2. Juni 2025
von Thomas Will
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Müssen wir hungrig ins Bett?

Tag 5 – Von Newcastle nach Jedburgh

Nachtrag zu Sonntag: Rudi meldet sich abends. Er ist in Xanten. Über 160 Kilometer gefahren. Respekt. Unsere Fähre legt pünktlich an. Gegen ½ 10 spuckt uns das Schiff aus und die Zollformalitäten sind eine Sache von wenigen Minuten. Jetzt müssen wir uns an den Linksverkehr gewöhnen. Der erste Kreisel, noch sage ich mir die Linksfahrregel im Kopf vor, doch nach wenigen Kilometern ist es fast schon Routine. Ach ja, auch die Zeit ist anders: in England (und Schottland) gilt Londontime. Wir schlängeln und durch Newcastle. Ein Bahndamm hilft uns die Innenstadt zu umgehen und bald haben wir die Hafenstadt hinter uns gelassen. Die kommenden Kilometer geben uns einen Vorgeschmack auf die kommenden Tage: die Landschaft wird wellig. Uwe und Frank fahren noch mal meine Satteltaschen. Trotzdem – das Knie hat irgendwie etwas gegen die nordenglische Borderregion. Mittagsrast: Gemüsesuppe und Sandwich. Üppig. Weiter geht es. Der Wind nimmt zu, aber Sonne und Wolken wechseln sich ab: kein Regen. Wir kommen zum Winters Gibbet – ein Galgen weit sichtbar. Jetzt geht es bergab. Schnell holt uns die Wirklichkeit aber wieder ein. Die wellige Landschaft setzt sich fort. Jetzt geht es hinauf zur Grenze nach Schottland. Jeder fährt sein eigenes Tempo und gegen 18.15 Uhr sind wir oben. Was für eine Aussicht. Es windet stark. Jetzt noch 17 Kilometer. Fast nur bergab. Wir sind um 19.30 Uhr da. Geschafft – die Strecke und wir. Fast 1.500 Höhenmeter, teilweise mit Gegenwind. Unser Abendessen war genau um die Zeit geplant. Carmen ruft an. Verschieben sei nicht möglich – am Morgen wäre Urlaub angesagt. Das Gespräch dauert länger. Das Lokal schließe um 21.30 Uhr. Länger dürften wir nicht bleiben. Wir schaffen es kurz vor 21 Uhr da zu sein. Alles ist (jetzt) kein Problem mehr. Man interessiert sich für unsere Tour, serviert Gemüsesuppe (die zweite am heutigen Tag) und ein Masalahühnchen, das die Sonnenbräune von uns auf einmal purpurrot erscheinen lässt und so wird es problemlos bis nach 22 Uhr Jetzt erst einmal die Beine hochlegen, Morgen warten schon wieder 1000 Höhenmeter auf uns.

Tourdaten: 112km, 7.57 Stunden im Sattel, 15,0 km Durchschnitt, 58,3 km maximal, 1361 Höhenmeter, Höchster Punkt 420 Meter

1. Juni 2025
von Thomas Will
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Wo sind die Satteltaschen?

Tag 4 -Von Utrecht nach Ijmuiden

70 Kilometer, was soll da schon passieren? Also reicht es auch, wenn wir um 9 Uhr starten. Und es ist Sonntag. Also genießen wir das Frühstück, lassen uns Zeit und packen gemütlich unsere Fahrräder. Auch Stephan. Die Satteltaschen lässt er – wie wir alle – vor dem Hotel stehen und geht mit seinem Lenkertäschchen zu der Fahrradgarage. Das dauert so zwei Minuten – nur als er zurückkommt, sind die Taschen weg. Wer klaut Satteltaschen? Irgendwie abwegig. Aber „ohne“ ist die Tour zu Ende. Ein Taxi steht neben unseren Rädern – der Taxifahrer räumt eifrig ein – übereifrig, und so landen die Satteltaschen im Kofferraum. Um es kurz zu machen: aus der Schrecksekunde werden keine langen bangen Minuten, nach kurzer Zeit hängen sie wieder da, wo sie hingehören. Jetzt erst einmal los. Durch Utrecht. Klar, die Euroradler haben es sich vorgenommen, das größte Fahrradparkhaus der Welt zu besichtigen. Das geht einfach. Durchfahren und ansehen. Genial, tausende von Fahrrädern auf engstem Raum. Das könnte auch für Deutschland ein Vorbild sein. Wenn ich mir überlege, wie viele (Auto)parkhäuser dafür gebaut werden müssten. So manchem Verkehrsplaner (oder der sich dafür hält), sei eine Bildungsreise in unser Nachbarland empfohlen. Na ja, vielleicht bringt ja eine aktive Kommunalpolitikerin aus Bischofsheim ein wenig Utrecht mit in die Mainspitze. Es geht weiter, der Gegenwind nimmt zu, mein Knie scherzt. Uwe und Frank fahren für 30 Kilometer meine Satteltaschen. Wir sind beim Mittagessen. Bestellen geht nur online über die App. Tobi organisiert das. Am besten essen alle das gleiche. Ein Sandwich mit gegrillter Zucchini – und das gleich 14 Mal, das beschert uns schon mal eine Nachfrage. Die aber dann nicht digital, sondern ganz freundlich analog.  Wir wollen weiter. Jupp will sein Zahlenschloss öffnen. Irgendwie will es aber nicht. Falsche Nummer? Er und Frank, Arndt und Carmen probieren sich. Alle scheitern – was hilft ist eine Zange. Wir sind pünktlich an der Fähre. Dürfen sofort durchfahren. Das haben wir auch schon anders erlebt. Jetzt ein gemütlicher Abend und morgen geht es dann in England weiter: Linksverkehr! Rudi und Martin werden dann nicht mehr dabei sein. Sie machen sich in den kommenden Tagen individuell zurück in die Heimat. Schade, wir hätten euch gerne weiter mit dabei gehabt.

Tourdaten: 70km, 4.46 Stunden im Sattel, 15,4km Durchschnitt, 29,0km maximal, 129 Höhenmeter, Höchster Punkt 47 Meter

 

 

31. Mai 2025
von Thomas Will
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Die Ampeln werden noch unsere Freunde

Tag 3 – Von Kerken nach Utrecht

Wir wollen ein wenig früher losfahren. Da wir schon ab 7 Uhr frühstücken können ist das auch kein Problem. Wir kommen pünktlich um 8.15 Uhr los. Auf dem Markt bekommt Carmen noch „ihre“ zwei Bananen (Danke Martin) und dann legen wir los. Vorbei an der Kirche und raus aus der Stadt. Wir fahren gerade 4 Kilometer da kommt der Ruf von hinten: „Stoooop“ – sofort ist mir klar: nicht langsamer werden, sondern sofort anhalten. Ein Platten. Jupp. Es dauert zwei Minuten, dann steht das Rad auf dem Kopf, der Reifen ist draußen und der Mantel schon unten. Wir bekommen Besuch vom einem freundlichen Mann, der dort mit seiner Familie wohnt. Wenn wir etwas brauchen oder danach die Hände waschen wollen, dann sollen wir uns einfach melden. So was nennt man spontane Gastfreundschaft. Nach 15 Minuten sitzen wir wieder auf dem Sattel. Frank hat das mit dem Platten so gut gemacht – es sollte für den Tag der einzige bleiben. Jetzt rollen wir aber. Der Radweg an der B 9 ist zu loben. Nach 45 Kilometern sind wir in den Niederlanden. Jetzt wird es bergig. Bergig? Ja! Wir klettern (im Wald) von 17 auf 91 Meter und lassen es dann nach Nijmegen rollen. Mittagspause nach 67 Kilometern. Beinahe wären wir daran vorbeigefahren. Eine kleine Radlerportion und weiter geht es. Was uns auffällt: die Ampeln werden unsere Freunde, denn die Induktionsschleifen in den Radwegen sorgen (fast) immer dafür, dass wir „grün“ haben. Eine grüne Welle für Radler. Vielleicht sollten wir auch dafür im Kreis Modellregion werden. In Elst machen wir Kaffeepause im Pfannkuchenhaus. Es dauert zwar ein wenig länger, dafür sind wir aber richtig satt. Weiter auf den letzten Kilometern bis Utrecht. Wir sind kurz nach 19 Uhr dort. Räder unterstellen. Duschen. Und jetzt freuen wir uns auf das Abendessen.

Tourdaten: 133km, 8.13 Stunden im Sattel, 16,8km Durchschnitt, 37,4km maximal, 308 Höhenmeter, Höchster Punkt 91 Meter