9 Uhr mit den Rädern auf den Weg in die Stadt.

Willi konnte mit seinen Ortskenntnissen von Göteborg mit meinem Garmin problemlos mithalten und nach nur 5,8 Kilometern hatten wir unser B&B erreicht. Die Zimmer waren aber im vierten und fünften Stock und einen Abstellplatz für die Fahrräder gab es nicht. Gut dass unser Übernachtungsort über ein „angeschossenes“ Parkhaus verfügt. Aber um 10 Uhr morgens waren erst zwei Zimmer bezugsfertig.

Also: mit dem Rad durch das Parkhaus in die fünfte Etage – rein ins Hotel und alle Räder in die Zimmer „6“ und „7“, Packtaschen dazu und ab in die Stadt. Ziel „1“: das Universum. Hier konnten wir die Meeresbewohner in natürlichem Umfeld lebend bewundern, aber auch mitten durch den tropischen Regenwald laufen.

Dann in er Markthalle einen kleinen Mittagssnack – dazu ein Bier (hat ja nur 2%) und weiter zu den

Paddan-Bootstouren. Hier war „Kopf einziehen“ angesagt, denn die Brücken über die Kanäle der Stadt sind nicht besonders hoch und wir hatten keine Fahrradhelme dabei. Vielleicht wäre eine Jacke im schwedischen Mai auch ganz angezeigt gewesen. Dann in den Bus zu einer „Hop on Hop Off“ (Tour) – nur war die zu Ende bevor sie begonnen hatte, denn wir waren kurz vor der Ziellinie in die letzte Runde eingestiegen. Dafür konnten wir uns aber richtig aufwärmen. Jetzt einen Kaffee. Willi führte und am Palmenhaus vorbei zum Rosencafe und wir freuten uns über tollen Kuchen und eine „Kaffee Flatrate“ – die früher in den skandinavischen Ländern noch stärker verbreitet war als heute.

Wir stellten unsere Kaffeekasse vom Barprinzip auf Kartenzahlung um (wenn man so will passen wir uns den skandinavischen Verhältnissen an) und werden den Versuch in Stockholm evaluieren. Mal sehen zu welchem Ergebnis wir kommen. Jetzt zurück ins Hotel. Zimmerverteilung Räderwechsel (man sollte meinen, dass jeder Euroradler sein Rad kennt – Irrtum // das gilt auch für die Satteltaschen, besonders wenn sie „gaaaanz“ neu sind) und Vorbereitung auf das Abendessen. Andreas und Jürgen waren zwischenzeitlich per Flugzeug in Göteborg angekommen und hatten auch die letzten Kilometer bis zum Hotel (fast) problemlos geschafft. Und jetzt geht es zum Abendessen.

6,3 Kilometer, 40 Höhenmeter, 0.27 Stunden auf dem Rad, 13,81 km im Durchschnitt, 34,5 km Höchstgeschwindigkeit, Höchster Punkt: 19 Meter, ? verbrauchte Kalorien

21. Mai 2017
von Thomas Will
Kommentare deaktiviert für Von krummen Schlössern und neuen Satteltaschen

Von krummen Schlössern und neuen Satteltaschen

6. Tag, Sonntag, 21. Mai 2017 – Bad Oldesloe – Kiel

Sonntags um 6 Uhr aufstehen – und das im Urlaub; für die Euroradler geht es einfach dazu früh auf den Beinen zu sein. Es sind dann zwar noch zwei Stunden bis zur Abfahrt, doch die vergehen oft schneller als einem lieb sein kann. So auch heute am frühen Morgen in Bad Oldesloe. Karl wollte wieder auf sein E-Bike, doch das Schloss klemmte. Alles was Stephan, Joachim oder ich versuchten half nichts. Kein Öl, kein Kontaktspray, kein noch so feines Schlüsselgefühl – es ging einfach nichts.

Karl wollte aber unbedingt den Beifahrersitz mit dem Fahrradsattel tauschen – und so half am Ende nur rohe Gewalt. Egal: Karl konnte mitfahren. Unsere Räder hatten die Nacht unter fast freiem Himmel gut überstanden, wir frühstückten ausgiebig, packten um und dann ging es los. Es sollten nur 84 Kilometer bis Kiel sein und so dominierten an diesem Tag die Geschichten abseits der Strecke, die aber wirklich nicht zu verachten war. Bunte Felder und Wiesen, Wald und kleine Dörfer, deren Namen wir noch nie gehört hatten und bestimmt auch sofort wieder vergessen, ein Profil das durchaus als anspruchsvoll zu bezeichnen ist und immer Hinterkopf die Frage: wie weit ist unser Bus. Der war mit Jupp, Klaus, Josef, Dietrich, Juan und Carmen um 6 Uhr in Bischofsheim gestartet und auf dem Weg über Hannover nach Kiel. Gut dass es „Whats App“ gibt und so wussten wir von einer Rast in Melsungen, einer Baustelle bei Hannover und der Ankunft um kurz nach 14 Uhr am Schwedenkai. Wir Radler gönnten uns eine ausgiebige Mittagspause. Bratheringe oder Sauerfleich, dazu Bratkartoffeln und das obligatorische altfreie Weizen. Ach ja, Salatesser gab es auch, vielleicht schon mit Blick auf das Abendbuffet am Bord und den recht geringen Kalorienverbrauch an diesem Tag.

In Kiel hieß es dann umpacken. Neue Taschen mit Wäsche und Landkarten vom Bus an das Fahrrad und ein paar alte Klamotten in den Bus. Josef hatte unser Gespann sicher von Hessen an die Ostsee gebracht, auch wenn bei unserem roten Anhänger das rechts Rücklicht Aussetzer hatte. Harald hatte dann die Aufgabe Bus und Anhänger nach Travemünde zu fahren, dort zu parken – damit wir beide nach unsrer Ankunft in drei Wochen wieder in Besitz nehmen können. Schon vor 18 Uhr konnte er Vollzug melden: Bus und Anhänger stehen sicher und haben jetzt erst einmal Pause. Die haben wir auch, zumindest für ein paar Stunden. Jetzt hat sich das Gesicht der Gruppe wieder gewandelt. Neben den Busfahrern ist Willi dazugekommen – natürlich mit der Bahn und neben Steffi, Harald, Marga und Karl machen sich am Montag Kurt und Gerhard auf den Rückweg in den Kreis Groß-Gerau. Wir dagegen schippern bei weißblauem Himmel Schweden entgegen.

 Eine Geschichte muss aber noch erzählt werden, die von Jupp und seinen Taschen, die sind nämlich „gaaaaaaanz“ neu. Bis Freitagnacht ging der nämlich von einem Begleitbus in Schweden aus – also keine Taschen, so eine normale Touritour mit leichtem Gepäck. Dann riss ihn Joachim aus seinen Träumen. Nach einer unruhigen Nacht und einem Kontrollanruf bei Carmen (morgens um 7 war die Welt nicht mehr in Ordnung) dann die bittere Wahrheit: kein Bus mit Gepäcktransfer in Schweden. Was tun. Ganz einfach: man wendet sich an einen Fahrradhändler seines (unseres) Vertrauens und ein paar Stunden später hat man neue Ortliebtaschen. Jetzt nur noch die Frage, was muss ich einpacken und was nicht. Ob dieses Problem gut gelöst würde, werden erst die nächsten Wochen zeigen. Aber da haben die Euroradler ja durchaus Erfahrung: wer seine Shirts vergisst muss eben mit dem Schlafanzugoberteil zum Abendessen gehen – aber der Radler ist ja schon auf dem Rückweg.

84,4 Kilometer, 388 Höhenmeter, 4.36 Stunden auf dem Rad, 18,26 km im Durchschnitt, 40,4 km Höchstgeschwindigkeit, Höchster Punkt: 46 Meter, 1.525 verbrauchte Kalorien

20. Mai 2017
von Thomas Will
Kommentare deaktiviert für Umweg für Kaffee und Kuchen

Umweg für Kaffee und Kuchen

5. Tag, Samstag, 20. Mai 2017 – Uelzen – Bad Oldesloe

So ein wenig erinnerte der frühe Samstag an eine Herbstfahrt im Oktober: der Himmel grau in grau, der Boden noch feucht von den langen Niederschlägen in der Nacht und so machten wir uns auf dem Weg – immer die Hoffnung, dass es bestimmt noch besser wird. Karl hatte den Elektro- mit dem Verbrennungsmotor oder: den Fahrradsattel mit dem Beifahrersitz getauscht und so waren wir trotz des ersten Tourtages von Stephan wieder 13. Die Zahl sollte uns aber Glück bringen. Nach 25 Kilometern überquerten wir den Elbeseitenkanal und beschlossen seinem Uferweg diesmal keinen Besuch abzustatten. Ein paar Kilometer mehr, an so einen „kurzen Tag“, das sollte doch kein Problem sein. Harald dachte schon darüber nach, ob wir vielleicht schon zum Nachmittagskaffee in Bad Oldesloe sein könnten. Aber zuerst einmal stand das Etappenziel Lauenburg auf dem Plan.

Gerhard wollte unbedingt ein Bild auf der Elbbrücke – und das mit dem falschen Trikot. Jetzt ging es zum Elbe-Lübeck-Kanal und dort nördlich bis Büchen. Jürgen fand wieder die passende Mittagsgaststätte – ein Grieche – der am besten und schnellsten Schnitzel backen konnte. Nach Pizza und Döner keine schlechte Wahl. Wir waren gerade einmal 400 Meter auf dem Fahrrad, da schallte es von hinten (Frank war mal wieder Besen) „stop“. Petra hatte einen Platten. Am Vorderrad, wenigstens etwas. Schnell war der Schaden behoben und Petra bedankte sich mit dem Versprechen die erste Abendrunde zu übernehmen. Wenn wird das ab jetzt einführen, dann haben wir entweder jeden Abend ein Getränke frei oder zukünftig keine Platten mehr.

Die Topographie im südlichen Schleswig-Holstein ist alles andere als flach. Das merkten wir nicht nur in den Beinen, sondern auch am Tempo. Auch wenn es immer nur ein oder zwei Prozent Steigung waren – heute kam der Gegenwind dazu – über 500 Höhenmeter auf einer Flachetappe sind schon eine Nummer. Wo trinken wir den heute Kaffee? Auf der Strecke bis Bad Oldesloe fand sich nichts, dafür in Schiphorst. Da bedeutete aber weitere 10 Kilometer Umweg. Na gut, war ja nur eine Kurzetappe. Dank Jürgen fanden wir den „Alten Haferkasten“ sehr schnell. Wieder ein Bauerncafe und wir ließen es uns bei hausgemachtem Kuchen und einen Tasse Kaffee gut gehen. Klar, wie gestern: zwei Kaffee weniger, dafür ein alkfreies Weizen und ein Kakao, so langsam merke ich mir die Getränkewünsche der Gruppe. Die Kaffeekasse wurde geschont, Stephan gab seinen Einstand (na ja, da dürfen wir ja morgen einiges erwarten). Jetzt waren es noch 15 Kilometer. Wir schafften es fast pünktlich, kurz nach 18 Uhr waren wir am Hotel und sicherten unsere Räder. Zum ersten mal keine Garage, dafür aber ein Dach – es soll aber keinen Regen geben. In Bischofsheim wurden die Räder verpackt und dort geht es morgen früh um 6 Uhr los nach Kiel. Morgen Abend sind wird dann mit 16 Radlern auf der Fähre nach Göteborg.

131,7 Kilometer, 501 Höhenmeter, 7.21 Stunden auf dem Rad, 17,88 km im Durchschnitt, 38,4 km Höchstgeschwindigkeit, Höchster Punkt: 62 Meter, 2.172 verbrauchte Kalorien