20. Juni 2013
von Thomas Will
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Tag 21 – Wo ist die Wurst?

Gullfoss

„Wo ist Jochen?“ – Wir konnten am Hotel Gullfoss nicht abfahren, so lange sich nicht zu jedem Fahrrad auch ein Fahrer eingefunden hatte. Die Morgentoilette sollte an diesem Tag aber das kleinste Problem sein. Wir taten, was (fast) jeder Islandtourist tut, wir fuhren zum Wasserfall nach Gullfoss. Vier Kilometer, schöner Asphalt, leicht bergan, nur wenige Regentropfen – wir konnten das eindrucksvolle Schauspiel genießen und in Bildern festhalten. Der Himmel riss auf, wir konnten weiter fahren. Caroline und Karsten stiegen zu Steffi in den Bus. Caro hatte „Knie“, Karsten war für die Begleitung zuständig. Viele Stunden später sollte sich herausstellen, dass dieser Wechsel – vom Rad zum Bus – aus mehreren Gründen ein guter war. Es ging weiter leicht bergan. Der Asphalt war zu Ende. Noch nahmen wir die ersten, wenn auch steilen Steigungen, mit Humor. Wir kamen (ganz) gut voran, trafen zwei Radler auf Gegenkurs und wollten eigentlich Mittag machen. Als geeigneten Platz fanden wir bei Kilometer 47 eine Campinghütte. Klasse – eine warme Suppe, eine Tasse Kaffee – aber eigentlich war die Pause in der freien Natur geplant. Nur, wo waren Wurst, Käse, Äpfel, die wir am Vortag in Reykjavik gekauft hatten? Bei der Abfahrt lagen sich gemeinsam mit dem Brot auf einem Stuhl am Hoteleingang. Während das Brot eingepackt wurde, brachte Roland die übrigen Sachen zurück zum Bus. Wir hatten Brot – und die Suppe – aber wenn die Campinghütte nicht gewesen wäre? Wenn ich ein isländischer Geysir gewesen wäre, dann stand ich kurz vor dem Ausbruch – die Erde bebte. Bis in die späte Nacht hinein konnten wir das Rätsel, wie unsere Wurst, unsere Äpfel und unsere Bananen den Weg zurück in den Bus gefunden haben, nicht wirklich lösen.

Gruooe Road

Wir mussten aber weiter. Der Schotter auf der Kjölur wurde immer mehr unsere Kondition immer weniger. Nico musste passen. Roland hielt eines der wenigen Autos an. Gern nahm man unseren Senior mit. Alf konnte (oder wollte) auch nicht mehr. Roland ergriff erneut die Initiative. Alf – Rad – Auto – hinein – ab. Bei ihm sollte sich am nächsten Tag eine Erkältung einstellen. Wir mussten weiter. Kleine Abfahrt – Sand unter dem Rad – Sturz – ich drehte einen kleinen Salto und war binnen Sekunden wieder auf dem Rad. Weiter: unsere Gruppe zog sich auseinander. Regen setzte ein. Carmen stürzte, Conny schob – aber wir kamen an. „Wie können 25 Menschen in einer Hütte von 25 qm nächtigen, frühstücken – und was sonst noch so nötig ist?“  Wir 17 und dazu noch sieben Franzosen – es geht. Neun Menschen in einem Raum – ein Ehepaar muss sich ein „Doppelbett“ von 1,20 m teilen – ein Kopfkissen – ein Bezug, trotzdem reicht es nicht für alle. Dietrich hat keinen, flüchtet sich in seine Online-Rundschau – auch wenn es mit dem Internet hier schwierig ist. Nur zwei Toiletten – dafür aber ein Hotpot.

Hotpot

Wir genießen das heiße Wasser und dazu noch ein Glas Wein. Der Tag und die Nacht – es ist schon grenzwertig – aber was ist in Island nicht grenzwertig?

Tabelle Tag 21

(Der Bericht erscheint verspätet aufgrund der Verbindungsprobleme)

 

 

20. Juni 2013
von Jochen Frickel
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Radeln im Funkloch

Liebe Freunde der EuroRadler,

gestern Abend ist erstmalig der gewohnte Tagesbericht von Thomas ausgeblieben. Was ist passiert?

Gar nichts – außer dass die Radler mitten im isländischen Hochland genächtigt haben, fernab jeder Zivilisation. Dort gibt es vermutlich keine Internetverbindung. Die Karte zeigt die Abdeckung Islands mit mobilem Internetzugang (3G; rote Flächen) und die Stationen der EuroRadler in den nächsten Tagen. Demnach können wir am Wochenende wieder auf neue Informationen hoffen, wenn sich die Gruppe in der Nähe der Nordküste aufhält. Ab Sonntag führt die Route dann erneut in die „Wildnis“.

coverage

 

 

18. Juni 2013
von Thomas Will
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Tag 20 – Dyskalkulie, Sturm und Gruppenfindung

Unterwegs

Irgendwie war der Vorabend ein Signal für den Dienstag, den 20sten Tag der diesjährigen Tour der Euroradler. „Snail oder no snail“, das war im „Caruso“ die Frage. Aus drei Verweigerern wurden schnell vier, aus vier fünf und auch fünf sechs – als dann beim Servieren der Vorspeise noch ein siebter Verweigerer dazu kam, war für die erste Irritation gesorgt – auch bei dem sehr bemühten Personal. Mit dem Lammrücken beruhigte sich zwar die Lage, um bei der Frage nach dem Espresso wieder undurchsichtig zu werden. Ganz klar dagegen die Information von Heinz-Ludwig: am Mittwoch geht es mit Adam zurück nach Frankfurt. Dort erwarten ihn dann 33° C und bestimmt viele Schnaken. Der morgendliche Telefonat mit der „Heimatbasis“ bestätigte dies eindrucksvoll.

Wir machten uns bei Regen und Gegenwind auf den Weg aus der Hauptstadt. Es machte keinen Spaß. Rechts Auto an Auto, links ein Radweg, der immer wieder über Anschlussstellen und Ausfahren führte, und vor uns die erste Steigung im Gegenwind. Schnell waren wir auseinandergerissen. Warten im strömenden Regen und bei Eiseskälte ging nicht. Also weiter bis nach Pingvelli – dort stoßen zwei Erdplatten aneinander und nicht weit davon tagte das erste isländische Parlament.

Info

Für beides hatten wir nicht mehr als ein Foto übrig. Alles an uns war nass. Der böige Wind schlug Steffi die Autotür aus der Hand – direkt an den Spiegel des Nachbarwagens. Dieser gehörte einem Ehepaar aus Alaska (dort ist es zurzeit wärmer als in Island). Wir tauschten die Adressen aus und weiter ging es. Nur vier Kilometer – wir mussten etwas Warmes zu uns nehmen. Eine Tomatensuppe und ein Brötchen. Schnell war der Suppentopf leer. Zu spät –also warten bis „nachproduziert“ wurde. Dann wieder auf die Räder. Jochen fuhr nach rechts, andere riefen „links“ – beides war nicht optimal, und so nahmen wir ein paar Höhenmeter zusätzlich mit. Wieder Gegenwind. Alf und ich versuchten die Truppe zusammenzuhalten. Keinen Ausreißer nach vorne zulassen – den Besen (Karsten gab am ersten Tag sein Debüt, aber wer im Dauerrege über die Tauern fährt, hat auch im Island keine Probleme) nicht aus dem Auge verlieren – nach gut einer Stunde klappte es besser. Jetzt lief es. Wir machten Kilometer. Nach vierzig davon: ein Cafe – wir mussten den Hügel hinauf. Etwas teuer, aber gut. Vielleicht wären manche gerne im Hot-Pot geblieben. Weiter nach Geysir – und wirklich – er tat uns den Gefallen. Es hatte sich gelohnt. Jetzt noch neun Kilometer bis zum Hotel in Gullfoss. Warum schicke ich eigentlich Mails mit der Zimmerverteilung in die Hotels (die auch noch bestätigt werden), wenn bei der Ankunft sich keiner mehr daran erinnern kann?

Abend

Auch egal – erst einmal warm duschen – und dann ein Glas Wein, eine heiße Pilzsuppe, Lachs  – und hoffentlich können heute Abend alle richtig zählen.

Tabelle Tag 20