25. Juni 2013
von Thomas Will
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Tag 27 – Von vergeudeten Radtouren, isländischem Sturm und einem schnellen Kaffee

Radgruppe 1

Gibt es eigentlich ein anderes Leben, als das auf dem Fahrradsattel oder auch das aus der der gleichnamigen Tasche? Jeden Tag ein anders Bett, ein neues Hotel und nur die Frage, ob es abends „Lamm“ oder „Fisch“ gibt. Nach fast vier Wochen mit den Euroradlern glaubt man das eigentlich schon nicht mehr – wären da nicht die telefonischen Kontakte mit dem Büro, der Blick in die Onlineausgaben der lokalen Zeitungen oder ab und an mal die ersten Takte der „Schalker Hymne“ (meinem Handyklingelton) die einem klar machen: ja – es gibt noch ein „zweites“ Leben. Am kommenden Montag ist es wieder soweit: Kreistag ist angesagt – aber der ist in Island noch ganz weit weg. Wenn man bedenkt, dass auf der ganzen Insel nicht viel mehr Menschen leben, als in unserem Kreis Groß-Gerau. Auf den langen Passagen der Ringstraße hat man Zeit über diese Fragen nachzudenken, schließlich sind die einzigen Orientierungs- und Planungspunkte die Einmündungen der kleineren Straßen – und die sind äußerst selten. Zwischen Myvatn und Skjöldolfsstadir gibt es keinen Ort, keine Tankstelle, keinen Campingplatz – nur Natur. Also mussten wir unsere Mittagsrast auf ein paar Steinen am Wegesrand verbringen. Sie fiel kurz aus. Schuld daran waren nicht unbedingt die harten Steine, sondern die Mücken. Die wollten nicht an unseren Käse, nicht an unsere Salami, unser Brot oder an unsere Äpfel, sondern nur an uns. Also: auspacken, essen, einpacken. Nach einer halben Stunde ging es weiter.

Gruppe 2

Und dann war er wieder da: der Wind. Ich versuchte es für ein paar Kilometer. Aber die Natur war dann doch stärker. Stephan und Alf spannten sich vorne davor, wir fuhren versetzt, versuchten uns gegenseitig so gut es ging Windschatten zu geben. Na ja – so mancher kam über die Rolle des „Lutschers“ nicht hinaus, aber auch das ist an solchen Tagen normal. „Was habe ich nur für eine Zeit vergeudet, als ich noch nicht mit den Euroradlern auf Tour gegangen bin“ resümierte trotz der widrigen Umstände Jochen B. aus G, der in den kommenden zehn Jahren unbedingt noch dabei sein möchte. Unser zweitältester Radler wird nur noch von Nico getoppt, der an diesem windigen Nachmittag „einmal die Schnauze voll hatte“ und selbst gegen den Wind als Zugmaschine arbeitete – und das mit … (nein, das Alter verrate ich jetzt nicht). Was den Radlern die Kraft verleiht Tag für Tag über hundert Kilometer zu fahren, jeden Morgen um ½  7 aufzustehen und trotzdem einfach weiter machen zu wollen, bleibt ihr (unser) Geheimnis. In diesem Jahr ist es bestimmt auch der isländische Hotpot, in dem wir abends unsere Gelenke wieder geschmeidig machen können. Heute haben wir es trotz Gegenwind (manche sprechen von Sturm) so frühzeitig geschafft im Hotel anzukommen, dass wir um kurz nach ½ 5 unseren Nachmittagskaffee dort trinken konnten. Ankommen, begrüßen, fragen, einschenken, hinsetzen, trinken – das alles in drei Minuten. Als die letzten in der Gruppe ihr Rad abstellten, konnten die ersten schon genießen. Ja – und dann ging es ab in den Hotpot. Die Frage „Fisch oder Lamm“ beschäftigt am heutigen Abend Karsten und Caroline nicht mehr – sie sind schon auf dem Flug nach Reykjavik und weiter nach Deutschland. Schade – gerne hätten wir eure Räder nicht verpackt sondern für die morgige Tour fertig gemacht.

Schneller Kaffee

Tabelle Tag 27

24. Juni 2013
von Thomas Will
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Tag 26 – Energie im Überfluss

Kraftwewrk

Ob die Euroradler Energie im Überfluss haben weiß ich nicht – manchmal könnte man es annehmen, oftmals (gerade am Berg – oder bei Gegenwind) kommen da schon (leichte) Zweifel. Dass es in Island Energie im Überfluss gibt, davon konnten sich die Radler am Montag überzeugen. Zuerst war aber einmal ausschlafen angesagt. Bis zu einer ganzen Stunde länger konnte man „in den Federn“ liegen und das auch noch (leidlich) dunkel, denn die Vorhänge in den urgemütlichen Hütten am Myvatn machten den langen Tag wirklich ein wenig zur Nacht. Zuvor hatte man noch mit einem Gläschen Eiswein auf die (bis jetzt) gelungene Tour angestoßen (das zweite kleine Fläschlein, das Jochen aus Ginsheim mitgebracht hatte, ist für heute reserviert). Auch beim Frühstück hatten die Euroradler (nach über 2.400 Kilometer) endlich einmal Zeit. Eine zusätzliche Tasse Kaffee, die neusten Infos aus der Heimat via Online-Rundschau, Rudi und Petra brachten die Trikots zur benachbarten Pizzeria (wo sie gewaschen werden) und dann konnte es losgehen. Während sich ein Teil der Euroradler für das Geothermiekraftwerk „Krafla“ entschieden, machte sich die andere Gruppe zur Walbeobachtung auf. Es war schon beeindruckend welch großen Schatz die Isländer „anzapfen“ um ihre Energieprobleme zu lösen. Leider war es nicht möglich eine eigene Führung zu organisieren, aber allein das Infocenter und der Blick auf die Anlage „von oben“ entschädigten. Um den Relaxfaktor noch ein wenig zu steigern war am Nachmittag ein Naturbad angesagt. Der große „Hotpot“ – auch ein „Abfallprodukt“ der Geothermienutzung – entspannte Körper und Geist. Mit einem improvisierten Nachmittagskaffee stimmte man sich auf den nächsten Tag ein – der (leider) zu einem weiteren Abschiedstag bei den Euroradlern wird.

Nachmittagskaffee Hütten

Um aber Abschied nehmen zu können, muss man erst einmal ankommen. Das taten die Walbeobachter später. Während die Hinfahrt mir Rad und Bus noch geklappt hatte, mussten sie nach ihrer Schiffstour länger warten – als ihnen lieb war. „Der Bus war weg“ (Euroradler kennen dies, wenn sie auf andere Verkehrsmittel angewiesen sind). Es gibt aber keine Probleme, sondern nur Lösungen. Also mussten zwei Telefonate geführt werden und dann konnte auch der Rücktransport – wenn auch verspätet – angetreten werden. Dafür lagen die Radlertrikots sauber gewaschen und gefaltet schon auf dem „Kaffeetisch“ und warten nur darauf am Dienstag wieder getragen zu werden. Zuvor gibt es aber Fisch mit Blick in den Kuhstall.

Wal

Das zeigt auch uns wieder einmal deutlich auf, welche Wertschätzung in Island Rindviecher (vierbeinige) genießen. Ein Abendessen im Schafstall erscheint weniger vorstellbar – aber das hatten wir ja schon – zumindest zum Lunch.

Stall

 

23. Juni 2013
von Thomas Will
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Tag 25 – Hochsommer in Island

On the Road

Wenn mir das einer gesagt hätte, ich gehe mir kurzen Hosen zum Abendessen – ich hätte es nicht geglaubt. Mit Stephan, Harald, Nico, Gerhard, Dietrich lasse ich mir nach 111 Kilometern und 1.155 Höhenmetern ein Bier schmecken. Nach dem Duschen – nur ein Badetuch – und es ist wirklich warm. Dabei hatte unser Tag in Akureyri so angefangen wie viele Tage in Island: kalt und wolkig. In Skjaldarvik wären einige von uns gerne länger geblieben (gut wenn man das sagt). Steffi, Caroline, Conny und Roland taten es – aus unterschiedlichen Gründen. Steffi und Caro wollten reiten, Conny hatte mir ihrer Erkältung zu kämpfen und Roland mit Sehne und Wade. Also tausche Steffi das Lenkrad mit dem Zügel und Caro den (ihr nicht bequemem) Rad- mit dem Pferdesattel und wir machten uns auf den Weg. Das Höhenprofil suggerierte eine schwerere Strecke als in Wirklichkeit. Während sich der ein oder andere Kopf davon anstecken ließ, protestierten die Beine und spulten einfach Kilometer und Höhenmeter nacheinander ab. Am Abend dann die Erkenntnis: oft geht (viel) mehr, als man glaubt. Von 0 auf 470 Höhenmeter sollte der erste Anstieg gehen – nach 345 Metern war Schluss. Höher ging es nicht. Jochen und Rudi waren richtig enttäuscht. Also bergab. Kurz vor Laugar. Pause. Was gibt es zu Mittag: Pizza – und die war richtig gut – ein Blick auf den Wasserfall – und weiter. Es machte richtig Spaß. Bergab mit 60 – bergan mit neun oder zehn – und dann kamen die Mücken. Da sie aber – im Gegensatz zu denen im Kreis Groß-Gerau nicht stechen – waren sie nur lästig.

Müde

Unser Bus mit den Reiterinnen und Erkältungs- und „Unterbeingehändicapten“ holte uns ein, so dass wir gemeinsam Kaffee trinken konnten. (Danke an Jochen B. aus G.). Weiter – die letzten neun Kilometer um den See. Einmal falsch abgebogen (weiße Kleinbusse gibt es einfach zu viele) und schon waren wir da. Auch hier am Myvatn gefiel es uns sofort.

Oldies

Caro, Karsten und Conny organisierten unsere Tour im Kraftwerk – Roland brillierte in bestem englisch und buchte eine „Whalewatchingtour“ (mit Rabatt) und Gerhard wurde leicht melancholisch: „Nur noch zwei Fahrtage – ich könnte noch eine Woche weiterfahren“ – mal sehen was Gisela dazu sagt.

Tabelle Tag 25